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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Körperverknotenbei Aron selbst. Außer Oktavians MacGyver-Kurs hatte er sämtliche Engelfächer gestrichen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich am Wochenende sicher nicht nur mit Lernen beschäftigt sein würde: ein wenig Fliegen in der Windmühle, ein bisschen fürs Abi lernen und ganz viel Christopher.
    Trotz intensiven Nachbohrens hatte Aron den Rest seiner Pläne für sich behalten. Mit dem Argument, ich solle so langsam mal mit dem Vertrauenschenken beginnen, brachte er mich auch am nächsten Abend auf dem alten Burghügel zum Schweigen. Mit einer Körperverknotübung zum Ausharren.
    »Deine Aufgabe ist es, dich auf deinen Körper zu konzentrieren und dein Gehirn dabei auszuschalten, nicht, die Übung schlampig zu machen, um besser nachdenken zu können.«
    »Aber ich …«
    »Lynn, halt endlich die Klappe, und mach, was man dir sagt.«
    Aron war mit seiner Geduld am Ende. Ein weiteres Aufmucken, und er würde mich zurück ins Internat schicken. Ich könnte mich in mein Bett kuscheln, meinen verbogenen Körper ausstrecken, ein paar Stunden schlafen, von Christopher träumen …
    Erschrocken keuchte ich auf, als hätte Aron mich tatsächlich geohrfeigt. »Was hast du …«
    »Wo zum Teufel bist du mit deinen Gedanken? Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nicht denken, sondern fühlen?!«
    »Ich hab doch nur …«
    »Nur an Christopher gedacht!«
    »Woher weißt du …« Dieses Mal brach ich freiwillig ab. Aron hatte das Bild aus meinem Kopf geraubt – unbemerkt! Ohne dröhnendes Klopfen im Kopf, wie ich das von der Totenwächterin kannte. Er hatte mich nicht mal berührt, wie das im Engelsunterricht geübt wurde.
    »Was habe ich falsch gemacht?«
    »Nichts. Ich kenne nur deine Schwächen. Abgesehen davon bin ich der Tutor eines Racheengels, falls du das vergessen hast. Deshalb weiß ich, wie ich dich am besten … beeinflussen kann.«
    »Du manipulierst mich?! Ohne dass ich davon etwas mitbekomme?« Arons Fähigkeit entsetzte mich.
    »Wenn du es so nennen willst, ja.«
    »Und wie machst du das?«
    »Mit einem Trick«, gab Aron zu. »Ich versuche es nicht, während du wach bist, weil du das sofort spüren würdest, sondern versetze dich in eine Art Sekundenschlaf.«
    »Einfach so?«
    »Nein. Aber genau das sollst du ja herausfinden, damit du lernst, wie du dich dagegen wehren kannst. Also: Lass das Denken sein und hör auf deinen Körper.«
    Das Ausführen eines neuen Körperknotens, ein bequem angewinkeltes Bein auf dem Boden und ein unangenehm gewinkeltes an meinem ebenfalls gebeugten Ellbogen, beanspruchte meine ganze Konzentration. Die Position zu halten war einfach. Meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen, wesentlich schwieriger. Als Christophers Bild in meinem Kopf auftauchte, vernichtete Aron erneut mein Phantasiegespinst.
    »Nein, bleib so, wie du bist. Wir probieren’s gleich noch mal.« Doch auch die nächsten Versuche endeten bei Christopher und einer gedanklichen Ohrfeige.
    »Kannst du nicht wenigstens ein paar Minuten lang nicht an ihn denken? Das wird komplizierter, als ich dachte«, seufzte Aron und warf mir seinen sandfarbenen Pullover zu.
    »Und was bitte soll ich damit?«
    »Ihn anziehen, was sonst?«, erklärte Aron mit einem Schulterzucken.
    »Um mich zu wärmen? Mir ist nicht kalt.«
    »Dann stell dir eben vor, zwischen den Linden würde noch Schnee liegen.«
    »Aber …«
    »Und streich das Aber aus deinem Wortschatz! Zieh ihn an, solange du deine Muskeln dehnst. Danach kannst du ihn mir zurückgeben und ins Internat verschwinden.«
    Zum Abschied strich Aron mir noch eine Strähne, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatte, hinters Ohr. Warum er das mit dem Pullover und den Haaren getan hatte, wurde mir schnell klar.
    Christophers Nasenflügel bebten für den Bruchteil einer Sekunde, als er mich kurz nach Mitternacht auf dem Weg in mein Zimmer abfing. Mit seinem geschärften Geruchssinn erkannte er sofort, dass Aron mir näher gekommen war als sonst. Er fragte nicht nach, sondern zog mich stattdessen in seine Arme. Doch das Grün seiner Augen funkelte beängstigend hell.
    Der Gedanke, dass es zu Arons Plan gehören könnte, Christophers Eifersucht heraufzubeschwören, hielt mich die halbe Nacht wach. Kein Wunder, dass es mir am nächsten Tag schwerfiel, meine Müdigkeit zu verbergen. Nach den langen Nächten im Verlies und dem anstrengenden Sekundenschlaftraining fühlte ich mich wie ausgebrannt. Aber als Engel konnte ich an Schlafmangel ja nicht sterben, sondern nur

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