Fluch der Leidenschaft
zu nehmen. Schließlich war diese Heirat eine Art Eingeständnis, dass sie ohne einen Mann an ihrer Seite einem Kaninchen glich, das man in ein Wolfsrudel geworfen hatte. Aber sie war froh zu sitzen; es verringerte die Gefahr, ohnmächtig zu werden.
Renald schenkte ihr Wein ein, aber ehe sie trinken konnte, nahm eine lange, braune Hand ihr den Kelch weg und reichte ihr einen Becher Wasser. »Wir sollen doch fasten«, erklärte FitzRoger. »Schon vergessen? Wenn nicht, wird sich all unser Tun zum Bösen wenden, und Ihr werdet statt Kindern Kaninchen in die Welt setzen.«
Imogen starrte ihn entsetzt an. »Was?«
Er lächelte kühl. »Das sagt jedenfalls Father Wulfgan. Der Priester, den Ihr so schätzt.«
Imogen schaute zu Wulfgan hinüber, der düster über sein Psalmenbuch gebeugt war und das, was hier geschah, eindeutig missbilligte. Klang FitzRoger deshalb so ärgerlich?
Sie nippte an dem Wasser, um sich die trockenen Lippen zu befeuchten.
Der König trat zu ihnen und beendete das Schweigen. »Da Euch Euer Vater meiner Obhut anvertraut hat, Lady Imogen, ist es eine Ehre für mich, Euch in der Angelegenheit Eurer Heirat beizustehen. Vielleicht möchtet Ihr, dass ich Euch all diese Dokumente erkläre.«
»Sie kennt sich gut damit aus, Sire«, warf FitzRoger ein. »Sie hat sie selbst verfasst.«
»Tatsächlich?« Der König betrachtete sie mit vermehrtem Respekt. »Du hast eine kluge Braut bekommen, Ty, und eine sehr schöne dazu. Aber weiß sie wirklich genau, was sie da niedergeschrieben hat?«
Sie redeten, als sei sie gar nicht anwesend. »Ja, sie weiß es!«, platzte Imogen heraus und blickte dann entsetzt auf den verblüfften König. »Verzeiht, Sire.«
Wieder winkte er einfach ab. »Schon gut. Ihr musstet Schweres durchmachen, Lady Imogen, das sei Euch zugute gehalten. Es ist unser Wunsch, Euch sicher unter dem Schutz des Lords von Cleeve zu sehen. Dann sagt mir nun, was in den Dokumenten steht, damit wir alle bezeugen können, dass Ihr diese Ehe mit Eurem vollen Einverständnis eingeht.«
Damit sie später keine Nichtigkeitserklärung mit der Begründung verlangen konnte, sie sei gezwungen oder getäuscht worden.
Imogen legte die gefalteten Hände auf den Tisch und sagte: »Ich erkläre mich einverstanden, Lord FitzRoger von Cleeve zu heiraten. Ich werde die Hoheit über Carrisford behalten, und sie wird an eines oder mehrere meiner Kinder übergehen, ausgenommen nur meinen ältesten Sohn; er wird Castle Cleeve und sämtlichen anderen Besitz erben, den mein … mein Gemahl zeit seines Lebens erwerben wird.« Sie schaute auf, und ihr Blick traf den FitzRogers. Auf eine schmerzliche Art tat ihr das gut. Sie hatte es schon zuvor bemerkt: Sein kühler Blick gab ihr Kraft, während Mitgefühl sie hätte in Tränen ausbrechen lassen. Sie würde alles tun, nur wollte sie sich vor ihm nicht wehleidig zeigen.
»Mein Gemahl«, erklärte sie, als würde sie nur zu ihm sprechen, »wird Carrisford für mich verteidigen, und er wird dafür sorgen, dass Euch gegenüber die Leistungen erfüllt werden, die mit dem Ritterlehen verbunden sind, Sire.« Bedeutungsloser Besitz, mit anderen Worten.
»Ich bin mittels meiner Amtsträger verantwortlich für die zivile Verwaltung Carrisfords und der dazugehörigen Ländereien sowie für sämtliche dadurch entstehenden Kosten«, fuhr sie fort.
»Jedoch unter der Aufsicht Eures Gemahls«, setzte der König hinzu.
»Verzeihung, Sire?«
»Hier steht« – er schob ein Dokument vor und zeigte mit seinem edelsteingeschmückten Finger auf eine Stelle –, »Ihr seid verantwortlich, et cetera, ›unter der Aufsicht von Lord FitzRoger, meinem Gemahl‹. Hier muss ›Tyron FitzRoger‹ stehen. Wo ist mein Schreiber?«
Ein Mönch trat vor und ersetzte das Wort Lord durch Tyron . Nun kannte sie also seinen vollen Namen.
»Seid Ihr damit einverstanden, Lady Imogen?«, fragte der König. »Es wäre kaum akzeptabel, dass ein Mädchen von sechzehn Jahren ihr eigenes Land regiert, also müssen wir sichergehen, dass Ihr all dies versteht. Dieses Dokument begrenzt Eure Autorität drastisch.«
Wieder blickte Imogen zu Bastard FitzRoger auf. »Ich weiß.«
»Und Ihr akzeptiert es?«, fragte der König nach.
»Und ich akzeptiere es.«
»Gibt es einen Witwenbesitz, eine Vermögensleistung des Bräutigams an die Braut?«, fragte einer der anderen Männer. »Anderenfalls wäre das nicht ordnungsgemäß.«
FitzRoger beantwortete diese Frage. »Da die Lady ohnehin begüterter in diese Ehe
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