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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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»Was ist dieser Mann für Euch?«
    Einmal mehr wurde Imogen zur nervösen, geständigen Sünderin. Sie begrub jeglichen Gedanken an zwei hitzige Küsse. »Er … er ist mein Held, Father – ein tugendhafter Paladin.«
    Der Priester beugte sich nach vorn. »Ein Paladin dient für das Wohl seiner Seele, nicht wegen des Gewinns, Tochter in Christus. Beschreibt das diesen Mann?«
    Darauf hatte Imogen keine Antwort parat.
    »Nein«, sagte der Priester. »Er ist ein Söldner, der für Gold tötet.«
    Imogen wankte etwas zurück. »Er hat keine Bezahlung verlangt, Father.«
    Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. »Außer Euch.«
    »Nein«, widersprach Imogen. »Das war meine Idee.«
    Father Wulfgan schreckte zurück. »Was?«
    »Er ist stark«, erklärte sie rasch, »und sein Land grenzt an meines; so kann ich Carrisford im Auge behalten.«
    Der Priester musterte sie voller Argwohn. »Und in Eurem Herzen ist keine Lust nach ihm?«
    Jetzt waren sie am Punkt angekommen. »Ich weiß nicht«, flüsterte Imogen.
    Unten im Saal spielten Renald und FitzRoger Schach. Ab und zu war die laute Stimme des Priesters zu hören.
    »Willst du zulassen, dass er sie die ganze Nacht lang belästigt?«, fragte Renald.
    »Sie wollte ihn zurückhaben«, erwiderte FitzRoger und versetzte einen Läufer. »Vielleicht überlegt sie es sich anders.«
    »Sehr klug. Aber zweifellos dringt er in sie, die Heirat zu unterlassen, und du hast noch nichts unterschrieben und besiegelt.«
    »Du bist am Zug.«
    Renald schob einen Bauern über ein Feld, und FitzRoger schlug ihn.
    »Ich würde sie mit diesem Fanatiker nicht allein lassen«, beharrte Renald.
    »Der Priester wird sie nicht von der Heirat abbringen«, sagte FitzRoger, den silbernen Bauern zwischen den Fingern drehend. »Die Blume des Westens bekommt alles, was sie will. Einschließlich mich.«
    Renald lachte. »Hast du sie schon herumgekriegt? Kein Wunder, dass du ihr das Blaue vom Himmel versprochen hast. Sie ist wahrscheinlich viel zu durcheinander, um darauf zu bestehen, dass du deine Versprechen auch einhältst.«
    FitzRoger ließ den Bauern in die Schachtel fallen. »Nein, mein Freund. Ich habe sie nicht herumgekriegt, und wenn ich es richtig sehe, wird sie jedes ihrer Rechte akribisch einfordern. Interessiert dich das Spiel nicht?«
    Renald kannte diesen Ton seines Freundes und ließ das Thema fallen. Ein Blick auf das Brett sagte ihm, dass die Chancen, seinen König zu retten, schlecht standen.
    In Imogens Gemach saß Father Wulfgan so auf dem Bett, dass sein Gesicht nur wenig von ihrem entfernt war, obwohl sie sich nach hinten an die Wand drückte. Er stank, doch daran sollte sie eigentlich gewöhnt sein – er kasteite seinen Körper nicht nur durch Hunger und Selbstgeißelung, sondern auch dadurch, dass er ihn nicht rein hielt.
    »Es ist gut, dass Ihr die Lust nicht erkennt, mein Kind.«
    Das war nicht das Problem. Imogen wünschte, sie könnte Father Wulfgan sagen, dass sie Zeugin davon geworden war, wie die Lust in ihrer perversesten Ausformung ausgelebt worden war, und diese Erinnerung aus ihrem Gedächtnis getilgt haben wollte wie die Sünden bei der Beichte. Doch die Worte wollten nicht über ihre Lippen kommen. Davon zu sprechen würde es noch wirklicher machen.
    »Aber … aber wie soll ich sie meiden, Father«, flüsterte sie, »wenn ich nicht weiß, was sie ist?«
    Er legte seine verkrüppelte Hand auf die ihre. »Der einfachste Weg, Tochter in Christus, ist, ehelos zu bleiben.«
    »Aber es ist doch meine Pflicht zu heiraten.«
    »Auch Verheiratete haben ein reines Leben geführt. Der heilige Edward, der noch vor weniger als fünfzig Jahren dieses Land als König regierte, nahm eine Gemahlin und blieb dennoch frei von aller Sünde.«
    Welch ein Glück für seine Frau, dachte Imogen und stellte sich eine behagliche Welt vor, in der es zwar Umarmungen und Küsse gab, aber nie zur Sünde kam.
    Doch dann fielen ihr die wutschäumenden Bemerkungen ihres Vaters über König Edward ein. Ebendiese zölibatäre Ehe hatte dazu geführt, dass England keinen unumstrittenen Erben bekommen hatte; letztendlich war es dadurch zur normannischen Invasion durch Wilhelm den Eroberer gekommen.
    Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass FitzRoger seine Hochzeitsnacht würde mit Beten verbringen wollen. »Ich … ich glaube, Lord FitzRoger will Nachkommen, Father.«
    »Dann soll er sie so bekommen, wie er selbst empfangen wurde«, knurrte Wulfgan, »von Weibern, die sich bereits

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