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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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den Hang hinunter und begannen dann den längeren und gefährlicheren Ritt aufwärts, auf das offene Burgtor zu. Das war der Moment, in dem Pfeile oder Pech auf sie niederregnen konnten. Sie biss sich auf die Lippe und betete …
    Nichts.
    Die Männer stürmten ohne Gegenwehr in die Burg.
    »Es besteht keine Gefahr mehr!«, rief Imogen und blickte sich nach Bert um. »Ich muss hinauf. Bitte. Es ist alles in Ordnung. Können wir nicht hinaufreiten?«
    Der Mann blieb unerschütterlich. »Sir William sagte, wir sollen warten, bis wir Nachricht bekommen.«
    »Aber was hat Lord FitzRoger gesagt?«, fragte sie listig.
    Der Mann kratzte sich am Kopf. »Weiß nicht, ob er etwas gesagt hat, Lady«, gab er zu. Sie merkte, dass er gerne bei dem Kampfgeschehen dabei gewesen wäre.
    »Dann sollten wir losreiten, denke ich. Immerhin ist klar, dass sie Carrisford eingenommen haben.« Er schien allmählich nachgiebig zu werden. Imogen blickte auf die sechs Männer und ihre Pferde. »Wir sind jetzt hier mehr in Gefahr. Falls Warbrick und seine Leute umherstreifen, könnten sie uns leicht gefangen nehmen.«
    Die Männer sahen einander an und unterhielten sich kurz, doch die Sache war klar. Einer von ihnen hob Imogen in den Damensattel, und sie brachen rasch zur Burg auf.
    Imogen hüpfte vor Aufregung das Herz. Bald würde sie wieder in ihrem Zuhause sein, und sie hatte nicht auf Bastard FitzRoger warten müssen, um sie dorthin zu bringen.
    Obwohl Imogen wusste, dass ihre Seite den Sieg davongetragen hatte, war es ein Nervenkitzel für sie, auf das Eingangstor von Carrisford zuzureiten, das wie ein klaffender Schlund aussah. Noch nie hatte sie die Verteidigungsanlagen ihrer Burg mit den Augen eines Angreifers gesehen; es war nur zu leicht, sich einen Pfeilhagel vorzustellen, der von den beiden mächtigen Tortürmen herunterprasselte, oder auch einen Hinterhalt, der Eindringlinge in dem langen, dunklen Tunnel erwartete.
    Doch am Ende dieses Tunnels spielte sich eine Szene wie aus der Hölle ab: bewaffnete Männer, die vom blutroten Schein tänzelnder Flammen erleuchtet wurden. Reiterlose Pferde, die umherhetzten oder aufgeregt scharrten und stampften. Rufe, Lärm und gelegentliche Schmerzensschreie.
    Es war ebenso schlimm wie Warbricks Überfall.
    Ihre Euphorie verließ sie schlagartig, wieder begannen ihre Zähne zu klappern – warum hatte sie nur gedacht, dies würde ohne Blutvergießen verlaufen? Sie hielt sich an Berts Gürtel fest und befahl ihm mit krächzender Stimme umzukehren, doch das Schlachtfieber hatte ihn bereits gepackt; schon trieb er, den Ruf »FitzRoger!« auf den Lippen, sein Pferd an.
    Imogen drückte die Augen zu und hielt sich fest, so gut es ging.
    Im nächsten Moment waren sie mitten im Inferno. Waffen krachten aufeinander, Befehle gellten, Flammen tobten, Holz zerbarst. Sie öffnete die Augen, sah, wie ein wild gewordenes, reiterloses Pferd mit den Hufen einen Toten zermalmte, und schloss sie schnell wieder. »Nicht die Unseren«, betete sie. »Bitte, Gott, nicht die Unseren!«
    »Nein, das sind nicht unsere«, versicherte ihr Bert. Ihn selbst schien die Situation nicht sonderlich anzufechten, er meinte lediglich: »Der größte Spaß ist zwar schon vorbei, aber ich bin mir nicht sicher, ob Ihr wirklich hier sein solltet, Lady.«
    Der Tumult legte sich. Imogen wagte wieder einen Blick und stellte fest, dass die Lage ziemlich beruhigt wirkte. Bert hatte sein Pferd an die Mauer zurückgetrieben, weg vom Kampfgetümmel, und blickte auf der Suche nach seinem Herrn um sich.
    Er schien jedoch nach wie vor unbesorgt zu sein, und seine Ruhe dämpfte Imogens Furcht. »Ich bin hier sicherer als oben im Wald«, sagte sie im Brustton der Überzeugung zu sich und betrachtete das Geschehen um sich herum.
    Je länger sie das Chaos beobachtete, desto deutlicher wurde ihr, dass der Großteil der hektischen Aktionen auf das Löschen von Bränden und das Einfangen von Pferden gerichtet war. Die Tiere liefen frei herum, weil die Stallungen brannten. Die Kämpfe hingegen waren größtenteils beendet.
    Wo war FitzRoger?
    Die Frage brachte sie auf einen alarmierenden Gedanken.
    Nahm er bereits den Wohnturm in Besitz? Ihren Wohnturm. Sie blickte auf und sah ihn trutzig dastehen, offenbar unbeschädigt und leer. Sie sollte die erste Person sein, die ihn betrat.
    »Vielleicht sollten wir in den inneren Burghof gehen«, schlug sie vor.
    »Nein«, lehnte Bert rundheraus ab. »Wir bleiben hier.«
    Und damit basta, vermutete Imogen. So war

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