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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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obgleich sie wusste, dass kein Kratzer zu sehen war.
    Aber ihre Lippen schmerzten.
    Sie wartete auf ein Wort von ihm, doch er berührte sie nur kurz und führte sie dann in den frischen Tag hinaus.
    Mussten sie überhaupt bis heute Abend warten, um diese Anspannung aufzulösen? Sobald sie wieder in Carrisford waren, würde nichts sie davon abhalten können, sich auf der Stelle in ihr Gemach zurückzuziehen. Es war nicht nötig , bis zum Abend zu warten.
    Imogen bebte vor nervösem Verlangen. Sie spürte ein übermächtiges Begehren, doch sein fast gewalttätiger Kuss hatte ihr einen Schrecken eingejagt. Sie hielt einen Drachen an einer Kette; er konnte sie mit seinem Atem wärmen und sie auf seinen Flügeln zu ungeahnten Höhen entführen, aber womöglich konnte er sie – auch ohne, dass das seine Absicht wäre – auch verschlingen.
    Als Imogen und FitzRoger das Kloster verließen, stellte sie fest, dass ihre Wache, wie er gesagt hatte, zwanzig Mann stark war. Sie schätzte seine Besorgnis um ihre Person, hielt sie aber auch für übertrieben. Die Straße vom Kloster nach Carrisford war in gutem Zustand und lag frei und einladend vor ihr. Die Sonne vertrieb soeben die letzten Schwaden des Morgennebels und machte die Spinnweben im Gras langsam unsichtbar, und überall war fröhliches Vogelgezwitscher zu hören.
    Hier schien weit und breit keine Gefahr zu drohen; sie würden in kürzester Zeit zu Hause sein.
    Dann hörte sie ein Stöhnen und drehte sich um.
    Zunächst war nicht zu erkennen, woher es stammte, doch bald sah sie, dass einer der Männer kreidebleich war, wenngleich er geschäftig sein Pferd sattelte. Auf einmal schwankte er und hielt sich am Sattelknauf fest, um nicht umzukippen. Jetzt wurde auch FitzRoger auf ihn aufmerksam.
    Er trat vor. »Ist dir nicht gut?«
    »Bauchschmerzen, Mylord, nichts weiter …« Der Mann schickte sich an aufzusteigen, doch plötzlich beugte er sich nach vorn und übergab sich.
    Wenig später stöhnten die meisten der Soldaten oder mussten sich erbrechen. Nur fünf von ihnen blieben gesund; Imogen fiel auf, dass sie alle FitzRogers Farben trugen, während die Kranken Lancasters Männer waren.
    Nun war also doch Gefahr im Verzug.
    FitzRoger winkte einen der gesunden Männer zu sich. »Gareth. Was haben sie gegessen, das ihr nicht gegessen habt?«
    Der Mann machte ein zerknirschtes Gesicht. »Es lag nicht am Essen, Mylord, sondern am Trinken. Lancasters Leute hatten einen Schlauch Wein.«
    »Aber ihr habt nicht davon getrunken?«
    »Nein, Mylord.«
    FitzRoger drehte sich zu Imogen um. »Jetzt kannst du sehen, weshalb ich meine Leute bestrafe, wenn sie im Dienst trinken.«
    »Aber warum sind Lancasters Männer bei dir?« Ihre Furcht steigerte sich zu Entsetzen. Dies war geplant, und die Absicht dahinter konnte nur sein, sie zugrunde zu richten. Sie blickte wieder auf die Straße, die mit einem Mal so einladend wirkte wie die Höhle eines wilden Tiers.
    »Ich konnte nicht alle meine Männer aus Carrisford abziehen«, erklärte er fast geistesabwesend, »aber ich wollte eine zusätzliche Eskorte für dich, also habe ich einige Männer des Grafen genommen. Im Nachhinein betrachtet, war das ein Fehler.«
    Sie begann, zum Kloster zurückzugehen. »Wir müssen hierbleiben …«
    Er hielt sie auf. Sein Blick schweifte über die gesunden und die kranken Männer, die zehn Fuß hohen Klostermauern und die Straße nach Carrisford.
    Imogen wurde ein wenig ruhiger. Was auch geschehen mochte, FitzRoger würde sie beschützen. Er war ihr Held, und er machte seine Sache bestens.
    »Vor einem Feind, dem Gottes Zorn gleichgültig ist, bietet das Kloster nur wenig Schutz«, stellte er leidenschaftslos fest. »Aber hier ist etwas im Gange. Wenn wir schnell handeln, können wir diesem Anschlag zuvorkommen. Kannst du reiten?«
    »Natürlich.«
    »Ich meine, kannst du richtig schnell reiten?«
    Ihr Herz schlug ungestüm, aber mehr vor Tatendrang denn aus Furcht. »Ja. Ich jage doch gern, weißt du es nicht mehr?«
    Es war ein schwacher Versuch zu scherzen, doch er belohnte ihn mit einem Lächeln. »Gut.« Er ging zu einem der kleineren von Lancasters bedauernswerten Männern, zog ihm rasch das Lederwams aus und nahm ihm den Helm ab. »Trag diese Sachen.«
    Imogen schluckte ihren Protest hinunter und gehorchte. Das Wams war zu groß, doch das gehärtete Leder konnte einen Pfeil abwehren. Sie hasste den Gedanken, dass das nötig werden könnte. Bis zum Tod ihres Vaters war nie eine Waffe gegen sie

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