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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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bleibst du hier. Ich will nicht, dass du dich in der Dunkelheit nur mit einer Handvoll Bewaffneter draußen aufhältst. Ich lasse auch meine Eskorte noch hier. Dieser Ort könnte leicht Ziel eines Überfalls werden.«
    Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie so nahe bei Carrisford in Gefahr sein könnte. »Aber wer …«
    »Warbrick«, antwortet er knapp, machte auf dem Absatz kehrt und ließ sie allein.
    Imogen stand da und starrte ihm verwirrt nach. Noch vor ein paar Tagen hätte sie nicht geglaubt, dass sie sich FitzRoger in einer solchen Angelegenheit widersetzen konnte, und schon gar nicht, dabei auch noch die Oberhand zu behalten.
    Und nun wusste sie zwar, dass es moralisch richtig von ihr war, bei Bert zu bleiben, aber sie war sich nicht sicher, ob es auch klug war.
    Sie hatte keine Sekunde daran gedacht, dass sie noch immer in Gefahr schweben könnte.
    FitzRoger hatte so gut für ihre Sicherheit gesorgt, dass sie ihre Grundsituation aus den Augen verloren hatte – dass sie nach wie vor ein Schatz war, um dessen Besitz gekämpft wurde. Zudem war sie noch immer Jungfrau und, falls jemand davon Kenntnis erlangte, entsprechend schutzbedürftig.
    Es gab also eine ganze Reihe von Gründen, diese lästige Bürde loszuwerden. Wenn die Ehe einmal vollzogen war, würde sie unwiderruflich an FitzRoger gebunden sein, und keine Untersuchung und kein noch so entsetzlicher Eid konnten es mehr ändern. Dann würde sie ihren Meineid beichten und Vergebung erlangen können. So gesehen, gewann der Gedanke, gefesselt und vergewaltigt zu werden, fast schon eine gewisse Attraktivität …
    Auf dem Weg zurück zu Bert schauderte sie bei der Vorstellung, einen Schwur auf eine Reliquie oder eine Hostie ablegen zu müssen. Nein, sie glaubte nicht, dass sie auf die Hostie einen Meineid leisten konnte. Wahrscheinlich konnte sie eine solche Situation überhaupt kein zweites Mal durchstehen. Viele Ängste verschwanden, wenn man sich ihnen einmal gestellt hatte, aber manche wurden, wenn man sie einmal durchlebt hatte, noch schlimmer. Dieser Zustand der Sünde war eine solche Seelenqual, dass sie ihn nie mehr vergessen würde.
    Bruder Miles war in Berts Zelle und schien überrascht, sie zu sehen. Bert war sehr unruhig. »Ich glaube wirklich, dass er Euch vermisst hat, Lady Imogen, aber er ist sehr, sehr schwach.«
    Imogen setzte sich wieder an das Bett, ergriff mit einer Hand die von Bert und strich ihm mit der anderen über die Stirn. »Ich bin wieder da«, sagte sie. »Das war Lord FitzRoger, aber er musste wegen dem König nach Carrisford zurück. Könige machen mir zur Zeit ziemlich zu schaffen. Habe ich dir gesagt, dass er diese sündhaften Frauen in die Burg gebracht hat? Das wollte ich nicht dulden …«
    Bert beruhigte sich, aber Imogen meinte zu sehen, wie Bruder Miles’ Lippen zuckten, als er sich aufmachte, um nach seinen anderen Patienten zu sehen.
    Berts Zustand verschlimmerte sich jetzt zusehends. Sein Gesicht schwoll an, und als Bruder Miles wieder vorbeikam, meinte er, das sei Flüssigkeit, die sich unter der Haut sammle. Man könne nichts dagegen tun. Bert wurde immer unruhiger und schien Imogen nicht mehr zu hören, klammerte sich jedoch an ihrer Hand fest. Wäre er noch bei Kräften gewesen, er hätte ihr wahrscheinlich die Finger gebrochen.
    Sein ganzer Körper war von kaltem Schweiß bedeckt, der Puls wurde sehr schnell und schwach.
    Imogen hörte auf zu reden; sie ließ sich auf die Knie sinken und begann, aufrichtig um seine Erlösung zu beten. Erst als sie die Tränen über Berts geschwollene Hand rollen sah, bemerkte sie, dass sie weinte. Sie versuchte aufzuhören, aber es ging nicht.
    Bruder Miles kam ins Zimmer, kniete ebenfalls nieder und begann leise, Gebete für die Sterbenden zu sprechen. »Si ambulem in medio umbrae mortis …«
    Wenngleich ich im Schatten des Todes wandle, fürchte ich nichts, denn Du, oh Herr, bist an meiner Seite.
    Es war längst dunkel, nur eine kleine Laterne glühte.
    Das Ende kam plötzlich. Bert atmete ein letztes Mal keuchend aus und ging dann hinüber in eine friedlichere Welt.
    »Gelobt seist Du, Herr Jesus«, murmelte Imogen und ließ den Kopf auf Berts schlaffe, aufgedunsene Hand sinken.
    Jemand half ihr auf und führte sie weg. Nur langsam gewahrte sie, dass es FitzRoger war. »Wo …?«, fragte sie benommen.
    »Still, ich bin schon seit einer Weile hier und halte auf meine Art Wache. Es war schließlich auch mein Fehler. Ich hätte wissen müssen, dass Bert in deinen

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