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Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Kleider herauszusuchen – seinen ledernen Kittel, das Schnürhemd, die hochschäftigen Schuhe. Er kleidete sich an. Ilfas Kleider schnürte er mit ihrem Gürtel zusammen. Dann tastete er, bis er ihr kurzes Schwert und den Köcher mit Pfeilen gefunden hatte. Er nahm alles und zwängte sich damit in den hellen Raum. Dort legte er Ilfas Sachen nieder und zog seinen Dolch.
    Als er zum Eingang schlich, berührte ihn plötzlich ein Hauch eisiger Luft. Einen Atemzug lang glaubte er zu erstarren, dann löste sich die Kälte im Raum auf, aber die Luft, die vom Eingang hereindrang, ließ ihn immer noch frösteln. Waren die Nächte im Wald so kalt?
    Doch er wußte instinktiv, daß es keine natürliche Kälte war.
    Eine Stimme, die dumpf und kalt und nicht ganz menschlich klang, sagte barsch: »Fryll! Du hast nicht vergessen, wer ich bin?«
    »Nein, Hogun.« Furcht war in der Stimme des Schrats, tapfer unterdrückte Furcht.
    »Gut. Und du weißt auch, für wen ich reite?«
    »Für deine Herrin Eroice.«
    »Doppelt gut, Fryll. Und du weißt auch, was ich vermag, wenn man mir nicht gehorcht?«
    »Ja.«
    »Dann berichte allen Kreaturen, die den Wald bewohnen, weshalb ich hier bin. Ich suche einen mit Namen Mythor, einen dunkelhaarigen Krieger…«
    »Weshalb suchst du ihn?«
    »Wenn du leben willst, Zwerg, zügle deine Neugier, und sage deinesgleichen, daß ich wiederkommen werde, und daß jeder, der diesem Mythor Hilfe oder Unterschlupf gewährt, die Qualen der Kälte kennenlernen wird, und daß ich diesen Wald in eine Landschaft aus Eis verwandeln werde…!«
    Mythor wappnete sich, aber er hörte gleich darauf den Schrat sagen:
    »Es ist gut, Hogun. Wir tun wie immer, was du verlangst. Wenn dieser Mythor hier auftaucht, werden wir ihn für dich gefangennehmen. Hast du eine Spur?«
    »Bis zu den heißen Quellen. Es gibt nicht viele Wege von dort aus. Sei also gewarnt, Schrat.«
    »Das bin ich, Hogun. Wir werden die Augen offen halten!« Frylls Stimme zitterte merklich bei diesem Versprechen. Aber der andere schien es in seiner Arroganz nicht zu merken.
    »Ich werde wiederkommen, Fryll. Meine Herrin ist nicht eine, die aufgibt. Und mich hat noch kein Lebender hintergangen… ohne es zu bereuen!«
    Stille folgte den Worten, und nach einem Augenblick spürte Mythor auch den Rest von Kälte schwinden; und noch eine Weile später begann der Wald auch wieder zu leben.
    Mythor verbarg sich neben dem Eingang, aber Fryll erschien nicht. Schließlich schlich Mythor durch das Wurzelwerk hinaus. Es war ziemlich dunkel. Ein Stück Himmel zwischen den hohen Baumkronen war düster-grau. Es war die Zeit der Dämmerung – Morgendämmerung, vermutete Mythor.
    Der Schrat war nicht zu sehen. Er machte wohl die Runde, um vom Besuch dieses Hogun zu berichten.
    Mythor überlegte, ob er einfach verschwinden sollte. Aber es gab zu viele Dinge, die er wissen mußte. Zudem war er neugierig, welche Pläne der Schrat verfolgte. Offenbar hatte er nicht vor, ihn an die Hexe auszuliefern, und das trotz dieser schrecklichen Drohung.
    Mythor nutzte die Gelegenheit, sich in Frylls Unterschlupf umzusehen. Es gab mehrere Kammern, alle klein und dunkel. In einer fand er ein Sammelsurium von Töpfen und Kesseln aus Holz und Ton und Metall; in einer anderen leere und verschlossene hölzerne Flaschen, wohl die Beerenfeuervorräte des Schrats; in einer dritten waren Äpfel, Knollen und Wurzeln, getrocknete Pilze und Kräuter, Schalen mit Honig, mit Salz und mit Körnern, und allerlei anderes Zeug. Der Schrat hatte in der Tat gut sortierte Vorratskammern. Aber außer zwei Messern und einer einschneidigen Axt, die wohl als Werkzeuge dienten, fand Mythor keinerlei Waffen. Das kostbare Schwert, das Fryll ihm am Vorabend gezeigt hatte, blieb unauffindbar. Es wurde eine Geduldsprobe für Mythor. Und als der Schrat endlich zurückkam, mißlang der Hinterhalt.
    Fryll hielt in sicherer Entfernung an und rief: »Raegeseder sagt, daß mir Gefahr droht. Ich nehme an, du lauerst auf mich… bis an die Zähne bewaffnet!«
    Mythor fluchte lautlos. Bevor er sich entschließen konnte zu antworten, fuhr der Schrat fort: »Kommst du heraus, daß wir in Frieden reden? Oder willst du mit meiner Magie Bekanntschaft machen?«
    Mythor zögerte. Die Magie des Kleinen würde wohl nicht sehr mächtig sein, aber seit er Yornes Klauen entronnen war, erfüllte bereits der Gedanke an Magie ihn mit Unbehagen.
    Er trat an die Eingangsöffnung und sah den Schrat in einiger Entfernung zwischen den

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