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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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erinnerte sie sich. Er ließ die Sünde immer attraktiv erscheinen. Diese Gedanken brachten sie darauf, dass die Auseinandersetzung über Father Wulfgan noch nicht beendet war. »Martha«, fragte sie, »ist Father Wulfgan schon wieder in Carrisford zurück?«
    »Diese alte Krähe!«, murrte Martha, doch Imogens Blick ließ sie sofort verstummen. »Ich glaube nicht, Lady«, fuhr sie dann fort. »Der Herr … Lord FitzRoger hat ihn hinausgeworfen.«
    »Und ich habe befohlen, dass er wiederkommt. Wer sonst hat am Grab meiner Tante und der anderen gebetet?«
    »Der Mönch des Herrn, Lady, Bruder Patrick.«
    Mit einem Mal erkannte Imogen eine mögliche Waffe. »Martha«, befahl sie lächelnd, »sag Lord FitzRoger, ich lasse mich von keinem anderen trauen als von Father Wulfgan.«
    Wieder bekam Martha große Augen. »Lady …«
    »Geh schon!«, befahl Imogen.
    Martha eilte hinaus; ihr Murren war nicht zu überhören, während sie die Treppe hinunterhastete.
    Imogen erwartete mehr oder weniger, dass FitzRoger erscheinen und sie mit beißenden Argumenten überhäufen würde, und deshalb konnte sie vor Aufregung kaum mehr weiteressen. Stattdessen aber kam kurz vor Sonnenuntergang der hagere Father Wulfgan zu ihr.
    »Tochter«, erklärte er, »Ihr befindet Euch in den Klauen des Teufels!«
    »Ich bin vor Warbrick sicher«, konterte Imogen. Vor dem Priester fühlte sie sich sofort zum Kind degradiert.
    »Ihr seid von einem Teufel zum anderen gewandert. Ihr müsst diesen Satan sofort hinauswerfen, mein Kind!«
    »Lord FitzRoger?«
    »Er ist die Hand des Todes auf dem Land!«, donnerte der Gottesmann. »Er bereut kein Blutvergießen. Er ist eine Teufelsbrut, und sein Same wird den Boden vergiften, auf den er fällt!«
    Imogen fragte sich, weshalb sie ihren Kaplan so verzweifelt hatte wiederhaben wollen. FitzRoger hatte sie wahrhaftig eines Besseren belehrt.
    Father Wulfgan war kein alter Mann, aber er war schon in Carrisford, solange sie zurückdenken konnte. Er war klein und bestand nur aus Haut und Knochen, was angesichts der Schwere der Bußen, die er sich immer wieder auferlegte, nicht verwunderlich war. Die leuchtend blauen Augen in seinem blässlichen, eingefallenen Gesicht glühten jedoch wie Feuer.
    Imogen schluckte. »Ihr glaubt also, es ist falsch, wenn ich FitzRoger heirate, Father?«
    »Wesentlich besser wäre es, Euch den Schwestern in Hillsborough anzuschließen.«
    Wieder dieser verlockende Vorschlag. Keine schwere Entscheidung. Kein Ehebett, das es zu ertragen galt.
    »Aber mein Vater wollte, dass ich heirate«, entgegnete Imogen halb hoffend, halb befürchtend, überredet zu werden.
    Der Priester blickte finster drein, lenkte jedoch ein. »Euer Vater wollte Euch mit Lord Gerald verheiraten, Tochter, oder einem ähnlich gesetzten Mann. Nicht mit so einem gottlosen Kriegstreiber.«
    »FitzRoger hat diesen Krieg nicht begonnen«, protestierte sie. »Ich habe ihn um Hilfe gebeten.«
    »Er ist ein Mann des Krieges!«, konterte Wulfgan heftig. »Er war Söldner – eine verfluchte Seele. Er hat durch verruchte Turniere Reichtum angehäuft. Er ist nur des Krieges wegen in diesen Teil des Landes gekommen. Er und Warbrick. Zwischen diesen beiden gibt es keinen Unterschied!«
    »Warbrick ist widerlich!«
    »Beide sind Männer, die durch das Schwert leben!«, erklärte Wulfgan. »Auch der brudermörderische König gehört zu diesem Schlag. Sie morden um ihrer eigenen Sache willen und tun für das Blut, das sie vergießen, nicht einmal Buße!«
    Imogen erkannte, dass sie, was Politik anbelangte, mit Wulfgan auf keinen grünen Zweig kommen würde. Er war von Blutvergießen und Lust wie besessen, und sie wollte über Letztere sprechen, nicht über Ersteres.
    »Aber ich muss einen Mann heiraten, der über Stärke verfügt, Father«, sagte sie. »Ihr würdet mich sicher nicht in der Macht eines Warbrick oder eines Belleme sehen wollen.«
    Er umklammerte das Kruzifix, das er an einer Schnur um den Hals trug. »Der Herr wird Euer Schutz sein, mein Kind.«
    »Vor ein paar Tagen hat er mich aber nicht beschützt!«, brauste Imogen auf. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Father Wulfgan früher so dumm geklungen hatte.
    Der fixierte sie mit seinem flammenden Blick. »Ungehorsames Kind! Ihr seid doch sicher, oder etwa nicht? Zweifelt nicht an den Wegen des Herrn!«
    Jetzt stieß Imogen zu. »Dann war FitzRoger der starke Arm des Herrn!«
    Wulfgan trat von Entsetzen gepackt zurück. »Warum brüllt Ihr seinen Namen so?«, zischte er.

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