Fluch der Leidenschaft
von denen er wusste, dass sie würden warten können.«
»Du wartest auch«, sagte sie leise.
»Aber nicht mehr lange. Du begehrst mich jetzt, nicht wahr?«
Sie berührte die feuchte Stelle, die er zuvor liebkost hatte, und bewegte sich ruhelos. »Ja.«
»Dann bringen wir unseren guten Anfang morgen Abend zu einem guten Abschluss.«
Imogen wollte ihn bitten, es jetzt zu tun, jetzt, wo es für ihr Gefühl richtig war und ihr Körper noch immer vor Verlangen vibrierte, doch er würde unverbrüchlich zu seinem Wort stehen.
Morgen aber …
15
Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde Imogen mit einem Kuss geweckt, doch FitzRoger steckte bereits in seiner Rüstung und war ganz und gar der Befehlshaber, und nicht mehr der Liebhaber.
Während sie sich anzog, beobachtete sie ihn. Die Ereignisse der Nacht kamen ihr fast wie ein Traum vor. Doch die Erinnerungen daran würden sie nie verlassen, denn sie veränderten alles. Das durch den Anblick dessen, was Warbrick Janine angetan hatte, ausgelöste Entsetzen trat in den Hintergrund – es war nicht vergessen, nun aber von den neuen Erfahrungen getrennt und in eine Reihe gestellt mit Tod, Krankheit und Krieg.
Der Körper eines Mannes an ihrer Seite, der Körper FitzRogers neben ihr, seine Berührung, ihr Verlangen – das war etwas vollkommen anderes; es blieb ihr im Sinn wie der Geschmack süßen Honigs auf den Lippen, und sie war jetzt auch nicht mehr imstande, so etwas als verwerflich zu betrachten. Wenn man in groben Worten darüber sprach, dann konnten diese Dinge widerlich sein, aber wenn man sie voller Vertrauen und Achtsamkeit teilte, dann waren sie sicher etwas, das von den Engeln kam und nicht vom Teufel.
Sie befand sich also nicht in einem Zustand der Sünde.
Selbstlos und umsichtig hatte FitzRoger ihr zu dieser Explosion ihrer Sinne verholfen. Ihr Körper und ihre Fantasie waren noch immer höchst empfänglich für Reize, sogar das kühle Wasser, mit dem sie sich wusch, und das Reiben des Stoffs ihrer Kleidung über die Haut brachten etwas in ihr zum Klingen.
Und sie war empfänglich für ihn.
Noch jetzt, nach einem erholsamen Schlaf und nach den Stunden, die inzwischen vergangen waren, brachte selbst die leiseste Berührung seiner Hand Erinnerungen zurück, die sie innerlich erbeben ließen. Allein sein ihm eigener Geruch, der dem Laken anhaftete, ließ sie dahinschmelzen. Jetzt wusste sie, weshalb frisch vermählte Paare sich so eigenartig verhielten und warum man sie sich selbst überließ. Sie schwelgten in dieser mächtigen, neuen Sinnlichkeit und waren quasi nicht in der Lage, sich mit alltäglichen Dingen zu befassen.
Ging es ihm auch so?
Während Imogen sich die Strümpfe anzog, warf sie einen kurzen Blick auf ihn.
Und seufzte. Natürlich ging es ihm nicht so.
Er war vollkommen ungerührt und sicher völlig mit praktischen Dingen beschäftigt. Als ob er es beweisen wollte, bedachte er sie jetzt auch noch mit einem ungeduldigen Blick. Doch dann blieben seine Augen einen verräterischen, erregenden Moment lang an ihren Beinen hängen.
Imogen stockte der Atem, sie senkte den Blick, um ihr Lächeln zu verbergen. Und sie ließ sich ein wenig länger Zeit, ihre Strümpfe anzuziehen, als wirklich notwendig gewesen wäre.
Letzte Nacht hatte sie begriffen, dass es nicht leicht für ihn war, ihr Lust zu bereiten und für sich nichts zu beanspruchen. Vielleicht wurde hinter seiner Maske auch er von sinnlichen Qualen gemartert. Ihre Beine fühlten sich jedenfalls etwas wacklig an, als sie aufstand und auf die Tür zuging.
Zuerst trat er zur Seite, damit sie den Raum verlassen konnte.
Doch dann drückte seine gepanzerte Hand plötzlich ihren Hals mit genau bemessener Gewalt an den Türpfosten – nicht grob, aber auch nicht gerade zart –, und er küsste sie; und auch dieser Kuss war trotz seiner Kraft und seiner Erregung sehr kontrolliert.
Heißes Verlangen schoss durch Imogen, und er hatte es ausgelöst. Er warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, als sei er von seinem eigenen Tun schockiert. Sein Schweigen offenbarte ein Begehren, das wesentlich größer war, als sie ahnen konnte.
Begehrte er sie – oder nur irgendeine Frau? Soweit sie es wusste, war er eine ganze Weile nicht mehr mit einem weiblichen Wesen zusammen gewesen.
Er öffnete die Lider, sodass sie seine dunklen Augen sehen konnte, bewegte seine Hand, als sei sie ihm fremd, und blickte stirnrunzelnd, ja betroffen, auf ihren Hals. Imogen bedeckte die Stelle mit den Fingern,
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