Fluch der Leidenschaft
hier?«
Lancaster sah weg und erwiderte nichts.
»Er hat auf Euch gewartet«, antwortete stattdessen Warbrick mit einem schiefen Lächeln. »Nachdem er Eure Eskorte mit vergiftetem Wein versorgte, hättet Ihr eigentlich eine leichte Beute sein sollen.«
»Ihr solltet Euch um FitzRoger kümmern!«, fauchte der Graf jetzt. »Zehn Mann hattet Ihr dafür, und da steht er nun, gesund und munter!«
»Ihr habt uns versichert, kein Mann seiner Eskorte wäre in der Lage zu reiten.«
Imogen fixierte Lancaster voller Wut. »Ihr Schuft! Ihr habt das zu verantworten? Ihr habt versucht, FitzRoger zu töten! Und da glaubt Ihr, ich würde Euch heiraten, selbst wenn ich frei wäre?«
Warbrick steckte die Daumen in die Laschen seines breiten Gürtels und lachte. »Ihr, Lady Imogen, werdet tun, was man Euch sagt. Fügt Euch in Euer Schicksal. Ihr werdet den Grafen heiraten, und ich bekomme Euren Schatz. Mit Eurem Reichtum auf unserer Seite wird Beauclerk bald wieder ein umherziehender Landloser sein.« Sein Blick schweifte über sie, jedes Loch und jede Öffnung ihrer Kleidung inspizierend. »Aber bevor ich mich mit dem Schatz von Carrisford aus dem Staub mache, werde ich mich noch mit dem Schätzchen von Carrisford vergnügen.«
Imogen trat zurück, näher an die starre Gestalt FitzRogers heran. Aber was konnte selbst er gegen so viele ausrichten?
»Bei allem, was recht ist – das werdet Ihr nicht tun!«, polterte der Graf. »Unser Handel war klar, Warbrick. Sie gehört mir. Schlimm genug, dass sie schon von einem Mann beschmutzt wurde!«
Imogen fragte sich, ob sie Zwietracht zwischen diesen beiden widerstreitenden Verbündeten säen konnte. »Mylord Lancaster«, erklärte sie in aller Deutlichkeit, »Ihr solltet wissen, dass Warbrick beabsichtigte, mich zu heiraten, als er Carrisford einnahm.«
»Was?« Lancaster wandte sich dem ihn an Größe überragenden Warbrick zu.
Der lachte erneut, so sehr, dass sein dicker Wanst wackelte. »Euch heiraten ? Seid Ihr nach Euren Tagen mit dem Bastard noch immer so naiv? Was sollte es mir bringen, Euch zu heiraten, wenn mir Beauclerk im Nacken sitzt? Aber natürlich hatte ich vor, mich mit Euch zu verlustieren. Es ist einfach ein besonderer Spaß, eine verängstigte Jungfrau schreien zu hören, wenn man sie ansticht. Und so ein köstlicher, wohlbehüteter Leckerbissen hätte natürlich ein besonderes Entsetzen empfunden …«
Er ließ seine gespielte Jovialität fallen und kniff verärgert die Augen zusammen. »Aber du bist mir entwischt, du kleines Miststück. Dafür wirst du bezahlen. Du bist abgehauen und hast das Geheimnis deines Schatzes geradewegs nach Cleeve getragen. So etwas wird dir nicht noch einmal gelingen.« Er trat drohend einige Schritte näher an Imogen heran. »Heute hat Beauclerk meine Burg gestürmt; ich hatte kaum Zeit zu fliehen. Und jetzt brauche ich alles Gold, das ich kriegen kann!«
Imogen presste sich noch mehr an FitzRoger. Er legte schützend die Arme um sie. »Ihr könnt es haben«, sagte sie. »Alles. Wenn Ihr uns nur gehen lasst.«
»Uns?«, fragte Warbrick spöttisch und erstaunt.
»FitzRoger und mich.«
»Ihr zieht den Bastard Lancaster vor?« Er rammte dem wütenden Grafen unsanft einen Ellbogen in die Rippen. »Das ist ein Schlag in Euer Gesicht, Mylord Graf.«
»Sie ist verliebt«, knurrte Lancaster.
»Das könnte man meinen.«
»Ich werde sie eines Besseren belehren. Sie braucht ein paar Lektionen.«
Endlich meldete sich FitzRoger zu Wort. »Vielleicht sollen wir die Frage, wem Lady Imogen gehören soll, ausfechten.«
»Nein!«, widersprachen Imogen und Lancaster wie aus einem Munde.
Warbrick lachte. »Bastard, du machst mir Spaß! Ich muss schon sagen. Aber ob du gewinnst oder verlierst, ich nehme mir meinen Anteil am Schatz von Carrisford so oder so.«
Imogen schloss entsetzt die Augen. Sie wusste, dass er damit nicht das Gold gemeint hatte.
Würde sie das überleben? Wenn sie dabei nicht physisch den Tod erlitt, dann, das wusste sie, sollte sie wohl in der Lage sein, es zu überstehen und irgendwie hinter sich zu bringen. Aber sie glaubte dennoch nicht, dass sie das schaffen würde. Und sie wusste, FitzRoger würde es niemals zulassen, und wenn es ihn das Leben kostete. Sie spürte die Beherrschung, die er sich abverlangte, um während dieses Wortwechsels ruhig zu bleiben.
Wenn er sich jetzt einmischte, konnte er nichts erreichen, aber das fiel ihm sicher nicht leicht.
Der besondere Spaß, eine verängstigte Jungfrau schreien zu
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