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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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hat?«, versuchte Christopher mich aufzumuntern.
    Ich schüttelte den Kopf und kuschelte mich an seine Brust, um meine sich widerstreitenden Gefühle zu verbergen. Also damit hatte Aron ihn ruhiggestellt. Mit dem Versprechen, dass er mich in Venedig treffen durfte. Im Ballett. Bei Dornröschen – wie überaus romantisch!
    Was genau plante Aron? Bisher hatte er mich entweder vertröstet oder getriezt, sobald ich nachgefragt hatte, wie er Christopher erklären wollte, dass ich für ein Jahr von der Bildfläche verschwinden würde.
    Wollte er ihm weismachen, dass mein Unterricht meine ununterbrochene Gegenwart in der Eremitage voraussetzte? Oder im Schloss der Engel, das Christopher nicht mehr betreten durfte? Das würde Christopher ihm bestimmt nicht abkaufen! Doch die Alternative, dass Aron ihn in einem von Schutzwällen umgebenenGefängnis einsperrte, gefiel mir noch viel weniger. Vielleicht hatte Aron deshalb geschwiegen.
    Ein leiser Schluchzer entkam meiner Kontrolle. Christopher zog mich dichter an sich heran.
    »Es wird leichter werden«, versprach er mir. »Ich habe mich lange mit Coelestin unterhalten. Er will mit Aron reden. Auch er ist der Meinung, dass dein Tutor dir zu viel abverlangt. Er wird ihn dazu bewegen, dir abends und an den Wochenenden freizugeben.« Der Hauch eines Kusses streifte meine Schläfe. »Schließlich kannst du auch von mir etwas lernen«, flüsterte Christopher. »Fliegen zum Beispiel.« Seine Lippen wanderten weiter. »Oder dich gegen Engelsmagie zu wehren.« – Oder gegen Sanctifer!
    Christophers Mund fand den meinen. Sanft, aber viel zu schnell, huschte er über meine Lippen hinweg. Ich zog ihn zurück.
    »Küss mich!«, drängte ich. Lieber wollte ich in Christophers Armen das Bewusstsein verlieren, als daran zu denken, vielleicht nie wieder von ihm festgehalten zu werden.

    Mit unbewegter Miene klopfte Christopher an die hölzerne Tür der Einsiedelei, die wie ein uneinnehmbares Adlernest hoch über Sulmona thronte. Er ließ sich nicht anmerken, was in ihm vorging, als er mich bei meinem Tutor ablieferte. Erst kurz bevor sich die Tür hinter mir schloss, zeigte er, wie verbittert er war. Gut, dass er nicht wusste, dass ich die Enttäuschung in seinen Augen gesehen hatte, als er sich abwandte.
    Aron hielt mich fest, damit ich nicht zur Tür stürmen und mich in Christophers Arme werfen konnte.
    »Du musst stark sein, wenn du ihn retten willst«, trichterte Aron mir ein, während seine Hände wie zwei Schraubstöcke meine Taille umschlossen. »Er liebt dich. Auch in einem Jahr noch, wenn du zurückkommst.«
    »Und wenn ich nicht zurückkomme? Was, wenn ich versage?« Meine Stimme brach.
    »Das wirst du nicht. Dazu liebst du Christopher viel zu sehr.«
    Aron ließ mir keine Zeit, mich in meinem Kummer zu verlieren oder mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was mich bei Sanctifer erwartete. Neben endloser Körperverknotmeditation in einer kleinen, spartanisch eingerichteten Zelle tief im Inneren des Berges, triezte er mich zwei Tage lang mit Traumbilderabwehren. Ich hielt ihnen stand, bis er am dritten Tag begann, sein Training zu verschärfen. Als sein aus Himmelslichtern gewobener Umhang sich wie vereiste Säure auf meinen verknoteten Körper legte, knickte ich ein und verlor mal wieder das Bewusstsein.
    »Trink etwas. Für heute reicht das«, hörte ich Arons Stimme, als er versuchte, mir Orangensaft einzuflößen. Er klang genauso angegriffen, wie ich mich fühlte. Doch in seiner Stimme lag ein weiterer Beigeschmack: Zweifel mit einer Prise Besorgnis.
    Unter Für heute reicht das eine Pause zu verstehen, erwies sich als falsch. Immerhin verzichtete Aron den Rest des Tages darauf, mich zu dem gefühllosen Superengel machen zu wollen, der ich offenbar werden sollte. Unterricht bekam ich trotzdem. Erfolgloses Flugtraining, bei dem Aron mir das Starten beibringen wollte, und anschließend ein wenig Waffenkunde.
    »Du weißt, dass du aus Himmelslichtern eine Waffe weben kannst. Ich habe den Raum hier angereichert, damit du sie leichter findest«, erklärte Aron geduldig.
    »Du willst, dass ich eine Waffe webe?!« Die Bilder von Susan, wie sie drohend über mir stand und danach mit ihrem Schwert meinen Rücken aufschlitzte, waren mir gut in Erinnerung geblieben.
    »Ja.« Aron verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Dass er vor der Tür des fensterlosen, mit Trainingsmatten ausgelegten Raums stand, war sicher kein Zufall. Hier drinnen knisterte es geradezu vor

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