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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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Gemach, begleitet von seinem Leibarzt und FitzRoger. Der Doktor untersuchte ihre Füße und erklärte, ihr Zustand sei den Umständen entsprechend bestens; wenn sie vorsichtig sei, werde sie auch laufen können. Er trug ihr seine eigene Wundsalbe auf und verließ dann den Raum.
    Während der Untersuchung studierte Imogen den König und fragte sich, was geschehen wäre, wenn sie ihr Schicksal ganz und gar ihm überlassen hätte.
    Henry Beauclerk hatte die dreißig bereits überschritten und war kein besonders attraktiver Mann, aber er strahlte durchaus die Würde eines Königs aus. Er war kräftig und untersetzt, volles, dunkles Haar hing ihm in Locken bis auf die Schultern und über die Brauen, unter denen lebhafte, dunkle Augen saßen. Auch auf seinen muskulösen Armen wuchsen dunkle Haare, bis hin zu den derben, kurzfingrigen Händen.
    Wenngleich er sich unverkennbar gerne fein kleidete, stellte er seinen Reichtum nicht protziger zur Schau als jeder andere Adelige. Wenn sie erst einmal ihren Schmuck hatte, dachte Imogen, würde sie ihn diesbezüglich leicht in den Schatten stellen können. Dann fiel ihr jedoch die Warnung ihres Vaters ein, dass es nicht klug sei, vor Herrschern mit seinem Reichtum zu protzen.
    Vielleicht war das der Grund dafür, dass FitzRoger lediglich eine schlichte Leinentunika in Rot und Schwarz trug und keinen Schmuck außer einem Armreif und seinem Ring.
    Der König war in guter Stimmung; seine Augen funkelten, und er neckte Imogen und FitzRoger mit der bevorstehenden Hochzeit.
    Doch als die Rede auf Warbrick kam, wurde seine Miene kalt und sein Blick schneidend scharf. Henry Beauclerk war der Vierte in der Erbfolge seiner Familie und ohne Grundbesitz gewesen; er hatte um sein Überleben ebenso sehr kämpfen müssen wie um den Thron von England. Er war kein Mann, mit dem man sich ungestraft anlegte.
    Dann bemerkte Imogen noch etwas.
    Trotz ihres Altersunterschiedes waren sich FitzRoger und der König so nahe wie zwei Brüder. Henry lehnte sich an FitzRogers Schulter, er neckte ihn, und der erwiderte dieses Verhalten – wenngleich wohlüberlegt. Und sie sprachen sich als Hal und Ty an.
    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel fiel ihr ein, dass der König, als er ihre Rettung befahl, FitzRoger damit betraut hatte.
    Das bedeutete, Henry wollte, dass FitzRoger ihr Gemahl wurde.
    Verbittert fragte sie sich, weshalb FitzRoger sich dann überhaupt noch darum bemüht hatte, ihr den Hof zu machen. All die Zugeständnisse, die sie sorgfältig niedergeschrieben hatte, waren umsonst, denn der König würde sich niemals für sie und gegen seinen geliebten »Ty« einsetzen. Und wie lautete eigentlich der volle Name ihres künftigen Gemahls?
    Es schien absurd, dass nur sie ihn nicht kannte oder nicht zu benutzen wagte.
    Sie war genau das, was FitzRoger sie einst genannt hatte – eine Idiotin, die sich mit Illusionen abspeisen ließ wie ein Kleinkind mit einem guten Happen.
    Verbittert musterte sie die beiden gut gelaunten Männer. Vielleicht konnte sie am Ende doch Gefallen an Wulfgans Askese finden und mitsamt ihrem Reichtum ins Kloster Hillsborough eintreten. Dieser einen Möglichkeit würde der König nichts entgegensetzen können.
    Vielleicht las FitzRoger wieder in ihr wie in einem offenen Buch, denn als der König ging, blieb er und musterte sie aufmerksam. Ein Anflug von Heiterkeit in seinen Augen ließ Imogen die Zähne zusammenbeißen.
    Sie forderte ihn direkt heraus. »Warum habt Ihr so getan, als hätte ich eine Wahl? Der König hätte mich Euch doch ohnehin auf dem Präsentierteller serviert.«
    Er lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, ohne ihren Vorwurf zurückzuweisen. »Ihr hättet Euch womöglich für Lancaster entschieden. Das wäre ein Fehler gewesen, aber er hat genug Einfluss, um Probleme zu verursachen. Henry hätte einen so mächtigen Baron nur ungern gekränkt, solange er sich der Krone noch nicht ganz sicher sein kann.«
    »Ich könnte mich noch immer für Lancaster entscheiden. Öffentlich habe ich noch nichts zugesagt.«
    »Nein. Er hat eine Nachricht gesandt und seinen Anspruch bekräftigt. Ich erwiderte, dass Ihr nun mir versprochen seid.«
    Imogen hielt den Atem an. »Ohne mir ein Wort zu sagen?«
    »Das war nicht nötig. Ihr hattet mir bereits Euer Wort gegeben, mich zu heiraten. Und Ihr werdet mich heiraten, Imogen. Findet Euch damit ab. Es wird Euch nicht zu schwer fallen, wenn Ihr Euch nur benehmt.«
    Wut stieg in ihr hoch. Er überging sie schon wieder, und er

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