Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Schultern. Sie versuchte nur halbherzig, sich ihm zu entwinden. Dann schlang sie die Arme um ihn. Sie kamen aus verschiedenen Welten, so schien es. Aus Welten, die für kurze Zeit in Verbindung miteinander getreten waren. Aber diese Verbindung konnte offenbar nicht von Dauer sein.
"Ganz gleich, welche Dokumente die Königin in London mit ihrem Federstrich auch unterzeichnen mag ---ich werde Euch immer lieben, Jeannet", sagte Lord Cooper. "Kein Standesunterschied und keine Staatsräson können daran irgend etwas ändern."
"Ich würde Euch so gerne glauben!", sagte Jeannet. Cooper legte die Arme um ihre Schultern.
"Es wird einen Weg für uns geben", versprach er.
"Es gäbe nichts, was ich mir sehnlicher wünschen würde."
"Warum zweifelt Ihr dann?"
"Haltet mich fest! Wenigstens für diesen Moment!" Für Augenblicke hatte sie geglaubt, dass Glück in den Händen zu halten. Etwas, das wichtiger war, als alle Schätze, die sie spanischen Schiffen im Verlauf ihrer Piratenkarriere abgenommen hatte. Und jetzt drohte ihr dieses Glück zwischen den Händen zu zerrinnen und sich einfach in Nichts aufzulösen. Oft genug hatte sie in den letzten Jahren lebensgefährlichen Situationen gegenübergestanden. Die See konnte so grausam sein wie die spanischen Conquistadores. Aber Jeannet konnte sich nicht daran erinnern, jemals in dieser Zeit eine Verzweiflung und einen inneren Schmerz empfunden zu haben, der mit dem vergleichbar war, was sie in diesem Moment fühlte.
"Was wird nun aus uns?", fragte sie.
"Es wird schwer werden."
"Schwer?"
Ihre Stimme war belegt. Sie musste sich alle Mühe eben, ihre Tränen zu unterdrücken. In den Jahren als Kapitän der WITCH BURNING hatte sie gelernt, wie man das machte. Zumindest in dieser Hinsicht war sie ein Mann geworden, um von Männern akzeptiert zu werden.
"Wir werden einen Weg finden", versprach Lord Cooper. "Einen Weg, sodass wir..."
"...zusammenbleiben können und eine gemeinsame Zkunft haben?", unterbrach sie ihn voller Bitterkeit. "Meine Eltern wurden der Hexerei bezichtigt und deshalb von Soldaten umgebracht, weil ihr kommandierender Lord nicht den Mut hatte, sich dem Pöbel entgegenzustellen. Und mich verdächtigt man ja auch mitunter der Zuhilfenahme übernatürlicher Mittel. Dabei verfüge ich über nichts weiter, als einen wachen Verstand und zwei gesunde Hände, die allerdings einen Degen zu führen wissen. Ich kann nicht hexen, Mylord
---könnt ihr es? Aber einen anderen Weg sehe ich für uns nicht."
"Doch, es gibt einen. Doch darüber reden wir später. Zunächst gib deinen Männern den Befehl, vor der Küste des Isthmus vor Anker zu gehen."
Sie seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Gesicht bekam einen trotzigen Ausdruck. "Du willst ein paar schöne Tage mit mir genießen, während deine Männer die Trinkwasservorräte der SWORD FISH auffrischen", stellte sie fest. "Und dann werden wir uns trennen. Du bist wieder ein rechtschaffener Diener deiner Königin, ich eine Gesetzlose, die kein Pardon verdient."
"Jeannet!", unterbrach Cooper sie tadelnd.
"Ist es denn nicht die Wahrheit? Jetzt werdet Ihr mir irgendwelche Depechen Ihrer Majestät überreichen, aber beim nächsten
Zusammentreffen wärd Ihr verpflichtet, mich in Ketten nach England zu schaffen!"
"Wir werden einen Weg finden", versprach Lord Cooper. Er nahm die etwas widerstrebende Jeannet in den Arm. Zuerst wollte sie ihn von sich stoßen, doch dann schmiegte sie sich an ihn, legte ihren Kopf an seine breite Schulter. Er strich ihr sanft über das Haar. Hatte ich es bisher nicht schwer genug?, dachte die junge Frau dabei. Habe ich nicht auch Anrecht auf etwas Glück? Aber kaum hat man es gefunden, da zerrinnt einem alles zwischen den Händen.
Es schien keine Gerechtigkeit zu geben.
Jedenfalls nicht für Menschen wie sie, die nicht in die höheren Schichten der Gesellschaft hineingeboren worden waren.
Was beklagst du dich?, meldete sich eine andere Stimme in ihr, weit hinten aus ihrem Hinterkopf, während sie weiterhin die Berührungen ihres Geliebten Sir Donald Cooper genoss. Du hast das Glück immerhin kennengelernt, wenn auch nur für kurze Zeit. Aber ist das nichts? Du hättest auch als armselige Bettlerin in der Gosse einer englischen Hafenstadt enden können. Aber stattdessen bist du eine reiche Frau, die sich von niemandem Vorschriften machen zu lassen braucht und hast sogar etwas erfahren, wovon du geglaubt hast, dass es soetwas für eine wie dich nicht geben könnte. Liebe. Ist
Weitere Kostenlose Bücher