Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
Vom Netzwerk:
es eben, wenn man die eigenen Füße nicht gebrauchen konnte. Da saß sie also, wie eine Königin auf ihrem Thron, aber unfähig, irgendetwas Nützliches zu tun, während FitzRoger vielleicht ihr Heim plünderte.
    Jemand rannte an ihnen vorbei. »Ist alles frei, Nathan?«, rief Bert dem Mann zu.
    »So gut wie!«, war die gut gelaunte Erwiderung. »Eine hübsche Keilerei war das. Sieh zu, ob du die Pferde da in den inneren Burghof treiben kannst, Bert, weg vom Feuer. Sonst treten die noch jemandem den Schädel ein.«
    »Wo ist der Herr?«
    »Weiß nicht. Und wo Sir Renald ist, weiß ich auch nicht. Hier kämpft jeder für sich, aber wenn wir uns nicht geschickt anstellen, müssen wir’s teuer bezahlen.«
    Bert brummte vor sich hin und lenkte sein Tier auf eine Gruppe verängstigter Pferde zu.
    »Haltet Euch gut fest, Lady. Ich treibe sie nur ein wenig da hinüber.«
    Jeder für sich . Imogen schaute sich um und sah das Chaos, auf das dieser Satz schließen ließ. Die meisten Männer hatten die Waffen niedergelegt und versuchten, den Brand zu löschen. Die Flammen loderten bis hoch in den Himmel; sie hatten auf einige Vorratsspeicher übergegriffen, doch Imogen glaubte nicht, dass das Feuer zu viel Schaden anrichten würde, es sei denn, die Hitze würde die Mauern zum Bersten bringen.
    Ein paar Männer suchten noch immer Nischen und Winkel nach verborgenen Feinden ab, andere trieben Pferde zusammen. Alle waren mit sinnvollen Dingen beschäftigt, aber dennoch gab es kein offensichtliches Kommando. Das überraschte Imogen. Nach all der Kontrolle und Planung, die sie bislang miterlebt hatte, hätte sie das von FitzRogers Leuten nicht erwartet. So sah es also aus, wenn der Kampf im Gange war.
    Bert trieb vier Pferde auf das breite Tor zum inneren Burghof zu. Er fing an zu pfeifen. Scherze wurden hin und her gerufen. Alle schienen mit der Lage der Dinge ziemlich zufrieden zu sein, trotz der Tatsache, dass eine Anzahl grausiger Leichen herumlag.
    Offenbar gehörten die Toten alle zum Feind, vermutete Imogen.
    Ihr Entsetzen wuchs jedoch zusehends. Sie nahm das Bild der Zerstörung um sie herum in sich auf – dies war einmal ihr wunderschönes Zuhause gewesen. Die Burg stand zwar noch, doch darin herrschten Chaos und Verwüstung. Zwischen toten Männern und Pferden sah sie auch Haustiere liegen – Schafe, Schweine, Milchkühe, Geflügel. Alles mutwillig abgeschlachtet.
    Sie rief sich in Erinnerung, dass Warbrick die Burg eingenommen hatte, dass zweifellos er und seine Leute für dieses schändliche Gemetzel verantwortlich waren, wie auch für die demolierten Türen und die zerschlagenen Fässer. Doch als sie einen von FitzRogers Männern sah, wie er die Reste einer Tür aus den Scharnieren riss, verfluchte sie stumm alle Männer, ihre Retter eingeschlossen.
    Während Berts großes Streitross gelassen die aufgeregten Pferde auf den inneren Burghof zutrieb, beschäftigten Imogen bereits erste Überlegungen zum Wiederaufbau von Carrisford. Bald würde dies hier wieder ihr friedliches und glückliches Zuhause sein, ganz wie zu Zeiten ihres Vaters.
    Aber wo waren ihre Leute?
    Sie betete, dass keiner der herumliegenden Toten ein Bewohner der Burg sein möge. Sie hatten sich doch wohl alle in Sicherheit bringen können?
    Falls nicht, dann konnte Warbrick sie schließlich nicht alle ermordet haben.
    Oder doch?
    Sie war sich nicht sicher, ob die Bösartigkeit dieses Scheusals Grenzen kannte.
    Hatte er Carrisford geplündert? Wieder schaute sie zum Wohnturm hinauf. Nachdem er nun zweimal umkämpft worden war, wie viel würde von dem eleganten Heim, das ihr Vater geschaffen hatte, noch übrig sein?
    Sie würde alles wieder aufbauen, sagte sie sich voller Überzeugung. In einem geheimen Raum lagerten noch reiche Schätze. Zwar mussten Vieh und Vorräte gekauft werden, und ...
    Eine schwarze Gestalt sprang aus einer Nische auf ihr Pferd zu. Bert wurde aus dem Sattel geschleudert. Imogen hatte sich zuletzt nicht mehr so fest an ihn geklammert, und so wurde sie nicht mitgerissen. Sie presste das Gesicht in den Nacken des Tieres und hielt sich am Sattelknauf fest, während dieses trippelnd den beiden Männern auswich, die praktisch direkt unter seinen Hufen gegeneinander kämpften. Imogen versuchte, nach dem Zügel zu greifen.
    Sie erwischte ihn nicht.
    Der Angreifer rammte einen Dolch in Berts Brust; zusammen mit seinem Todesschrei erscholl Imogens verzweifelter Ruf: »Nein! Zu Hilfe!«
    Endlich bekam sie den Zügel zu fassen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher