Fluch der Leidenschaft
los, sein Finger glitt ihre heftig pulsierende Halsschlagader entlang. »Das Widerstreben macht mir nichts; was mich entmutigt, ist das Entsetzen.«
Imogen schloss beschämt die Augen. »Das tut mir leid.«
»Mir auch.« Seine Hand glitt an ihr Kinn. »Sieh mich an.«
Imogen gehorchte, verwundert über seine sorgenvolle Miene.
»Ich muss mein Wort zurücknehmen, Imogen. Ich versuche, dir Zeit zu lassen, aber ehe ich Lancaster erlaube, die Ehe anzufechten, werde ich dich festbinden und vergewaltigen, wenn es nicht anders geht.«
Obwohl sie sich innerlich verkrampfte, weil sie wusste, dass er das tun würde, erwiderte sie: »Das hoffe ich. Ich … ich habe …« Jetzt, wo es an der Zeit war, konnte sie ihre Sünde nicht in Worte fassen.
Jegliche Unsicherheit verschwand; er packte sie an den Schultern. »Du hast was?«
Von seinen grünen Augen durchbohrt, presste Imogen die Worte heraus. »Ich habe beim Kreuz geschworen, dass wir … dass es vollzogen ist!«
»Still.« Er legte eine Hand auf ihre Lippen. Seine Augen glänzten im Halbdunkel, und nun lächelte er zum ersten Mal. »Wirklich?«
Sie riss sich von ihm los. »Ihr braucht Euch gar nicht so zu freuen, FitzRoger. Ich vertraue nicht auf Lancasters Loyalität, und ich habe nicht vor, Carrisford einem Verräter zu geben. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Beauclerk sagen, dass der Graf vorhat, Herzog Robert zu unterstützen.«
»Das wissen wir bereits.« Er schloss sie in die Arme, und wenngleich sich ihr Körper versteifte, hielt sie es für besser, sich nicht zu entziehen.
»Die Mönche werden uns wegen Unzucht hinauswerfen«, sagte sie.
Er küsste sie. »Wir gehen doch sowieso.«
Jetzt wehrte sie sich, wenn auch ohne Erfolg. »Nein! Ich gehe jedenfalls nicht. Ich habe es Bert versprochen.«
»Imogen, sei vernünftig. Er ist bewusstlos. Der König will, dass du nach Carrisford kommst, er wartet ungeduldig auf seine Mahlzeit und seine Unterhaltung.«
»Dann unterhaltet Ihr ihn. Ich habe Bert mein Wort gegeben.«
Er warf sie ohne weitere Diskussion über seine Schulter und trug sie aus dem Gebäude.
Zunächst wehrte sich Imogen nicht, denn sie wusste, dass sie den Kampf nicht gewinnen konnte. Als sie die Stallungen erreichten, setzte er sie ab und musterte sie.
»Begreifst du jetzt, dass ich recht habe?«, fragte er vorsichtig.
Sie strich verärgert ihre Röcke glatt. »Eurem Verständnis nach habt Ihr natürlich recht. Ich habe mich nicht gewehrt, mein Lordgemahl, weil ich weiß, dass ich Eurer körperlichen Stärke nicht gewachsen bin. Aber ich beabsichtige, bei der ersten Gelegenheit an Berts Seite zurückzukehren, und zwar jetzt gleich.« Sie wollte losgehen, doch er hielt sie fest.
Reglos standen sie einander gegenüber, und in diesem Augenblick endete der Gesang; die Mönche kamen aus der Kapelle.
»Und ich vermute, wenn ich dich nach Carrisford zurückbringe, kommst du hierher zurück, sobald ich mich umgedreht habe.«
»Jawohl.« Ihr Herz hämmerte, doch dies war ein Kampf, dem sie nicht ausweichen durfte.
»Ich könnte dich an die Bettpfosten fesseln«, meinte er.
»Das könntet Ihr.«
Er biss ungeduldig die Zähne zusammen. »Er wird in ein paar Stunden tot sein.«
»Umso mehr ein Grund für mich zu bleiben.«
Plötzlich ließ er sie los. »Imogen. Wenn du dich nicht beugst, muss ich dich vielleicht brechen.«
»Ich habe mich in meinem Leben schon oft gebeugt, mein Lordgemahl. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass Ihr es lernt.« In seinem Blick lag etwas Eigenartiges; sie konnte nicht einordnen, ob es Ärger war oder etwas anderes, aber sie wusste, dass sie sich bei all ihrem guten Willen zu gehorchen, um zu überleben, um ihr Zuhause und ihre Untertanen zu schützen – dass sie sich trotz alledem jetzt nicht beugen konnte. In der Krankenstation lag ein Mann im Sterben, ihretwegen, und er schien durch ihre Gegenwart und ihre Stimme einen letzten Trost zu finden.
»Ich gehe jetzt zurück«, erklärte sie. »Wenn Ihr mich aufhalten wollt, müsst Ihr Gewalt anwenden, und wenn er stirbt, während ich weg bin, weiß ich nicht, ob ich Euch das je verzeihen werde.«
FitzRogers Hand zuckte in abrupter Ungeduld, und Imogen fuhr zusammen.
»Du kennst ihn nicht. Er war kein Heiliger. Er war ein Trunkenbold und ein Faulpelz.«
Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Glaubt Ihr, das macht einen Unterschied?«
Er wollte sie packen, überlegte es sich aber anders. »Also gut. Bleib. Ich werde, sobald ich kann, zurückkommen. Bis dahin
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