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Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Schrat bitter.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Mythor bedauernd. »Ich erinnere mich nicht, wie sie früher war.«
    »Gibt es gar keine Erinnerungen?«
    »Keine. Nur Leere. Es ist, als wäre ich vor wenigen Tagen geboren worden.«
    »Vielleicht bist du es. Vielleicht hat Yorne dich geschaffen? Hexen verfügen über große Kräfte. Vielleicht lebst du nicht wirklich… bist nur ein Trugbild…«
    »Du verstehst es, einem Mut zu machen«, sagte Mythor mit halbem Lachen. »Aber wenn ich Ilfa recht verstanden habe, sagte Yorne, daß ich mit Vergessen geschlagen sei und daß meine Erinnerung fern von mir sei. Von einem Kelch der Erinnerung war die Rede…«
    »Es gibt einen Kelch der Erinnerung«, unterbrach ihn der Schrat.
    »Wo?«
    »Wohin wir gehen. In Rithumon. Aber es wird nicht leicht sein, an ihn heranzukommen mit dem Kruukdorf vor der Nase. Und wenn es uns gelingt, gibt es keine Gewißheit, daß er noch da ist, und es gibt keine Gewißheit, daß er noch enthält, was er einst enthalten haben mag. Und es birgt Gefahren, die du bedenken solltest…«
    »An welche denkst du?«
    »Die Chance, daß deine Erinnerungen in diesem Kelch sind, halte ich für sehr gering. Es ist ein Aegyr-Kelch. Vielleicht wäre dein Kopf plötzlich voll von fremden Erinnerungen…«
    »Alles wäre besser als diese Leere.«
    »Es mag auch dein Tod sein, Mythor. Die Aegyr besaßen gefährliches Wissen.«
    Eine Weile gingen sie schweigend. Dann sagte Mythor: »Ich weiß nicht, ob ich den Tod richtig einschätze. Ich fürchte ihn nicht. Ich lebe erst seit einigen Tagen, und ich wehre mich meiner Haut. Aber der Tod würde mich nicht abschrecken, etwas zu wagen. Und weil wir vom Tod reden, kommt mir noch etwas in den Sinn, das Yorne sagte… so jedenfalls berichtete es Ilfa. Yorne sagte, ich würde für alle Zeiten ihr Gefangener sein und nie wieder für die Lichtwelt kämpfen…«
    »Oh!« entfuhr es dem Schrat. Er wandte sich zu Mythor um und starrte ihn an.
    »… Und daß ich nicht sterben dürfte, um nicht wiedergeboren zu werden. Das sagt mir, daß der Tod nicht das Ende ist. Es bestätigt auch, daß ich gelebt habe… daß ich nicht Yornes Schöpfung sein kann. Ich habe für die Lichtwelt gekämpft. Das erklärt auch, warum ich so vieles vermag, das man nur durch Übung und Ausdauer erlernt… mit dem Schwert zu kämpfen, zum Beispiel…«
    »Es beweist noch etwas«, warf Fryll ein.
    Mythor sah ihn fragend an.
    »Daß du vor ALLUMEDDON gelebt hast, wohl sogar in den Tagen ALLUMEDDONS gekämpft hast. Denn seither gab es keine Schlachten mehr zwischen Licht und Finsternis… keine, von denen ich weiß. Aber ich weiß von Legenden, die sagen, daß die Helden von ALLUMEDDON wiedergeboren werden.«
    Mythor lachte unsicher. »Wir sollten aufhören, von Legenden und Möglichkeiten zu reden. Nur die Erinnerungen wissen die Wahrheit. Und wenn der Kelch in Rithumon sie nicht enthält, werde ich weitersuchen.« Entschlossen fügte er hinzu: »Ich werde zu Eroice gehen. Sie wird wissen, was auch Yorne gewußt hat. Sie muß einige Antworten auf meine Fragen haben…«
    »Nein!« entfuhr es dem Schrat. »Du kennst ihre Macht noch nicht. Sie würde nur dasselbe mit dir tun wie Yorne. Laß uns erst anderes versuchen. Ich habe noch einen Plan.«
*
    Als die Abenddämmerung kam, wandte der Schrat sich wieder waldwärts. Es war kaum noch etwas zu sehen, doch er fand mit schlafwandlerischer Sicherheit seinen Weg. Schließlich wurden seine Bewegungen sehr vorsichtig. Er tastete sich mit seinem Stock voran und murmelte dabei halblaut. So erreichten sie einen Baum, dessen gewaltige Ausmaße sich in der Dunkelheit nur mehr erahnen ließen.
    Fahles Geisterfeuer umfloß plötzlich den Knauf von Frylls Stock. Der Schrat schien es erwartet zu haben, denn er nickte zufrieden.
    »Haut ab!« rief eine schnarrende Stimme irgendwo von oben aus der Dunkelheit. »Haut ab, Gesindel!«
    Und als sie nicht gleich gingen, flogen Zapfen und Aststücke und ein halbverfaulter Apfel herab.
    »He!« rief Fryll. »Garnoth! Schimpfst du einen alten Freund Gesindel?«
    »Tildis Busen! Wenn das nicht der alte Fryll ist! Aber du bist nicht allein…!«
    »An meiner Seite ist Mythor. Er ist ein Freund. Seinetwegen komme ich zu dir. Benutzt du noch immer diesen dummen Aufzug?«
    »Allerdings.« Der Bewohner des Baumes kicherte. Gleich darauf erschien ein Korb aus Weidengeflecht, der kaum genug Platz für einen Mann bot.
    Mythor folgte widerwillig, als Fryll ihn hineinschob. Gleich darauf

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