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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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Vater?
    Ich hätte ihn nicht für dich ausgewählt, mein Kind. Ich gestehe, ich hatte die Einwände, die ein Vater nun einmal dagegen hat, seine Tochter einem jungen, lüsternen Hengst zu geben. Aber er wird dir treu dienen, wenn du ihn nur lässt. Und vergiss nicht, dass auch du ihm dienen musst.
    Im Ehebett?
    Nicht nur dort. Dort vielleicht sogar am allerwenigsten, Tochter. Kein Mann ist so stark, dass er allein stehen kann. Achte darauf, was dein Gemahl braucht.
    Braucht? Imogen versuchte sich vorzustellen, was FitzRoger anderes von ihr brauchen könnte, als seine Bettpartnerin und die Mutter seiner Kinder zu sein. Er hatte wohl angedeutet, dass sie die häuslichen Angelegenheiten in Cleeve übernehmen solle, aber als seine Gemahlin war das ohnehin ihre Pflicht.
    Das musste es sein, was ihr Vater meinte, doch das hatte nichts mit ihrem momentanen Problem zu tun. Sie musste lernen, das Ehebett zu ertragen.
    Was ist mit Father Wulfgan?, fragte sie. Hat er recht mit dem, was er über die Lust sagt?
    Sie hätte schwören können, dass sie den sehr weltlichen Humor wahrnehmen konnte, der Bernard von Carrisford ausgezeichnet hatte. Heilige sind eher dazu da, uns an unseren empfindlichsten Stellen zu reizen, als uns das Leben zu erleichtern, Imogen, und Wulfgan ist in dieser Hinsicht besonders drastisch. Deshalb habe ich ihn nach Carrisford geholt, denn ich war immer ein der Welt zugewandter Mann, aber in ihm hatte ich jemanden, der sich um meine Seele kümmerte, und ich wusste, ich brauchte so ein strenges Gewissen. Aber selbst Heilige erkennen nicht immer die Wahrheit, Tochter.
    Hast du deine Lektionen vergessen? Höre achtsam allen zu, die genug Autorität besitzen, um dir Rat zu erteilen, aber entscheide letztlich nach deinem Herzen. Und akzeptiere dann die Konsequenzen.
    Akzeptiere die Konsequenzen.
    »Guter Gott«, murmelte sie. »Die Konsequenzen.«
    Was würden die Konsequenzen der Geschehnisse dieser Nacht sein?
    Sie musste etwas unternehmen.
    Imogen sprang auf und zog sich an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, nur, dass sie ihren Gemahl finden musste.
    Wo war er?
    Sie blickte verstohlen zur Tür hinaus in der Hoffnung, ihn dort zu sehen. Er war nicht da. Aus dem Saal drang noch immer der Lärm ausgelassenen Feierns herauf, vor allem ungewöhnlich viele weibliche Stimmen, doch davon konnte sie sich jetzt nicht ablenken lassen. Vermutlich vergnügten sich die zu den Burgbewohnern gehörenden Frauen ebenfalls.
    Wohin konnte FitzRoger gegangen sein? Sicherlich hatte er sich in seiner Hochzeitsnacht nicht wieder dem Gelage angeschlossen. Dadurch hätte er sie unendlich beschämt.
    Aber vielleicht verdiente sie genau das. Sie wischte die Tränen von den Wangen und zwang sich nachzudenken. Es gab noch weitere Gemächer und Kammern, doch intuitiv stieg sie die schmale Wendeltreppe zu den Zinnen hinauf.
    Dort fand sie ihren Gemahl, wie er auf das Land hinausblickte, als würde er es bewachen – ihr Land, das im bleichen Licht eines großen, tief am Himmel stehenden Mondes lag.
    FitzRoger versah keinen Wachdienst. Ein Stück weiter stand der Hornbläser auf Posten, Horn und Glocke bereit, um gegebenenfalls Alarm zu schlagen.
    FitzRoger stand still und reglos, doch er hatte etwas an sich, das Imogen einen bohrenden Schmerz in der Herzgegend verursachte, einen Schmerz, der zu einem großen Teil aus Schuldgefühl bestand.
    Sie wollte sich nicht damit auseinandersetzen. Sie wollte sich davonschleichen und jemand anderen für all dies eine Lösung finden lassen, aber sie wollte andererseits auch nicht mehr eine solche Schwäche an den Tag legen. Imogen sprach ein kurzes Gebet an ihren Vater, und dann ging sie zu ihrem Gemahl hinüber.
    Er bemerkte erst im letzten Augenblick, dass sich ihm jemand näherte, und wirbelte herum, ein blitzendes Messer in der Hand, mit dem er nur wenige Zentimeter vor ihrem Körper innehielt.
    Mit einem zischenden Geräusch presste er die Luft aus seinen Lungen. »Schleiche dich niemals an mich heran, Imogen.«
    »Es tut mir leid«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Ich dachte nicht …«
    Sie hätte schwören können, dass auch er zitterte. »Fang endlich an zu denken!«, bemerkte er scharf.
    Imogen biss sich auf die Lippen. Sie wollte über Dinge reden, die ausgesprochen werden mussten, aber nicht, wenn er zornig war, und nicht hier, wo der Hornbläser jedes Wort mithören konnte.
    Offenbar hatte er ihren ängstlichen Blick auf den beflissen wegsehenden Wachposten bemerkt, denn er trat von

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