Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
sein, auch Euch zuliebe, Prinzessin."
"Aber ich finde es nicht gut, dass Ihr dermaßen Raubbau an Eurer Gesundheit verübt!", tadelte sie ihn offen und er hatte in diesem Augenblick sehr deutlich den Eindruck, als würde sie die Besorgte keineswegs nur spielen. Das irritierte ihn zwar, doch die Prinzessin fuhr rasch fort, ehe er auf den richtigen Gedanken kommen konnte: "Aber wer bin ich, die einem Lord des englischen Hochadels Vorschriften zu machen versucht? Zumal ich leider nicht gerade ein gutes Vorbild bin, was vernünftiges Verhalten betrifft, wie es sich hinlänglich bewiesen hat."
Ja, stimmt, dachte er respektlos und konnte es nicht verhindern, dass sich seine Stirn bei dieser Überlegung kraus zog: Die Prinzessin wirkt außerdem mindestens ebenso übernächtigt wie ich. Sie hat nur als junge Dame von Rang ihre Methoden, das besser zu überschminken. Laut sagte er: "Ich muss allerdings zugeben, dass Ihr trotz der Strapazen der letzten Tage und sicher auch Wochen nichts von Eurer Schönheit und Anmut eingebüßt habt, Prinzessin, ganz im Gegenteil...!"
"Oh, Ihr wisst durchaus, wie man einer Frau schmeichelt. Vielen Dank, Mylord. Ich weiß Eure wohltuenden Worte sehr wohl zu schätzen."
Insgeheim jedoch dachte sie: Wann wirst du es endlich zugeben, dass auch du mich liebst? Oder bist du dir noch gar nicht darüber im Klaren? Du bist ein erwachsener Mann, der sicher schon viel Erfahrung gesammelt hat in der Liebe, aber die wahre Liebe dürfte auch für dich neu sein, sonst wärst du doch schon längst in festen Händen, nicht wahr? Gedanken, die keiner Logik entsprangen, sondern ihren überschäumenden Gefühlen, deren sie kaum Herr wurde.
Es war ein bitterer Fehler, dass er so gar nichts von solchen Gedanken ahnte. Vielleicht hätte er vorzeitig einlenken können, um die durchaus mögliche Katastrophe rechtzeitig aufzuhalten, die sich anzubahnen drohte? Wie hieß es noch so treffend im Sprichwort: "Wehret den Anfängen!" Ja, die Schwärmerei der Prinzessin steckte gewissermaßen noch in den Anfängen, trotz alledem. Jetzt wäre es jedenfalls noch vergleichsweise einfach gewesen, dem entgegen zu wirken. Mit seiner Lebenserfahrung und seinem diplomatischen Geschick, das ihn schließlich zum persönlichen Berater der Königin hatte empor steigen lassen, wäre schon einiges zu gewinnen gewesen. So jedoch gab es nicht einmal den Verdacht, also auch keinerlei Handlungsbedarf. Schade, sehr schade, denn mit jeder Minute, die verstrich, würde es immer schwieriger werden, die Prinzessin von ihrer wahrhaft fixen Idee abzubringen, in die sie sich mehr und mehr verrannte. Und was war schon die hohe Weltpolitik zum Wohle der Reiche von England und Spanien gegenüber den mächtigen Gefühlen, die dieses Chaos in ihrer bebenden Brust erzeugten und alles andere Null und Nichtig erscheinen ließen?
Der ahnungslose Lord Cooper verbeugte sich artig und bot der Prinzessin seinen Arm an.
"Euer Gepäck wird von zuverlässigen Männern sicher verladen. Dafür ist bereits vorgesorgt", versicherte er.
"Ich vertraue Euch voll und ganz, Mylord - Ihnen mehr als jedem anderen. Nicht nur, was mein Gepäck betrifft, das Eure Leute gottlob vom Wrack geborgen haben. Wie ich feststellen konnte, sind sogar meine Vermögenswerte beinahe ohne Abstriche vorhanden."
"Ja, die Piraten haben sie auf dem Wrack gelassen. Jener weibliche Captain..."
"...Jeannet", unterbrach Carla ihn. "Verzeiht, dass ich Euch unterbrochen habe. Was wolltet Ihr noch sagen?"
"Nun, sie hat es anscheinend veranlasst."
"Würde es Euch sehr wundern, wenn ich Euch gestände, dass wir eine Art... Freundinnen geworden sind in der kurzen Zeit seit unserer ersten Begegnung?"
Ach, meine Gute, wenn Ihr wüsstet..., dachte er und hätte beinahe sehnsüchtig geseufzt, aber er konnte es im letzten Moment unterdrücken. Stattdessen wagte er ein höfliches Räuspern.
"Ja, das würde mich, in der Tat", behauptete er, damit sie nicht auf
"falsche" Gedanken kommen konnte. Als hätte es dahingehend auch nur nur die geringste Gefahr gegeben bei ihr. Wenn hier jemand völlig ahnungslos war, dann war vor allem er selber das, denn für ihn war das eine ganz normale höfliche Konversation ohne besonderen Sinn. Ein Wortgeplänkel, mehr nicht. Ja, davon war er sogar fest überzeugt. Nur für die Prinzessin war es indessen wesentlich mehr. Sie hatte sich bei "ihrem" Lord untergehakt und spürte seine aufregende Nähe, nach der sie sich so quälend lange Stunden gesehnt hatte - Stunden,
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