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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Gesicht.
    Mein Racheengel krümmte sich und machte dem dunklen Teil in mir Platz. Gabriellas Macht berauschte meine dämonische Seite. Doch im Gegensatz zu ihr würde Sanctifer mich niemals unterwerfen. Der einzige Engel, der Zugang zu meiner Seele gefunden hatte, war Christopher.
    Ich schloss die Augen, fassungslos angesichts dessen, was um mich herum passierte, und zutiefst entsetzt von meinen eigenen Gefühlen. Gleich würde Gabriella Massimos Flügel nehmen undsein Herz zerstören – und ein Teil von mir konnte es kaum erwarten.
    »Flieh!«, flüsterte Raffael. Er drängte mich von Massimo weg und drückte mir eine Kette mit gravierten Münzen in die Hand – ein Wächterband. »Damit kannst du im alten Kanal die Welten wechseln. Nimm den Weg durch den Lüftungsschacht im Brunnen. Sie können dir nicht folgen, weil die Schächte für ihre Flügel zu schmal sind. Im alten Kanal steht ein Boot. Du kennst den Weg. Aber halte dich von Venedig fern. Dort wird Sanctifer als Erstes nach dir suchen.«
    Ich blieb apathisch, weil ich mich davor fürchtete, in die Wirklichkeit zurückzukehren und so zu werden wie Gabriella.
    »Jetzt! Solange sie nicht mitbekommen, was um sie herum passiert«, trieb Raffael mich an und schob mich weiter auf die Tierstatuen zu. Doch erst Massimos Schrei befreite mich aus meinem Schockzustand.
    Die dunklen Engel hatten einen Kreis um ihn gebildet, Gabriellas Klauen sein Herz durchbohrt. Massimo lebte noch, doch inzwischen kniete er nicht mehr vor Gabriella, sondern vor Sanctifer. Sie stand hinter ihm und hielt seinen kraftlosen Körper, während Sanctifers hell aufglühende Hände Massimos Gesicht umschlossen. Das Herzstück seiner Engelseele gehörte nicht seinem Schatten, sondern ihm.
    Mein dämonischer Teil drängte mich, Massimos Seele zu nehmen. Sie würde mich stärken, mir Unbesiegbarkeit schenken. Ich musste sie haben – unbedingt! Was aus Massimo wurde, war mir egal.
    Raffael stieß mich zwischen die steinernen Löwen. »Sieh nicht hin!« In seinen Augen spiegelten sich Sorge und Abscheu.
    Ich wehrte mich, hinterließ blutende Spuren auf Raffaels Körper. Doch er ließ nicht locker, packte meine Taille und zerrte mich an den Tierskulpturen vorbei. Vor der Treppe versperrte er mir mit seinem breitschultrigen Körper die Sicht auf Sanctifers diabolischen Initiationsritus.
    »Lynn! Geh, bevor es zu spät für dich ist!«
    Raffaels Stimme rüttelte etwas Verborgenes in mir wach, erinnerte mich daran, dass ich ein Engel und kein Schatten sein wollte. Und erst jetzt begriff ich, dass ich kurz davorstand, einer zu werden.
    »Und was wird aus dir?«, flüsterte ich mit einer Stimme, die nicht mehr meine war.
    »Ich überlebe – wie immer«, antwortete Raffael.
    Der Schmerz in seinen Augen traf mich völlig unvorbereitet. Doch Raffael ließ nicht zu, dass ich nachhakte. Entschlossen drängte er mich die Treppe hinauf. Als ich die oberste Stufe erreicht hatte, wandte er sich ab und kehrte zu Sanctifer zurück.
    Niemand bemerkte, dass ich umdrehte, hinter einer der beiden Tierskulpturen stehenblieb und mit mir kämpfte. Erst als Sanctifer Raffaels Arm festhielt und mit einem silbernen Dolch seine Haut aufschlitzte, um dem dunklen Engel, der einst Massimo war, Raffaels Blut aufzuzwingen, rannte ich los. Davor hätte ich am liebsten neben Massimo gestanden, um an Sanctifers Stelle die Verwandlung zu vollenden.
    Unerbittlich hatte Gabriella den gebrochenen Engel in ihre Dunkelheit gehüllt, während seine Flügel allmählich ihren Glanz verloren. Schon bald würden sie schwarz sein und zerfetzt wie sein zerstörtes Herz. Das hatte Sanctifer ihm gelassen. Nur seine Seele hatte er ihm geraubt – eine Seele, die meine hätte sein sollen.

Kapitel 22
Verloren
    D as Boot war das perfekte Fluchtfahrzeug. Raffael hatte alles vorbereitet. Neben angemessener Kleidung, etwas zum Essen und Geld fand ich auch Reservekanister mit Benzin. Ich musste nur noch den Anlasser drücken, um das Speedboot zu starten.
    Viel zu langsam für ein Fluchtmanöver steuerte ich das zigarrenförmige Geschoss durch den verfallenen Kanal, schließlich wollte ich auf keinen Fall irgendwo gegen stoßen. Lenken mit ausgefahrenen Klauen war gar nicht so einfach, und ich schaffte es nicht, sie zurückzudrängen. Abgesehen davon beschränkten sich meine Erfahrungen im Kurshalten auf Boote für Tauchausflüge.
    Die Engelsmagie am Ende des alten Kanals, die Sanctifers Palast vor den Augen der Welt verbarg, zwang mich in die Knie. Ich

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