Fluch der Hestande
ging es aufwärts mit einem magenumdrehenden Schwung. Oben – die Höhe ließ sich in der Dunkelheit nicht abschätzen – ergriff ihn eine kleine Gestalt und zog ihn aus dem Korb, der wieder nach unten sank.
»Tildis Busen! Wenn mir der Zauber nicht bekannt wäre, hätte ich mich mit dir ganz schön plagen müssen. Aber sei willkommen. Ich bin Garnoth! Ich bin der Meister dieses Baumes…« Ein Zittern ging bei diesen Worten durch das Geäst, und Garnoth verstummte rasch.
Er war ein Schrat wie Fryll. Selbst bei näherem Hinsehen fiel Mythor kaum ein Unterschied zu Fryll auf – dasselbe knorrige Gesicht, dasselbe strähnige Haar, dieselbe Rindenhaut, dieselbe wuchtige Nase, den breiten Mund, die gelben Augen hinter den dicken Tränensäcken. Lediglich der Schlapphut fehlte. Sonst trug auch dieser kleine Kerl ein zerschlissenes, sackartiges Gewand. Er hatte keinen Stock bei sich, aber dafür eine recht seltsam geformte Wurzel um den Hals hängen.
Die Äste des Baumes waren wunderbar verwachsen. Sie bildeten eine Art Kuppel rund um den Stamm. Unter den Füßen war das Astwerk so dicht, daß der Schrat mühelos darauf gehen konnte, ohne durchzubrechen. Mythor war allerdings vorsichtig und hielt sich nur dort auf, wo er kräftige Hauptäste unter sich wußte.
Es war ziemlich düster, denn die verwachsenen Äste ließen nur an Öffnungen Licht ein, und selbst dieses war vom dichten Laub der Krone bereits stark gedämpft. Er sah ein Lager von Laub und Gras, und verschieden geformte Gefäße aus Holz, die an kleinen Zweigen hingen und mit allerlei verschieden riechenden Dingen gefüllt waren.
Während der Schrat entrückt stand, mit einer Hand die Wurzel an seinem Hals hielt und dabei halblaut murmelte, kam der Korb mit Fryll am Stamm hoch und durch die Öffnung im Boden.
»Guter Zauber«, sagte Fryll anerkennend.
Garnoth grinste geschmeichelt.
»Woher weißt du ihn?« fragte Fryll neugierig. »Tildi?«
»Ja ja. Ich war ihr… gefällig.« Er seufzte in wonniger Erinnerung.
»Ja, sie belohnt eine gute Tat immer mit nützlichen Dingen«, stimmte Fryll zu. »Ich werde dir deine Hilfe auch mit nützlichen Dingen entgelten.« Er stellte eine Holzflasche zu seinen Füßen nieder.
»Beerenfeuer«, sagte Garnoth andächtig. »Ein ganzer Hölzel!« Er wollte danach greifen, aber Fryll schob seine Hand zur Seite. »Wir wollen erst feststellen, ob du uns helfen kannst.«
»Gut, gut«, erwiderte Garnoth eifrig. »Ein Schrat wie ich weiß immer Rat…«
»Rat ist nicht genug.« Fryll schüttelte den Kopf. Er deutete auf Mythor. »Das ist mein Freund Mythor.«
Garnoth zuckte die Schultern. »Menschen sind ganz amüsant. Aber ich würde ihnen nicht trauen.«
»Hast du so schlechte Erfahrungen mit uns gemacht?« warf Mythor ein, der die Unterhaltung verwundert verfolgt hatte.
»Ich?« Garnoth schüttelte den Kopf. »Tildi bewahre! Nein! Ich habe es gar nicht so weit kommen lassen!«
»Woher willst du dann wissen…?« begann Mythor.
»Man hört, was man hört. Daß ich mich jetzt mit einem Menschen einlasse, auch wenn er dein Freund ist, wird mir sicher noch viel Kummer bereiten und verdient schon, mit Beerenfeuer belohnt zu werden.«
Er warf einen verlangenden Blick auf die Flasche.
»Wir sollten lieber gehen«, sagte Mythor. »Ich glaube nicht, daß er sehr hilfreich sein wird.«
»Das ist wahr«, stimmte Fryll zu. »Aber der Baum ist hoch. Wir würden uns das Genick brechen, wenn wir hinabzuklettern versuchten. Und ich kenne den Zauber nicht, der uns nach unten bringen kann.«
Mythor verzog das Gesicht. »Mußtest du ihm auf die Nase binden, daß du ihn nicht kennst? Er hätte vielleicht…«
»Siehst du, was ich meine?« rief Garnoth. »Die Menschen sind alle Tricker…!«
»Du bist nicht sein Freund. Was erwartest du?« erwiderte Fryll. Und zu Mythor sagte er: »Du mußt wissen, daß auch Garnoth ein großer Tricker ist, der seine Gäste auf seinen Baum lockt, den sie ohne seine Hilfe nicht mehr verlassen können. Aber er weiß auch, daß er das Beerenfeuer von mir nur in einem ehrlichen Handel kriegt und daß wir zu mächtig und zu klug sind für eine Falle wie diese.«
Mythor nickte. »Das ist gut. Sonst müßten wir Feuer an seinen Baum legen…«
Der Baum zuckte zusammen, und Garnoth wurde blaß.
»Du hast schreckliche Freunde«, sagte der Schrat. »Laß es uns hinter uns bringen!«
Fryll nickte. »Mein Freund hat sein Gedächtnis verloren. Kannst du helfen, es wiederzufinden?«
»Sein ganzes
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