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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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reibungslos funktionierte, und deckte Rachel dann mit einem dünnen Laken zu.
    »Ist das gut so?« Rachel nickte und rückte das Kissen unter ihrem Kopf zurecht. »Dann lasse ich euch jetzt alleine. Ich bin am anderen Ende des Flurs. Wenn ihr etwas braucht, ruft nach mir. Und denke immer daran«, sie stupste Rachel sanft in die Wange, »heute bist du vielleicht zum letzten Mal hier.«
    Als die Schwester den Raum verlassen hatte, schwand Rachels Lächeln und ging in einen Ausdruck kaum verschleierten Schmerzes über.
    »Alles in Ordnung, Süße?«
    Rachel nickte und atmete tief ein. »Das ist der schlimmste Teil. Wenn die Arznei in die Blutbahn gelangt, fühlt es sich an, als sei ich seekrank. Mir wird ganz kalt und irgendwie … bäh.«
    »Kann ich etwas tun?«
    »Sprich einfach mit mir. Wenn ich meine Augen schließe und nicht antworte, sprich einfach weiter. Manchmal muss ich mich anstrengen, damit mir nicht schwindelig wird.«
    Ellie sah, wie langsam die Farbe aus Rachels Gesicht wich und ihre Lippen weiß wurden. »Lass uns über Las Vegas reden.«
    Obwohl ihre Augen fest geschlossen waren, lächelte Rachel, und Ellie erzählte ihr alles von Las Vegas, woran sie sich noch erinnern konnte. Wohl zum hundertsten Mal schwärmte sie ihrer Mitbewohnerin von den Lichtern, den Spieltischen, den Cocktails und den Nachtclubs vor. Rachel hörte ihr zu und lachte, und als Ellie keine neue Geschichte mehr einfiel, schwiegen sie gemeinsam und lauschten auf die Geräusche der Krankenschwestern, die draußen auf dem Flur ihrer Arbeit nachgingen. Jemand beschwerte sich über die Aktenablage, und jemand anderes gab zurück, sie solle es doch einfach hinter sich bringen. Das Wortgefecht wurde hitziger, und die bissigen Kommentare, die hin und her flogen, brachten Rachel und Ellie zum Lachen.
    »Danke, dass du mitgekommen bist, Ellie.« Rachels Gesicht war blass, und an ihrem Haaransatz perlten Schweißtropfen. »Ich weiß das sehr zu schätzen.«
    »Keine Ursache. Hätte ich nur gewusst, dass du gerne Gesellschaft gehabt hättest, wäre ich schon vorher für dich da gewesen.«
    »Ach nein, du musstest doch arbeiten. Und anfangs war es viel ekliger. Der letzte Teil ist immer noch eklig, wenn sie meine Haut abrubbeln und mir diesen, du weißt schon, geben.«
    »Ich weiß.« Irgendwie konnte Ellie sich nicht vorstellen, dass Rachel jemals das Wort Einlauf über die Lippen bringen würde, obwohl sie schon mehrere Dutzend über sich hatte ergehen lassen.
    Ellie sah, wie eine Träne über das Gesicht der jungen Frau kullerte und auf das Kissen fiel.
    »Ich kann es kaum abwarten, bis das hier endlich vorbei ist. Ich kann es kaum abwarten, endlich meine Mutter wiederzusehen.«
    Ellie blinzelte, um die Tränen aus ihren Augen zu vertreiben. »Ich wette, auch sie kann es kaum abwarten, dich endlich wiederzusehen. Sie muss dich so sehr vermissen.«
    »Sie macht sich solche Vorwürfe.« Rachel blickte hoch zur Decke.
    »Meine Schwester hat mir erzählt, dass sie eine Therapie begonnen hat, weil sie starke Depressionen hat. Sie hat gesagt, dass sie glaubt, es sei alles ihre Schuld, dass sie mich hätte zwingen sollen, mit ihnen zum Strand zu kommen.« Ellie wusste nicht, was sie sagen sollte, und schwieg deshalb. Sie wusste nur ganz grob, wie es dazu gekommen war, dass ihre Mitbewohnerin alleine in Flowertown zurückgeblieben war. Es wurde nie thematisiert.
    Rachel schien mit sich selbst zu sprechen, während ihr die Tränen in die Haare liefen. »Ich will ihr einfach nur persönlich sagen, dass es meine Entscheidung war, hierzubleiben. Ich weiß, dass es bescheuert klingt, aber ich hatte Radieschen ganz alleine großgezogen. Ich hatte sie als kleines Ferkel aus dem Wurf bei McCluskys ausgesucht, sie gefüttert und ihr Gehege sauber gehalten. Ich habe dieses Schweinchen so geliebt, und ich wusste, ich würde diesen Preis mit ihr gewinnen. Ich war mir so sicher, und ich wollte Patty Samples einfach beweisen, dass sie eben nicht alles besser weiß, dass sie eben nicht die Einzige ist, die ein Schwein großziehen kann. Ich wollte einfach nur … « Sie legte den Arm über ihre Augen. Als Ellie das sah, trat sie schnell zu ihr an die Liege.
    »Tu das nicht. Tu dir das nicht an.«
    »Kann ich dir etwas erzählen? Etwas Schlimmes?« Ellie nickte. Mit einem Blick zur Tür vergewisserte sich Rachel,dass keine Krankenschwestern in der Nähe waren. »Manchmal, wenn ich daran denke, dass ich bald meinen Passierschein bekomme, dann stelle ich mir vor, wie

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