Fluch der Leidenschaft
ein, noch ehe der rot angelaufene Graf explodieren konnte. »Das ist eine passende Verbindung, und sie hat meinen Segen. Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern. Aber es gibt ja noch jede Menge Beute im Land zu holen, und ich verspreche Euch, Ihr könnt Euch aussuchen, was Ihr wollt. Ihr seid hart geritten. Ruht Euch aus. Esst. Trinkt. Ihr seid willkommen. Wir brechen bald auf, um Warbrick und Belleme einen Denkzettel zu verpassen. Ihr könnt Euch mit Euren Männern uns anschließen.«
Imogen bemerkte, dass diese Bemerkung Lancaster beunruhigte, denn er stellte zwar immer das Kontingent an Soldaten, zu dem er als Vasall verpflichtet war, zog aber nicht selbst in die Schlacht.
Sie wandte sich ihrem Gemahl zu und sah, dass er sie auf diese katzenartige Weise belauerte, die sie hasste. Sie wusste, dass er wartete, ob sie ihre Jungfräulichkeit bekannt geben würde, und sich bereit machte, gegebenenfalls zu intervenieren. Sie fragte sich, wie er das zuwege bringen wollte, und war schon fast versucht, es auszuprobieren …
Er ergriff ihre Hand und erhob sich. »Würdet Ihr uns entschuldigen, Sire? Graf Lancaster.« Letzteres war keine Bitte.
»Natürlich, natürlich«, erwiderte Henry vergnügt. »Fort mit euch!«
Es schien, als wolle Lancaster einen Einwand erheben, doch ein Blick auf FitzRoger belehrte ihn eines Besseren.
Auch Imogen dachte daran zu widersprechen, aber eigentlich gab es nichts, was sie hätte einwenden können – es wäre sogar anstandslos akzeptiert worden, wenn sie und FitzRoger sich eine ganze Woche lang in ihre Gemächer zurückgezogen hätten. Dennoch fühlte sie sich durch diese offenkundige Zurschaustellung von Besitzverhältnissen gedemütigt.
»Wir sind verheiratet«, erklärte sie, als sie in ihrem Gemach angelangt waren. »Du hast gewonnen. Du musst es ihm nicht auch noch so deutlich unter die Nase reiben.« Ärgerlich schaute sie zum Fenster hinaus und versuchte, Raum zwischen ihm und ihr zu schaffen.
»Wie argwöhnisch du bist. Lancaster kann meinetwegen ersticken, aber Henrys Geduld ist nicht grenzenlos.«
Imogen drehte sich zu ihm um. »Wie meinst du das?«
»Er wartet darauf, dass die Huren wieder zurückkommen.«
»Was? Aber ich habe gesagt, sie dürfen nicht in den Saal. Zu Zeiten meines Vaters …«
»Dein Vater hatte seine Arrangements, aber du kannst ja wohl kaum erwarten, dass der König ins Dorf marschiert oder sich im Dunkeln in die Badestube stiehlt.«
Imogen stotterte fast. »Mein Vater hatte keine solchen Arrangements. Er hat meine Mutter sehr geliebt!«
»Werde erwachsen, Imogen. Deine Mutter ist seit zwei Jahren tot und war viele Jahre ihres Lebens krank. Du hast zwei Halbbrüder und eine Halbschwester, die in Gloucester erzogen werden. Wenn du deine Pflichten aufnimmst und die Bücher durchsiehst, wirst du feststellen, dass dein Vater gut für sie gesorgt hat.«
»Brüder …« Imogen schloss abrupt den Mund und versuchte, ihren wirren Kopf zu ordnen. Dass FitzRoger gelogen hatte, hielt sie jedoch für ausgeschlossen. »Woher weißt du das?«
»Die Geschäfte von Carrisford wurden auf Eis gelegt, aber nicht ganz eingestellt. Jemand musste die Zahlungen bewilligen.«
Sie wollte protestieren und erklären, dass er seine Autorität überschritten habe, aber wie er gesagt hatte, jemand musste sich um solche Dinge kümmern. Sie war selbst schuld, wenn sie sich durch persönliche Angelegenheiten von ihren Pflichten abhalten ließ.
»Morgen«, sagte sie, »werde ich hier die Verwaltung übernehmen.«
»Hervorragend. Dann kannst du auch selbst ausrechnen, was du mir schuldest.« Noch ehe sie darauf etwas entgegnen konnte, meinte er: »Es überrascht mich, dass Lord Bernard nicht wieder geheiratet hat, vor allem, da er keinen Erben hatte.«
Diese Information über ihren Vater war noch zu frisch. Sie sollte Brüder und Schwestern haben? »Manche Männer nehmen die Ehe ernster als andere, Mylord Bastard«, erklärte sie.
Er kniff die Augen zusammen. »Ich versichere dir, niemand nimmt die Ehe ernster als ein unehelicher Sohn. Falls du sterben solltest, ohne mir mindestens zwei Söhne zu gebären, Imogen, werde ich bei der ersten Gelegenheit sofort wieder heiraten.«
Imogen ließ sich auf das Bett fallen. »Du bist wirklich ein schrecklicher Mann.«
»Natürlich. Dafür bin ich schließlich bekannt.« Er lehnte sich an einen Bettpfosten. »Willst du mir damit sagen, du möchtest, dass ich dich für den Rest meines Lebens in Keuschheit betrauere? Das wäre kaum
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