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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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kalte, harte Tyrann dahinter zeigte, dann würde er nicht weit kommen.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er nichts davon gesagt hatte, Father Wulfgan zurückzuholen. Wenn sie sich das nächste Mal sahen, würde sie darauf bestehen.
    Dann würde sich zeigen, wer in Carrisford wirklich das Sagen hatte.
    FitzRoger durchschritt die miteinander verbundenen Räume zu der majestätischen, breiten Treppe, die an der Seite des großen Saals hinabführte. Carrisford Castle war ein prächtiger Bau, mit mehr Raffinessen als jedes andere Gebäude, das er in England kannte. Eines Tages, wenn er die Zeit und das Geld dafür aufbringen konnte, würde er einige der feinen Dinge, die es hier gab, auch in Cleeve einrichten lassen.
    Bei »Geld« musste er wieder an die Erbin denken. Er lächelte in sich hinein.
    Sie war ein temperamentvolles Geschöpf, und eines mit Verstand, wenn sie nur daran dachte, ihn zu gebrauchen. Aber unglaublich verhätschelt. Trotzdem hatte er es ehrlich gemeint, als er sagte, sie habe ihre Sache sehr gut gemacht, vor allem für jemanden, der sein Leben lang so behütet gewesen war.
    Er betrat den Saal mit seiner ungewöhnlichen, gewölbten Decke, den hell getünchten Wänden und den vielen schmalen Fenstern. Bei dem schönen Wetter waren die Fensterläden geöffnet und ließen das Sonnenlicht einströmen, das den Raum warm und hell machte.
    Der Soldat in ihm sagte zwar, sie seien unnötig und gefährlich, doch es gefiel ihm, wie sie den Raum erhellten. Der Saal in Cleeve war immer düster.
    Die schlimmsten Anzeichen des Gemetzels, das hier stattgefunden hatte, waren entfernt, und für ihn sah der Raum so sehr schön aus, doch aus den Bemerkungen einger Bediensteter schloss er, dass der Saal von seiner früheren Pracht noch weit entfernt war. Er war mit gestickten Wandbehängen und Waffen an den Wänden geschmückt gewesen, auf den Anrichten hatten einst Gegenstände aus Gold und Silber gestanden, und die Tischtücher waren mit Webmustern oder Stickereien verziert gewesen.
    Im Burghof hatte FitzRoger die Hütten gesehen, in denen die Webstühle und Rahmen müßig herumstanden, weil keine Frauen mehr hier waren, um sie zu bedienen. Es waren nicht so viele umgekommen, sie mussten also noch irgendwo sein. Die einfacheren Wandbehänge konnten diese Frauen vermutlich neu anfertigen, doch die feineren waren wohl aus Italien und aus dem Osten gekommen, vermutete FitzRoger.
    Er wollte das Heim Imogens von Carrisford wieder instand setzen und begann in Gedanken bereits, erste Reparaturarbeiten zu planen. Lebensmittel, Gerätschaften, Geschirr und Besteck, Behänge, Tischwäsche …
    Die Tische für das Frühstück waren noch aufgebaut – ohne Tücher –, doch das Morgenmahl war vorüber und der Saal leer. FitzRoger fand noch einen Krug mit etwas Ale, schenkte sich einen Holzbecher ein und fügte zu seiner gedanklichen Liste zu besorgender Dinge Bier und Wein hinzu. Etwas Ale gab es noch in Carrisford, und im Brauhaus war auch schon wieder die Arbeit aufgenommen worden, aber Warbrick hatte sämtliche Weinfässer zerstört. Weiß Gott, wann der Gestank aus den Kellern entweichen würde.
    Selbst mit Vorräten würde das Leben hier in nächster Zeit kärglich sein …
    Renald de Lisles Stimme unterbrach seine Gedanken. »Wenn das nicht ein mädchenhaftes Erröten ist, dann hat die Lady dich geohrfeigt, mein Freund. Und ich dachte, du hättest gesagt, sie sei leicht herumzukriegen.«
    »Ich habe noch gar nicht versucht, sie zu irgendetwas zu überreden.« Er schenkte Renald Ale ein.
    »Warum hat sie dich dann geschlagen?«
    FitzRogers Lippen zuckten. »Sie wollte es zwar nicht zugeben, aber ich glaube, es war, weil ich aufhörte, sie zu küssen.« Sein Freund verschluckte sich an dem Bier. »Ihre Erklärung war natürlich eine andere. Nämlich dieser Priester, Renald, der uns anschrie, wir müssten für jedes ausgelöschte Leben Buße tun.«
    De Lisle nickte.
    »Du musst ihn zurückholen.«
    »Warum denn das?«, fragte Renald überrascht. »Der ist doch sicher ein Freund von Haarhemden und Geißelungen.«
    »Die Blume des Westens hat es befohlen.«
    »Ah«, murmelte Renald. »Du willst dir ihre Gunst mit Nettigkeiten erschleichen? Wann wirst du der süßen kleinen Blume denn eröffnen, dass sie weniger gerettet als vielmehr gepflückt worden ist?«
    »Aus deinem Mund klingt es, als hätte sie mehr Ähnlichkeit mit einer mageren Henne als mit einer Rosenknospe. Falls ich sie heirate, kann ich es ihr auch so leicht

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