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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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nur ihr Beschützer und ihr Held.
    Wieder im Wald, stiegen sie erneut auf die Pferde. Sie erlaubte ihm nicht, ihr dabei zu helfen, sondern benutzte einen umgestürzten Baumstamm. Er hatte sein Schwert in der rechten Hand und seinen Schild an der Schulter hängen, doch sie sorgte sich wegen seiner Verwundung und seiner Kampfkraft.
    »Wenn du nicht kämpfen kannst, sag es mir«, bat sie ihn.
    »Wieso?«
    »Weil ich es wissen muss.«
    »Imogen, führe uns einfach nach Carrisford, und lass mich meine Arbeit tun. Ich werde dich nicht im Stich lassen.«
    Sie riss abrupt ihr Pferd herum und preschte zwischen den Bäumen vorwärts.
    Zu Zeiten ihres Vaters war diese Gegend immer sicher gewesen; sie hatte hier schon als Kind mit Lord Bernards Schutzbefohlenen und zahlreichen anderen Kindern aus der Burg gespielt. Ihr Vater hatte nichts dagegen gehabt, wenn sie mit Menschen niedrigeren Standes zusammen war.
    Mit der Zeit hatte Imogen jedoch aufgehört, hierherzukommen. Ihre Spielkameraden wuchsen heran und mussten mehr arbeiten. Die Schützlinge ihres Vaters heirateten und verließen sie. Imogen verbrachte ihre Zeit mit Büchern und Musik, und in den Wald ging sie nicht mehr zum Spielen, sondern auf die Jagd.
    Aber sie kannte den Wald.
    Sie erinnerte sich an die Eiche, auf die sie und der Sohn des Hufschmieds gern geklettert waren, und das Dickicht aus Büschen mit der leeren Stelle in der Mitte, das das Haus der Mädchen gewesen war. Und dort war der Elfenkreis, der auf magische Weise von Bäumen frei war; dort hatten sie getanzt und sich an Zaubersprüchen versucht.
    Sie blickte hinter sich. FitzRoger wirkte gleichzeitig entspannt und aufmerksam, seine Sinne schienen nicht auf sie gerichtet zu sein, sondern auf den Wald, auf die Umgebung. Sie sprengte vorwärts.
    Immer wieder musste sie entscheiden, ob sie Wildwechseln oder schmalen Pfaden folgen sollten, die schlängelnd von ihrem Ziel wegführten, oder ob es klüger wäre, geradewegs durchs Unterholz und über unebenes Land zu reiten. Einmal mussten sie wegen eines kleinen Sumpfs umkehren, an den sie sich von früher her nicht erinnern konnte.
    In diesem Moment blickte sie ängstlich zu ihm, doch er sagte nichts. Sie begann sich zu sorgen, dass seine Teilnahmslosigkeit ein Zeichen starker Schmerzen, von Schwäche aufgrund seines Blutverlusts oder gar die erste Wirkung eines Gifts sein könnte. Aber wenn sie ihn darauf ansprach, würde er das zweifellos abstreiten.
    »Männer«, murmelte sie vor sich hin.
    Carrisford konnte jetzt nicht mehr weit sein. Sie sah bereits die Türme. Besorgt um seine Gesundheit, riskierte sie es, geradewegs darauf zuzureiten.
    Der Spalt in der Erde war neu und tief. Ihr Pferd trat hinein, und während sie abgeworfen wurde, hörte sie, wie sein Bein brach. Die Welt begann, sich um sie zu drehen, dann schlug sie mit betäubender Wucht auf der Erde auf.
    Ihr Pferd wieherte lautstark.
    Dann war es still.
    Sie blickte auf, sah, dass FitzRoger nicht mehr auf seinem Pferd saß und ihrem Reittier die Kehle durchschnitten hatte. Der Schrei des Tieres hallte im Wald wider, Vögel flatterten auf und trugen ihn weiter.
    »Oh mein Gott! Es tut mir so leid«, flüsterte sie.
    Er reichte ihr die Hand. »Da kann man nichts machen. Komm, wir müssen gleich da sein.«
    Aber noch ehe sie auf sein Pferd steigen konnten, waren sie plötzlich umringt, von vielleicht dreißig wild aussehenden Männern. Einer von ihnen war Warbrick.

16
    »Beauclerks grünäugiger Hund«, sagte Warbrick und spuckte aus. »Und der Schatz von Carrisford.«
    Imogen spürte, wie blindes Entsetzen sie erfasste, und kämpfte dagegen an. »Was macht Ihr auf meinem Land, Lord Warbrick?«
    »Mich verlangt nach einer kleinen Wiedergutmachung. Für mich und für andere. Ihr scheint recht begehrt zu sein, Lady Imogen. Gefällt Euch das? Nur nicht so schüchtern, Mylord. Kommt nach vorn!«
    Imogen wusste nicht, was er meinte, bis der Graf von Lancaster nach vorn gestoßen wurde. Er trug eine Rüstung und einen prächtigen Wappenrock – ein mächtiger Krieger vom Kopf bis zu den Füßen. Allerdings wirkte er nervös, ja sogar verängstigt.
    Was in aller Welt ging hier vor?
    Verwirrt blickte sie zu FitzRoger auf, doch dessen Miene war absolut unergründbar.
    Seltsam, dachte sie, denn Warbrick trug keine Rüstung, graufleckiges Leder umspannte seinen voluminösen Körper. Er sah nicht aus, als würde er sich auf einem Feldzug befinden.
    Sie wandte sich zum Grafen von Lancaster. »Mylord, was tut Ihr

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