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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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gedeckt; dort lagen die Trauungsdokumente bereit. Die darum versammelten adeligen Herrschaften tranken Wein aus schönen silbernen und goldenen Kelchen und Bechern. Und auf den kurz zuvor noch leeren Anrichten standen Teller und sogar einige kostbare Gläser.
    All das musste aus Cleeve herangeschafft worden sein.
    Die Männer wurden auf Imogen aufmerksam; sie wandten sich ihr zu und verstummten.
    Die vielen aufmerksamen Blicke aus harten Söldneraugen hätten Imogen beinahe ins Stolpern gebracht. Für diese Männer war sie lediglich ein Werkzeug, das zu mehr Macht und Reichtum verhalf.
    In diesem Augenblick war sie dankbar um FitzRogers Schmuck, denn er ließ sie wenigstens wie eine bedeutende Erbin aussehen. Sie bedauerte allerdings, dass sie sich nicht zu der Zeremonie hatte tragen lassen, denn das Schwindelgefühl wurde stärker; sie musste sich mit einer Hand an der Wand abstützen.
    Sie riss sich mit Gewalt zusammen. Jetzt musste sie Stärke zeigen. Bei Gott, als Gemahlin von Bastard FitzRoger würde sie stark sein müssen.
    Dann erblickte sie ihn.
    In den wenigen Tagen, die sie sich kannten, hatte sie FitzRoger bereits halbnackt, in Rüstung, in blutbesudeltem Leder und in Seide gesehen, aber nie so prachtvoll gekleidet wie jetzt. Er besaß eindeutig eine ganze Menge mehr Beutestücke, die für Männer gemacht waren.
    Das Grün und Gold seiner Kleidung wirkte elegant und streng. Ein Lichtstrahl ließ das dunkle Haar erglänzen, und mit seinem schweren Goldschmuck stellte er sogar seinen Gebieter in den Schatten. Er dominierte den Raum und überstrahlte selbst den König von England. So viel dazu, dass man vor Herrschern nicht mit seinem Reichtum protzen sollte … Nur gut, dass er und Henry enge Freunde waren, sonst hätte ihn solch unbewusste Überheblichkeit vielleicht um Kopf und Kragen gebracht.
    Und sie hatte ihn einen Niemand genannt. Er war ganz eindeutig alles andere als das.
    Inzwischen hatte sie ihn schon ein wenig kennengelernt. Sie wusste, dass er sich im Moment Sorgen machte, dass sie es nicht schaffen könnte, die Treppe bis ganz nach unten zu laufen.
    Diese Sorge munterte sie jedoch keineswegs auf. Sie war sicher, dass sie derselben kühlen Haltung entsprang, die er gegenüber der Kampfbereitschaft seiner Männer, gegenüber der Gesundheit seiner Tiere und der Schärfe seiner Waffen an den Tag legte. Alles, was Bastard FitzRoger besaß, musste seinen Zweck perfekt erfüllen. Er kam ihr auch nicht zu Hilfe.
    Sie würde ihn seiner Stärke und Härte wegen heiraten und dankbar sein, dass sie vorab wusste, dass das, worauf sie sich einließ, Krieg war und nicht Liebe.
    Aber in einen Krieg zog man nicht allein. Auf dem langen Weg die Treppe hinunter wünschte sich Imogen, jemanden an ihrer Seite zu haben, der ihr vertraut war. Ihr Vater und ihre Tante waren tot.
    Und Janine hatte erst vor fünf Tagen in ebendiesem Saal ihr blutiges Ende ereilt.
    Es war nicht klug, jetzt daran zu denken.
    Die Erinnerung traf sie so hart, dass sie ins Wanken kam. Aber obwohl ihr Herz heftig schlug und sie blutrote Schatten vor den Augen sah, fasste sie sich sofort wieder. Sie würde nicht vor all diesen Leuten ohnmächtig werden.
    Statt einer feinen Hochzeitsgesellschaft meinte sie jedoch plötzlich, Bestien in Panzern zu sehen, Blut, das von Schwertspitzen tropfte, und Janine …
    Sie sah, wie die Frau auf dem Tisch festgehalten wurde. Hörte ihre kehligen Hilferufe, als ihr Vergewaltiger in sie eindrang und im Rhythmus dazu schnaubte …
    Lieber Gott, es war derselbe Tisch!
    Starr vor Entsetzen fand sie wieder in die Gegenwart zurück und fixierte die Eichenplatte, auf der die Heiratsdokumente bereitlagen. Entsprangen die Blutflecken, die sie dort sah, nur ihrer Einbildung?
    Eine Hand ergriff die ihre; im Gegensatz zu ihrer eiskalten war sie brennend heiß. Sie blickte auf und sah in die freundlichen, dunklen Augen von FitzRogers Freund Renald de Lisle.
    »Ihr hättet nicht zu Fuß gehen sollen, Lady Imogen«, tadelte er sie sanft. »Und jetzt müsst Ihr Euch hinsetzen.« Er führte sie zu dem großen Stuhl am Tisch. Sie schaute zum König, doch der winkte ihr nur ungezwungen zu.
    »Nein, nein, Lady Imogen. Ich bestehe darauf. Ty hat uns von Eurem starrköpfigen Stolz erzählt. Ihr verhaltet Euch lobenswert, aber es wäre töricht, es zu weit zu treiben.«
    Starrköpfiger Stolz? Sie blickte FitzRoger in die Augen. Sah er sie wirklich so? Wie seltsam. Sie fühlte sich schwach, unfähig, ihr Schicksal selbst in die Hand

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