Fluch der Engel: Roman (German Edition)
mit einfachen, aber ausgesuchten Möbeln empfing mich. Eine kleine Küche mit einer Theke, ein offener Kamin, ein Badezimmer und ein Schlafzimmer, oben auf der Galerie unter dem Dach, vervollständigten die Einrichtung.
»Und, gefällt es dir?« Christopher hatte mich keine Sekunde aus den Augen gelassen.
»Ja, sehr«, antwortete ich und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Inzwischen war ich mindestens genauso verunsichert wie er. Selbst Christophers Kuss half nicht, dieses Gefühl zu vertreiben. Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen.
»Wa…s« – ich vernuschelte das Warum zu einem Was. Zu fragen,warum er mich hierhergebracht hatte, hätte die romantische Stimmung ruiniert – »was verheimlichst du vor mir?«
Christopher löste sich aus meinen Armen. Auf seiner Stirn erschien die senkrechte Falte, die mir verriet, dass etwas nicht stimmte. Schließlich wandte er sich von mir ab, um sich anstatt mit mir mit dem Verstauen meines Rucksacks zu beschäftigen. Meine Frage blieb unbeantwortet. Ein eisiger Regenguss hätte nicht schlimmer sein können. Irgendetwas musste passiert sein. Vielleicht wieder so ein dämliches Gesetz von der Dogin und ihrem Rat. Als ich jedoch das Band in Christophers Händen aufblitzen sah, verschwand meine Angst, nur mein Herz hörte auf zu schlagen.
»Du …« Christopher atmete tief durch. »Du musst nicht, wenn du nicht willst«, begann er so verlegen, dass ich gar nicht anders konnte, als dahinzuschmelzen.
Unsere Blicke fanden sich. In seinen Augen spiegelte sich unendliche Liebe. Er war dabei, mir das größte Geschenk zu machen, das er mir geben konnte. Vorsichtig, als hätte er Angst, ich würde schreiend davonlaufen, kam er auf mich zu.
»Aber ich hoffe, dass du möchtest«, flüsterte er sanft, als er vor mir stand und mir die schmale Spange mit den silbernen Engelsflügeln entgegenhielt, die seinem eigenen Wächterband glich wie ein zierlicher Zwilling.
Christopher, der Engel, der geglaubt hatte, niemals wieder lieben zu können, legte mir sein Herz zu Füßen. Er war bereit, seine Gefühle zu teilen und mir zu erlauben, die Bindung zu erwidern, mit der er an mich gefesselt war.
Überwältigt vor Glück schlang ich meine Arme um seinen Hals, und mit einem unendlichen Kuss versicherte ich ihm, dass ich nichts lieber wollte, als an ihn gebunden zu sein.
Die beiden Tage mit Christopher wurden die schönsten meines Lebens. Spüren zu können, was er fühlte, während er mich ansah, küsste und wir uns liebten, war unglaublich. Die Intensität seiner Gefühle berührte mein Herz und meine Seele – und Christopher erging es nicht anders.
Wir zögerten den Zeitpunkt unserer Abreise so lange wie möglich hinaus. Ein heftiger Gewitterregen kam uns zu Hilfe. Schließlich hatte ich noch nicht gelernt, wie ich mich mit Engelsmagie vor der Nässe schützen konnte. Leider tauchte die Sonne wieder auf. In warmen Orangetönen färbte sie den abendlichen Himmel über den Abruzzen. Wir standen am Rand des Felsplateaus und beobachteten, wie sie sich den Berggipfeln näherte.
Ich schloss die Augen, obwohl ich mich an der Almwiese mit ihrem zarten Blütenmeer und dem Panorama kaum sattsehen konnte, und versuchte, meinen Lieblingsduft in mich aufzunehmen. Er wirkte berauschend, doch das doppelte Sommergewitter überforderte meine Sinne. Christopher bemerkte, dass ich schwankte, und schlang seine Arme fester um meine Taille.
»Riechst du es auch?«, fragte ich ihn.
»Das Gewitter?« Christopher wirkte ein wenig irritiert.
»Es riecht genauso unbeschreiblich wie du. Ich habe noch keinen Engel getroffen, dessen Geruch so gut zu ihm passt wie deiner zu dir.«
»Was nur daran liegt, dass du deinen eigenen Duft nicht wahrnehmen kannst.«
»Ich habe einen eigenen Engelsduft?«
Christophers Mund verzog sich zu einem spitzbübischen Grinsen. Seine Nase streifte meine Haare entlang, schnupperte an meinem Gesicht und zog weiter, bis zu meinem Hals. Dort nahm er einen tiefen Atemzug, als müsste er sich noch einmal versichern, bevor er mir antwortete.
»Du duftest wie der Honigtau einer frisch erblühten Feuerlilie«, flüsterte er, bevor er mein Nach-Luft-Schnappen mit einem innigen Kuss erstickte, bis mir schwindelig wurde.
Als ich die Augen wieder aufschlug, wurde mein Gleichgewichtssinn erneut auf die Probe gestellt. Unbemerkt hatte Christopher mich bis zur Felskante bugsiert.
»Was hast du vor?«, fragte ich außer Atem.
»Hast du vergessen, dass du ein Engel
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