Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
war nur eine kleine Minderheit der Auffassung, dass wir einen neuen Kapitän brauchen."
Rider blickte sich um.
Es war totenstill.
Alle Anwesenden hingen förmlich an seinen Lippen.
Jeannet war leicht verwirrt. Was sollte das? Was hatte der Erste Ofizier der WITCH BURNING vor? Dass er sich gegen Jeannet stellen würde, um sich selbst an die Spitze der Crew zu setzen, hielt Jeannet für unwahrscheinlich. Schließlich war er bereit gewesen, sich vor sie zu stellen, als Harry Davis sie herausgefordert hatte.
Aber irgend etwas führte er im Schilde.
Kenne ich dich wirklich so schlecht, Ben Rider? , durchzuckte es Jeannet. Offenbar längst nicht so gut, wie ich bisher dachte.... Rider machte eine weit ausholende Bewegung mit dem Arm.
"Ich nehme an, dass ihr alle genauso wie ich genauer wissen wollt, worin die Übereinkunft mit Lord Cooper, seines Zeichens Gesandter der Königin Elizabeth, besteht und auf welche Weise wir alle davon letztlich profitieren können. Dann werden die dummen Gerüchte, die es hier und da in der Mannschaft und unter der Bevölkerung von New Antikythera gibt, verstummen!"
Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
"Der Marschall hat Recht!", rief jemand.
"Jawohl! Jeannet Witch soll uns endlich sagen, was mit dem Lord vereinbart ist!"
"Und zwar alles!"
Dieser Teufel!, dachte Jeannet und sah Ben Rider mit funkelnden Augen an. Aber der ehemalige Marschall ihrer Majestät hatte diese Runde gewonnen. Er hatte es geschafft, sein Spiel zu spielen und Jeannet zumindest in diesem Augenblick zu seiner Schachfigur zu machen. Vom ersten Moment an, da Jeannet ihren Fuß auf die SWORD FISH des königlichen Gesandten gesetzt hatte, war es für den Ersten Offizier der WITCH BURNING offenbar sehr schwer erträglich gewesen, dass zwischen Jeannet und Lord Cooper etwas war, dass sich seiner Kontrolle entzog.
Eifersucht war es wohl nicht, die Rider umtrieb.
Bisher zumindest hatte Jeannet kein Anzeichen dafür finden können, dass der Marschall romantische Gefühle für sie hegte. Wenn doch, so hatte er es vortrefflich zu verbergen gewusst.
Nein, Jeannet ging eher davon aus, dass kaltes Machtkalkül hinter Riders Vorstoß stand.
Und die Gier nach Gold und Reichtum, die wohl allen Piraten eigen war. Der Traum von einem besseren Leben, der für die meisten in einem nassen Grab endete.
Jeannet schluckte ihren Ärger herunter.
Sie entschloss sich, die Flucht nach vorn anzutreten. Ihren Degen steckte sie zurück in die Halterung. Ihre Linke umfasste den Griff. Sie hob die Hand, um das inzwischen aufkommende Geraune unter den Leuten zum Schweigen zu bringen. Ihrer Aufmerksamkeit konnte sich Jeannet jetzt gewiss sein. Jeder wollte wissen, was sie zu sagen hatte.
"Also gut!", rief sie. "Folgendes kann ich euch sagen. Ich habe euch alles über die Vereinbarungen mit der Krone gesagt, was ihr wissen solltet. Je weniger ihr wisst desto besser. Wer weiß schon, was man dem einen oder anderen von euch vielleicht irgendwann einmal unter der Folter an Geständnissen abpressen werdet."
"Mit diesem Argument dringt Ihr nicht mehr durch, Jeannet!", rief Rider zurück. "Unter uns gibt es keinen Verräter. Das wisst Ihr so gut wie ich!"
Jeannet atmete tief durch.
Ihr wurde jetzt klar, dass sie tatsächlich alles Preis geben musste. Selbst auf die Gefahr hin, dass es doch einen Verräter unter ihnen gab. Jemanden, der vielleicht glaubte, sein Wissen an die richtige Seite bingen und dafür Gold verlangen zu können. Wie konnte man einer solchen Gefahr begegnen? Jeannet war erfahren genug, um das richtige Mittel zu kennen. Gold... Die Aussicht auf Reichtum. Das war es, womit man diese Meute regieren konnte. Diese Männer waren wie Jagdfalken. Sie gehorchten nur bei Aussicht auf reichliche Belohnung. Keine Drohung oder irgendwelche Formen der Einschüchterung fruchteten bei ihnen.
"Also gut, so sollt ihr alles wissen. Und Gnade Gott demjenigen, der dieses Wissen an die Spanier verraten sollte!"
"Jeder von uns würde einen Verräter schwer bestrafen!", rief Joao, der Portugiese.
"Der Verräter würde vor allem sich selbst mit seiner Tat bestrafen", gab Jeannet zu bedenken. Sie atmete tief durch. In den Gesichtern der Männer sah sie noch immer Skepsis. Es hatte keinen Sinn, ihnen jetzt noch irgend etwas vorenthalten zu wollen. Gib ihnen das, was diese Falken brauchen, Jeannet!, durchzuckte es sie. Die Aussicht auf Gold wird zahme Lämmer aus ihnen machen! "Die Spanier hüten das Geheimnis ihrer Route in die Neue Welt wie ein
Weitere Kostenlose Bücher