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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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mich hundeelend fühlen. Zum Glück war morgen Freitag.
    Während des Unterrichts schaffte ich es gerade so, nicht einzuschlafen. Dass ich am Abend beim Biolernen auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum neben Christopher ungewollt ein Nickerchen hielt, konnte ich allerdings nicht verhindern.
    »Wenn Aron dich schon die halbe Nacht im Schloss behält, sollte er dir auch ein paar Stunden Schlaf gönnen«, grummelte Christopher, als ich aufwachte.
    »Wollten wir nicht Bio lernen? Warum hast du mich nicht geweckt?«, murmelte ich schlaftrunken.
    »Weil Schlafen noch ein paar Jahrzehnte für dich notwendig bleiben wird.« Schlagartig war meine Müdigkeit verschwunden. Christophers scharfer Tonfall und sein grimmiges Gesicht erschreckten mich. Als er meine Reaktion bemerkte, zwang er sich zu einem Lächeln. Die senkrechte Stirnfalte blieb.
    »Rede mit ihm. Bitte Aron, dir ein wenig mehr Freiraum zu lassen. Auch ein Racheengel hat Grenzen.«
    Christopher sprach nicht von mir. Er würde das Gesetz übertreten und ins Schloss der Engel gehen, um meinen Tutor zur Rechenschaft zu ziehen, falls Aron zu weit ging.
    Ich verzichtete darauf, Aron um mehr freie Zeit zu bitten. Er quälte mich nur, damit ich das Jahr bei Sanctifer überstehen konnte. Und obwohl ich noch immer müde war, hielt ich ein paar Stunden später meine verschlungene Position mit höchster Konzentration.
    Aron saß mir gegenüber auf einer Decke, die er zwischen den Linden ausgebreitet hatte, und beobachtete mich. Meine Augenlider fühlten sich schwer an. Langsam klappten sie zu. Christopher stand vor mir. Ich verscheuchte ihn und sammelte meine Gedanken. Mir war klar, dass Aron mich beeinflusste. Ich musste nur herausfinden, wie.
    Ein leichter Hauch kitzelte meinen rechten Arm entlang, verschwand und kehrte wieder. Hoffnungsvoll stürzte ich mich auf diese Empfindung. Etwas Kaltes umspülte meine Stirn, ließ die Haare in meinem Nacken kribbeln. Ein wenig erinnerte mich dieses Gefühl an die Kälte, die ich in Sanctifers Refugium im Kerker des Dogenpalastes gespürt hatte. Vielleicht hatte auch er versucht, mich in einen Sekundenschlaf zu versetzen. Hatte ich ihn deshalb beinahe mit Ihr angesprochen, obwohl ich mir vorgenommen hatte, beim Du zu bleiben? Je intensiver ich darüber nachdachte, umso schwerer fiel es mir, konzentriert zu bleiben. Schließlich erschien Christophers Bild wieder vor meinen Augen, gefolgt von einem derben imaginären Tritt.
    »Noch einmal!«, befahl Aron im Sklaventreiberton. Als ich zusammenzuckte, setzte er deutlich milder hinzu: »Ich habe gespürt, dass du etwas wahrnehmen konntest. Du bist nicht mehr weit davon entfernt.«
    Trotz Arons Aufmunterungsversuch scheiterte ich erneut. Die Angst vor Sanctifer erdrückte mich. Aron ließ mich weiterüben, weil er davon überzeugt war, dass ich kurz davorstand, die Lösung zu finden. Im Morgengrauen gab auch er sich geschlagen. Gut,dass endlich Freitag war. Ein Wochenende in der Windmühle mit Christopher hatte ich bitter nötig.

    Nach der letzten Schulstunde packte ich in Höchstgeschwindigkeit meine Reisetasche. Ganze zweieinhalb Tage nur Christopher und ich!
    Mein Freudentaumel endete an der Zimmertür. Christopher sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen verwundert an.
    »Was hast du vor?«
    »Warum?«, fragte ich verunsichert. Hatte er etwa unser Mühlenwochenende vergessen?
    »Hat Aron dir nicht gesagt, dass du dieses Wochenende auf dem Internat bleiben sollst?«
    »Nein« – das hatte er wohl vergessen. Vermutlich bestrafte er mich mit Christopherentzug, weil ich es nicht schaffte, diesen Engel aus meinem Kopf zu bekommen.
    Frustriert ließ ich meine vollgepackte Tasche fallen, obwohl ich sie am liebsten gegen die Wand gedonnert hätte. Oder gegen Aron – aber das konnte ich ja später noch tun.
    Christopher sah mich fragend an. Natürlich spürte er, dass ich sauer war. Ich riss mich zusammen. Schließlich wollte ich nicht, dass er die Grenzen überschritt und sich mit Aron anlegte.
    »Dann eben ein gemeinsames Wochenende im Internat«, tröstete ich mich.
    »Allerdings nicht mit mir«, klärte Christopher mich auf. »Ich wurde gebeten, mein Zimmer im Schloss zu räumen.«
    Coelestin hatte ihm bis Sonntagnachmittag Zeit gegeben, um sich von seinen Schülern und Freunden zu verabschieden. Dass ich Christopher im Schloss der Engel nicht begegnen durfte, verstand sich von selbst. Doch darin lag nicht das Problem. Christopher hatte den größten Teil seines Lebens im Schloss der Engel

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