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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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nie wieder so leicht von einem Angreifer eingenommen werden.
    Imogen kehrte zum Wohnturm zurück, und als sie den großen Saal betrat, fiel ihr erneut auf, wie kahl und unwirtlich er im Vergleich zu früher wirkte. Er musste wiederhergestellt werden, und zwar so, dass er die neue Macht ihres Gemahls widerspiegelte. Einige der Wandbehänge hatten aus Italien oder noch ferneren Ländern gestammt. Wie lange würde es dauern, sie zu ersetzen? Gefäße aus Gold und Silber konnte man bei hiesigen Handwerkern in Auftrag geben, nicht aber solche aus Glas.
    Sie seufzte. Es würde alles viel Zeit in Anspruch nehmen.
    Um diese Tageszeit war der Saal menschenleer, alle waren bei der Arbeit. Zufrieden stellte sie fest, dass die Huren fort waren, auch wenn sie die Burg wahrscheinlich noch nicht verlassen hatten.
    Dabei fiel ihr Renalds Bemerkung über Beauclerks Wollust ein und dass sein Gefolge ihm darin nicht nachstand. Imogen runzelte die Stirn. Hatte FitzRoger während seiner Jahre an Henry Beauclerks Seite mit Huren verkehrt?
    Natürlich. Was erwartete sie denn?
    Auch wenn es lächerlich war – es verletzte sie.
    Würde er zu Huren gehen, wenn seine Ehefrau seine Bedürfnisse nicht erfüllte? War er am Ende jetzt im Wald mit welchen zusammen?
    Der Gedanke verursachte ihr quälende Pein.
    Sie konnte nichts dagegen tun, aber sie schwor sich, falls er sie in ihrer eigenen Burg auf diese Weise demütigen sollte, würde sie von dem Dolch Gebrauch machen, den er ihr gegeben hatte.
    Sie verdrängte diese Überlegungen jedoch rasch und machte sich auf den Weg zu den Webhütten.
    In den miteinander verbundenen Räumen hatte immer reges Treiben geherrscht; hier war gesponnen, gewebt, gefärbt, geschneidert, genäht und fast alles produziert worden, was die Burg und ihre Bewohner benötigten. Nun waren sie bis auf die Wäscherei verlassen, und es war falsch, dass sie brachlagen. Dass etwa eine so geschickte Frau wie Martha sich als Zofe um Imogen kümmerte, anstatt hier zu arbeiten, war einfach lächerlich.
    Imogen bestellte Martha zu sich und trug ihr auf, einige Frauen um sich zu scharen und die Arbeit hier wieder aufzunehmen.
    »Aber die Frauen helfen anderswo aus, Lady«, erklärte Martha.
    »Dann muss man anderswo eben ohne sie auskommen.«
    »Aber mit dem König in der Burg …«
    »Auch mit dem König in der Burg. Auch er muss an einem Ort, der geplündert wurde, Abstriche in Kauf nehmen. Aber Henry ist ohnehin aufgebrochen, Belleme zu bestrafen; ich denke, er wird uns bald verlassen. Das Erste, was es zu tun gilt, Martha, ist festzustellen, was wir noch an Tuch, Wolle und Flachs haben. Wenn es so ist, wie ich vermute, werde ich mehr beschaffen müssen.«
    Imogens Befürchtung erwies sich als zutreffend, und so bestellte sie Wolle; doch die Leinenweberei würden sie erst wieder aufnehmen können, wenn die Flachsernte eingebracht war.
    Zusätzlich bestellte sie in Gloucester fertige Stoffe. Bis zu deren Eintreffen würde sie an ihr Geld herankommen, um sie bezahlen zu können.
    Dann beratschlagte sie sich mit Martha und einigen anderen Frauen und bestimmte ein Mädchen namens Elswith zu ihrer Zofe. Elswith war ein stilles Kind von zwölf Jahren, aber sie hatte eine gute Auffassungsgabe. Imogen nahm sie mit in ihr Gemach im Wohnturm, erklärte ihr einige ihrer Aufgaben und ließ sie dann mit einigen Näharbeiten allein.
    Sie selbst ging in die Küche und kümmerte sich um die Verköstigung für die nächsten Tage, in der Hoffnung, der König und sein Gefolge würden Carrisford bald verlassen. Eigentlich, dachte sie, sollte sie dankbar sein, dass er den Großteil seiner Armee zur Plünderung von Warbricks Land abgestellt hatte – es war der erste Schritt zu dessen Bestrafung.
    Sobald Henry Kenntnis von Warbricks Reaktion auf den Ruf nach Gerechtigkeit hatte – oder sobald er auf diese Reaktion nicht mehr länger warten wollte –, würde er ihm seine Ländereien entziehen und dann gegen Belleme vorgehen. Sie hoffte zwar inbrünstig, er werde die beiden Brüder vernichten, aber sie wollte eine noch härtere Rache. Sie wollte Warbrick zuerst gedemütigt und erst dann tot sehen.
    FitzRoger hatte versprochen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihn zu töten. Sie durfte nicht vergessen, ihm zu sagen, dass sie dabei sein wollte.
    Imogen war in der Vorratskammer und überprüfte gerade die Kerzenbestände, als ihr die Folgen all dessen klar wurden. Wenn der König gegen Belleme zog, würde FitzRoger ihn begleiten. Er würde

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