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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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Spiel hatte, hätte er kaum eine Wahl gehabt. Er kann sich bislang noch keinen offenen Bruch mit dem Grafen leisten. Henry hätte meinen Tod bedauert. Er mag mich, und mehr noch, ich bin ihm nützlich, aber wenn ich nicht mehr bin, würde er eben den nächsten für ihn zweckmäßigen Schritt tun. Wahrscheinlich würde er darauf hoffen, dass Lancaster loyal wäre, wenn er dich als Bestechung bekäme.«
    Imogen schlang schaudernd die Arme um sich. »Weißt du, wie sehr ich das hasse? Ein Preis zu sein, den man herumreicht.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Falls mir etwas zustößt, Imogen, dann versuche, dich nach Rolleston in East Anglia durchzuschlagen, oder in die Normandie, zur Burg Gaillard.«
    »Weshalb? Oh, aber dort regieren …«
    »Die Brüder von Roger von Cleeve, ja. Meine Onkel.«
    Etwas zögernd fragte sie: »Erkennen sie dich an?«
    Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Ja. Der alte Mann, Graf Guy, hat mich längst anerkannt, auch wenn er die Regelung der Kirche nicht angefochten hat. Ich nehme an, er wusste, dass das zwecklos ist, aber in meiner jugendlichen Arroganz wollte ich das nicht wahrhaben. Ich habe sie damals zurückgewiesen, aber die Familie wird dir helfen, aus Gründen der Blutsverwandtschaft und der Gerechtigkeit. Sie sind mächtig genug, sich gegen Lancaster zu stellen, wenn es sein muss.«
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Imogen, nicht imstande, den Gedanken an FitzRogers Tod zu ertragen. »Reden wir lieber davon, wie es jetzt weitergehen soll. Wenn wir nach Carrisford gelangen, sind wir bestimmt in Sicherheit. Du hast doch noch andere Männer dort, unter anderem Sir William und Renald.«
    »Will ist mit Henry gezogen, aber ich hoffe, Renald kümmert sich um alles und sorgt für Ruhe. Ich hielt es allerdings für besser, ihnen Zeit zu lassen. Möglicherweise hat Lancaster Kundschafter, und wenn wir geradewegs nach Carrisford geritten wären, wäre es zu leicht gewesen, mich zu töten. Ich bin nur ein Mann und nicht gegen jeden Angriff gewappnet.«
    Imogen betrachtete den Verband an seinem Arm. »Was ist, wenn dieser Pfeil auch vergiftet war?«
    »Dann werde ich vermutlich sterben.«
    Sie sprang auf. »Nein, das wirst du nicht! Wir müssen dich nach Carrisford schaffen. Ich kenne mich mit Kräutern und Heilbehandlungen aus, die Gifte aus dem Körper ziehen können.«
    Er musterte sie etwas befremdet. »All diese Aufregung meinetwegen? Ich frage mich, warum. Lancaster wird dir ein toleranter Gemahl sein, wenn du dich nicht gegen ihn sträubst.«
    »Ist es komisch, wenn ich nicht will, dass du stirbst?«
    »Ja.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    Er zuckte die Achseln und schwieg. Dann stand er auf und bewegte vorsichtig seinen Arm. »Ich glaube nicht, dass es mir sehr schadet, wenn ich meine Rüstung wieder anlege. Vielleicht kannst du mir dabei helfen. Dann können wir uns vorsichtig auf den Weg nach Carrisford machen.«
    Imogen nahm das blutverschmierte Lederwams, obwohl sie das Gefühl hatte, dass noch etwas im Raum stand. Sicher, ihr erstes Ziel musste es sein, in die Burg zurückzukehren; alles andere konnte später erledigt werden. Sie half FitzRoger, den gepolsterten Lederpanzer anzulegen, ohne seinen Arm zu sehr zu bewegen. Aber sie wusste, dass dieses Ding an seiner Wunde scheuern würde.
    Dann stülpte sie ihm das schwere Kettenhemd über den Kopf und hatte Mitleid, als es sich auf die vielen kleinen Wunden legte.
    Er stand auf und bewegte vorsichtig seinen Arm.
    »Wie ist es?«, fragte sie.
    »Es geht schon. Mach dir keine Sorgen. Ich kann dir noch immer dienen.«
    »Darum geht es doch gar nicht!«, fuhr sie ihn an. »Sondern nur ums Überleben. Meines und deines.«
    »Dir droht keine große Gefahr, höchstens von einem verirrten Pfeil.«
    »Ich laufe Gefahr, dich zu verlieren!« Da, nun war es heraus.
    Sie faltete die Hände und beobachtete ihn hoffnungsvoll.
    Seine Maske war undurchdringlich. »Mach dir nicht solche Sorgen, Imogen. Ein Mann gleicht in sehr vieler Hinsicht dem anderen. Falls ich sterbe, wirst du feststellen, dass du mit einem anderen ebenso zurechtkommst, wenn du dich nur an ihn gewöhnst.«
    »Ach, halt den Mund!«, fauchte sie und reichte ihm den Schwertgurt.
    Er legte stumm die Waffe an. Imogen kämpfte gegen die Tränen. Nach allem, was sie durchgemacht hatten, schien es lächerlich, sich von seinem kühlen, praktischen Wesen aus der Fassung bringen zu lassen, aber genau das passierte ihr. Noch vor einer kleinen Weile hatte sie kurz

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