Fluch der Leidenschaft
Händen weich werden würde wie Wachs.«
Imogen brach in Tränen aus. Er nahm sie auf die Arme und trug sie hinaus. Sie glaubte, er würde sie zu den Pferden bringen, und obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sie in ihrem Zustand reiten sollte, wusste sie doch, dass ein Mensch zu außerordentlichen Dingen fähig sein konnte.
Stattdessen legte er sie auf ein Bett.
Sie blickte sich in einer kleinen, von Kerzen erleuchteten Kammer um. »Wo sind wir?«
»In einem Gästezimmer. Normalerweise müssen Frauen in dem Häuschen außerhalb der Klostermauern übernachten. Ich habe die guten Brüder überredet, dass deine Sicherheit es erfordert, dich im Kloster zu behalten. Die Tatsache, dass du hier für fast alles aufkommst, könnte erklären, weshalb diese Ausnahme bewilligt wurde. Es gibt allerdings zwei Bedingungen. Erstens, dass ich bei dir bleibe, um deine Ausbrüche unbändiger Lust in Zaum zu halten. Und zweitens, dass es auf heiligem Boden zu keiner fleischlichen Vereinigung kommt. Aber ich denke, mit diesen beiden Dingen sollten wir kein Problem haben, nicht wahr?«
Sein Ton war schneidend, doch sie vermutete, es war reiner Selbstschutz, und zudem sehr leicht durchschaubar. Sie wusste nicht, weshalb sie das glaubte. Falls irgendwo ein Quäntchen Wärme in ihm war, konnte nur ein sechster Sinn sie erspüren.
Imogen setzte sich auf. Sie fühlte sich erschöpft. »Nein, ich denke nicht, dass wir damit ein Problem haben werden.«
Er holte von einem Tisch einen Holzteller und einen Holzbecher. »Es gibt nur Brot, Käse und Fleisch«, erklärte er und reichte ihr die Mahlzeit.
»Das klingt wunderbar.« Sie begann zu essen. »Was ist mit dem König? Ist er sehr verärgert?«
»Nachdem ich ihm versicherte, dass du nicht weggelaufen bist, sieht er dich nun geradezu als die Verkörperung edler weiblicher Empfindsamkeit. Im Augenblick wird er wohl kaum an irgendetwas Anstoß nehmen, solange es nicht unsere Loyalität ihm gegenüber betrifft oder einen Zweifel hinsichtlich der Rechtskräftigkeit unserer Ehe aufkommen lässt. Er denkt jetzt hauptsächlich über militärische Dinge nach. Warbricks Antwort ist gekommen; er widersetzt sich.«
»Der König wird gegen ihn ziehen?«
»Er hat bereits Befehl gegeben, gegen Warbricks Burg vorzurücken. Sobald die gefallen ist, werden wir gegen Belleme vorgehen.«
»Nimmst du an diesem Feldzug teil?«
»Natürlich. Ich dachte eigentlich, dass dich das erleichtert.«
Imogen wich aus. »Was ist mit Lancaster? Ich will nicht mit ihm allein sein.«
»Keine Sorge. Wenn ich aufbreche, werde ich sicherstellen, dass der Graf und seine Männer die Burg mit mir verlassen.«
»Ich vermute, jetzt, da ich ihn belogen habe, kann er mir nicht mehr gefährlich werden.«
»Das ist ungewiss. Er ist am Boden, aber er hat noch nicht kapituliert. Er scheint viel Zeit mit Father Wulfgan verbracht zu haben und dadurch ermutigt worden zu sein.«
Hinter dieser Bemerkung stand eine Frage, und Imogen beantwortete sie. »Ich habe Father Wulfgan nicht gesagt, dass ich noch Jungfrau bin.«
»Das hatte ich gehofft. Aber hat er es womöglich erraten?«
Imogen wusste, dass die Antwort auf diese Frage früher einmal Ja hätte lauten müssen, doch sie glaubte, dass ihre Maske ihre wahren Gefühle inzwischen besser verbarg. »Ich weiß es nicht.«
»Muss ich dich daran erinnern«, fragte er kalt, »dass du den Priester fortschicken solltest?«
Sie senkte den Blick. »Das wollte ich. Aber dann kam ich hierher.« Und zum Teil, sie wusste es, war sie auch vor ebendieser Aufgabe davongelaufen. Manchmal verzweifelte sie schier an der Frage, ob sie je den Mut aufbringen würde, den sie benötigte.
FitzRoger ließ sich auf die einzige Bank in dem Raum sinken, nahm einen Schluck Wasser und beobachtete sie. Imogens Nerven lagen blank. »Ich habe das, was ich vorhin sagte, ernst gemeint«, sagte er.
»Ich weiß. Ich auch. Wenn es so weit kommen sollte, dann nimm mich mit Gewalt. Ich will nicht mit Lancaster verheiratet werden. Es gibt wahrscheinlich jemanden in England, mit dem ich lieber verheiratet wäre als mit dir, aber die Chance, diesen Jemand zu finden, ist gering.«
Er runzelte verdutzt die Stirn, und sie dachte, das sei wohl ungehobelt und barsch gewesen, aber es hatte sicher nicht taktloser geklungen als so manches, was er ihr gegenüber geäußert hatte. Doch er erwiderte lediglich: »Solange du ihn nicht später findest und es darauf anlegst, mit ihm …«
Imogen blickte ihm in die Augen. »Ich stehe
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