Fluch der Leidenschaft
überzeugt, dass du im Lauf der Zeit gut mit mir zurechtkommen wirst. Ich bin bereit zu warten, wenn ich es kann.«
»Wenn du es kannst?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Ich werde warten. Aber du musst versuchen, mit deiner Angst fertig zu werden. Und es wäre hilfreich, wenn du nicht dauernd zu diesem Priester laufen würdest, der deine Ängste nur noch mehr schürt.«
»Ich bin nicht … ich gehe nicht … Wieso sollte ich dir glauben anstatt ihm?«
»Aus gar keinem Grund. Aber es gibt auch noch andere Meinungen. Vielleicht möchtest du, wenn wir einmal die Gelegenheit dazu haben, mit mir zum Kloster in Grimstead reiten und mit dem dortigen Abt sprechen. Ich kenne ihn; meiner Meinung nach ist er ein guter und weiser Mann.«
Imogen nickte, erleichtert über solch einen vernünftigen Vorschlag. »Ja, das würde ich gerne tun.«
»Gut. Ich versichere dir, das Letzte, was ich möchte, ist, dich gegen dein Gewissen zu etwas zu zwingen. Aber diese Situation muss irgendwann ein Ende haben.«
»Vor allem jetzt, wo Lancaster da ist.«
Er warf ihr einen raschen, scharfen Blick zu. »Genau.«
Imogen fasste ihren Kelch fester. »Was meintest du vorhin mit ›Stellung‹ und ›Achtsamkeit‹?«
Er lehnte sich zurück und nippte an seinem Wein. »Wenn ein Mann behutsam vorgeht, bluten die meisten Frauen nur wenig, und es tut auch kaum weh, und wenn du im Bett nicht auf dem Rücken liegen würdest, wäre wahrscheinlich gar kein Blut auf dem Laken.«
Imogen wollte etwas sagen, doch dann schloss sie den Mund wieder. Sie hatte Fragen, fühlte sich aber nicht imstande, sie zu formulieren. Aber es gefiel ihr, dass er ihre Frage so direkt beantwortete. Sie war daran gewöhnt, immer nur gesagt zu bekommen, dass sie sich nicht über alles Mögliche ihr hübsches Köpfchen zerbrechen solle.
Sie sollte ihm von Warbrick und Janine erzählen. Doch bei dem bloßen Gedanken daran spürte sie schon Panik in sich aufsteigen.
Also musste sie es anders versuchen. »Ich bin bereit, meine Pflicht zu tun, Lord FitzRoger. Ich bin sicher, wenn Ihr es einfach nur tätet , wäre alles gut.«
Sie war sich nicht sicher, aber wenn er schnell machte, dann wäre doch bestimmt alles vorbei, noch ehe sie an ihre schlimmsten Befürchtungen überhaupt denken konnte.
»Vielleicht kommt es irgendwann so weit, Imogen, aber eigentlich ist das nicht meine Art. Ich hoffe, dass wir eine bessere Lösung finden.« Er drehte seinen Kelch gedankenvoll in den Händen und musterte sie dann. »Du magst das vielleicht nicht wahrhaben, aber es wäre letzte Nacht nicht leicht gewesen, die Ehe zu vollziehen. Vielleicht lag das daran, wie sehr du dich gegen mich gewehrt hast, oder auch an deiner körperlichen Verfassung, aber ich hätte nur mit großem Kraftaufwand in dich eindringen können.«
Das hatte sie nicht gewusst. »Es tut mir leid.«
»Ich weiß nicht genau, ob es dir möglich ist, darauf Einfluss zu nehmen, aber sicherlich wird es dir helfen, wenn du deine Ängste lindern kannst. Wenn es beim ersten Mal wehtut, ist das schließlich etwas ganz Natürliches.« Er betrachtete sie nachdenklich im Versuch, ihre Stärke oder Schwäche abzuwägen. »Komm her.«
Sie zitterte, doch sie stand misstrauisch auf und gehorchte.
Er spielte mit ihren Fingern. »Sag mir, wovor du Angst hast. Der Schmerz durch den Verlust des Jungfernhäutchens, wenn du ihn überhaupt spürst, geht rasch vorüber.«
»Ich habe keine Angst vor dem Schmerz.« Imogen wollte es ihm sagen, doch sie fand keine Worte. Konnte er erklären, weshalb er sich in geschlossenen Räumen fürchtete?
»Du kannst mir nicht weismachen, dass es dir nicht gefällt, geküsst und berührt zu werden.«
Ihre Wangen glühten. »Nein, das gefällt mir schon. Wenn du es bist, zumindest.«
»Ein Kompliment!«, erklärte er. »Wir machen Fortschritte! Aber wer hat dich sonst noch geküsst und berührt?«
Die leichte Schärfe seines Tons machte sie nervös, doch sie antwortete ihm. »Mein Verlobter hat mich verschiedene Male auf den Mund geküsst, und einmal Lancaster. Er hat einen schlechten Atem.«
FitzRoger spielte noch immer auf eine beinahe hypnotisierende Art mit ihren Fingern. »Warum hast du dann Angst, Imogen? Ich beiße doch nicht. Oder nur«, er biss sie zärtlich in einen Finger, »auf ganz nette Art und Weise.«
Sie entzog ihm die Hand. »Das! Das ist es, wovor ich Angst habe. Dein Drängen, das ist niederträchtig!« Es war eine fadenscheinige Ausrede, eine Lüge, sie wusste es.
Er
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