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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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der Brustwehr zurück und ging stumm voraus Richtung Treppe, hinunter zu ihrem Gemach.
    Imogen ergriff seinen Arm – diesen Raum konnte sie noch nicht wieder betreten –, doch dann zog sie rasch die Hand zurück, als hätte sie sich an seinen harten Muskeln verletzt.
    Er blieb stehen und musterte sie. Im kalten Mondlicht wirkte er wie aus Stein gemeißelt, aus kaltem, kaltem Stein. Dann bewegte er sich. Fast zögernd legte er eine Hand an ihre Taille – eine warme Hand. Als Imogen nicht zurückzuckte, zog er sie zärtlich an sich und legte die Arme um sie.
    Sie schauderte, als sie den Kopf an seine Schulter legte. Sie hatte nicht gewusst, wie sehr sie es brauchte, so gehalten zu werden.
    Tränen stiegen in ihr auf, und sie wusste, es würde ihr guttun, sich in seinen starken Armen auszuweinen, aber bestimmt würden ihre Tränen ihn verletzen, und sie hatte ihn schon genug verletzt. Sie entschied die schmerzhafte Schlacht gegen die Tränen für sich.
    Es war Trost genug, einfach nur gehalten zu werden. Sie hoffte, es würde auch ihm ein Trost sein, sie festzuhalten …
    Erst, als er leise sagte: »Unten steht ein wunderbar bequemes Bett«, bemerkte sie, dass sie am Einschlafen war, dass sie vielleicht schon geschlafen hatte.
    Sie blickte auf und merkte an der Position des Mondes, dass einige Zeit verstrichen war.
    »Du musst auch schlafen«, sagte sie und erkannte, dass es eine Art Einladung war. Hoffentlich nicht zu einem Desaster.
    Sie wurde nicht klug aus ihm. Er war jetzt entspannter als vorher, aber sehr verhalten. Ohne ein Wort führte er sie, eine Hand an ihrem Rücken, zur Treppe und stieg dann vor ihr hinab.
    Die Burg lag jetzt vollkommen still da. Das Gelage war beendet.
    Das Obergeschoss wirkte zu ihrer Überraschung ganz normal, als sie es wieder betraten, nur das fahle Mondlicht ließ es etwas schaurig wirken. Sie hatte gedacht, es müsste irgendwie von den Geschehnissen verändert sein.
    Er sprach noch immer nicht, deshalb raffte sich Imogen auf und brach das Schweigen. »Es tut mir leid«, begann sie. »Ich habe mich sehr schlecht benommen.«
    Er stand reglos in der Mitte des Raums. »Was soll das heißen? Mir tut es leid, dass ich es dir nicht leichter machen konnte.«
    Seine ausdruckslose Stimme kränkte sie. Sie wünschte, sie könnte einige der Teufel erklären, die er nicht hatte austreiben können, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. »Das nächste Mal wird es bestimmt besser«, meinte sie.
    Sie sah sein Seufzen eher, als dass sie es hörte. »Geh zu Bett.« Er wandte sich zur Tür.
    »Wohin gehst du?«, fragte sie alarmiert.
    Er drehte sich um. »Es ist alles in Ordnung. Du hast während des Fests kaum etwas gegessen, und ich hatte vergessen, dass du die Sache mit dem Fasten wahrscheinlich ernst genommen hast. Mit etwas im Magen wirst du dich besser fühlen.«
    »Heißt das, du hast nicht gefastet?«, fragte sie bestürzt.
    »Nein«, antwortete er, und sie konnte fast spüren, wie er sich um Geduld bemühte. »Und wenn du Kaninchen zur Welt bringst, Imogen, dann schwöre ich dir, dass ich auf Knien nach Jerusalem pilgern werde.«
    »Oh, sprich nicht so!«
    »Imogen, Frauen bekommen keine Kaninchen.«
    »Gott kann alles möglich machen.« Sie fragte sich, ob er ketzerisch genug sein würde, um selbst das abzuleugnen.
    »Zweifellos. Aber ich bin sicher, dass Gott mit seiner Allmacht Besseres anzufangen weiß.«
    Sie biss sich auf die Lippe. Das schien gleichzeitig wahr und in gewisser Weise frevlerisch zu sein. »Und die Ungeheuer?«, fragte sie.
    Er trat einen Schritt auf sie zu. »Imogen, Frauen bringen manchmal seltsame Kinder zur Welt – verkrüppelte Kreaturen, manchen fehlen sogar Gliedmaßen. Ich habe einmal ein Baby gesehen, das wie ein Zyklop aussah, mit nur einem Auge. Auch du musst schon solche unglücklichen Geschöpfe zu Gesicht bekommen haben, selbst in Carrisford. Aber ich glaube nicht, dass Gott sie so erschaffen hat als Strafe für Ehebruch oder unziemliche Freuden. Ich habe auch schon ähnlich deformierte Tiere gesehen. Haben die sich auch zu viel amüsiert?«
    Darauf wusste Imogen nichts zu sagen. Sie hatte tatsächlich einmal ein Lamm mit sechs Beinen gesehen.
    Er berührte sanft ihre Wange, und sie hätte schwören können, dabei eine Andeutung eines Lächelns zu sehen. »Ich glaube, meine größte Verfehlung ist zu vergessen, wie jung und naiv du bist. Manchmal bist du so tapfer und stark. Geh zu Bett. Ich komme bald wieder.«

11
    Jung und naiv. Das tat weh, auch

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