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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gehört, dass eine wilde Piratenhorde ausgerechnet von einer Frau angeführt wird? Wenn das keine besondere Frau ist..."
    "Da ist etwas Wahres dran!", rief die Prinzessin unwillkürlich. "Etwas Besonderes, ja, das ist sie, Jeannet. Wusstet Ihr, dass ihre Leute sie deshalb gern Königin der Meere nennen?"
    "Ja, das habe ich ebenfalls mitbekommen. Allerdings nennen ihre Feinde sie völlig anders."
    "Wie denn, Mylord?"
    "Fluch der Meere!", antwortete er knapp.
    "Das ist ja fürchterlich!", entfuhr es Carla. "Ausgerechnet... Jeannet?"
    "Na, ich würde mal sagen: Es bezieht sich auf ihre ganze Horde, nicht so sehr auf ihre Person. Also sollte man es nicht zu persönlich nehmen."
    "Tu ich ja nicht, aber ich denke gerade an die Piraten, die sie mit ihren Leuten besiegt hat, um mich zu retten."
    "Sie hat es nicht nur für Euch getan, mit Verlaub. Es gab schließlich fette Beute."
    "Natürlich nicht meinetwegen", brauste sie auf, als müsste sie jetzt den Lord gehörig zurecht weisen, "weil sie zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht wissen konnte, dass ich mich überhaupt auf dem Schiff befand. Es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ich jetzt auf freiem Fuß bin, an Eurem Arm dahin schreite, um meinen Weg an den Hof von England zu finden. - Ob Ihre Majestät, die Königin von England, wohl schon bereit sein wird, mich zu empfangen?" Damit hatte sie blitzschnell das Thema gewechselt und strahlte ihn wieder an.
    Ihm war das nur zu recht. Nicht die Tatsache, dass sie ihn anstrahlte, sondern das Wechseln des für ihn viel zu verfänglichen Themas.
    "Wir werden sehen, Prinzessin. Wir werden sehen", beschwichtigte er sie allerdings. "Mit einer eskortierten Kutsche werden wir zur Residenz gefahren. Das ist üblich, wenn ich nach einer Mission an den Hof zurückkehre. Ich persönlich mag diese Umstände zwar nicht so besonders, aber es gehört zu Etikette des Hofes, der wir uns beugen müssen."
    "Danke für den Hinweis, dass die Eskorde keineswegs meinetwegen bestellt wurde."
    Lord Cooper hub schon zu einer diplomatischen Umschreibung an, um eventuellem Ärger vorzubeugen, aber er sah vorher kurz in ihr Gesicht und erkannte das verschmitzte Lächeln.
    Er musste selber lachen.
    "Wohl formuliert, Prinzessin, aber niemand weiß in England ja von Euer Ankunft. Ich bin mir sehr sicher, dass es ansonsten einen wahren Staatsempfang geben würde. Allerdings, falls Ihr Wert darauf legen solltet, könnte ich das selbstverständlich veranlassen."
    "Oh, nein!", rief sie erschrocken aus. "Ihr kennt mich nun schon gut genug, um zu wissen, dass ich noch nie gesteigerten Wert auf solches gelegt habe. Es ist mir schon lieber, wenn Ihre Majestät, die Königin von England, eine der ersten sein wird, die von meiner Ankunft erfährt. Wenn ich Euch also bei der Fahrt begleite, ist es beinahe... inkognito. Sagt man dazu nicht so?"
    "Das tut man, in der Tat, Prinzessin. Erlaubt mir zusätzlich die Bemerkung, dass Ihr dadurch natürlich weitaus schneller zu Ihrer Majestät gelangen könnt. Sozusagen auf dem direkten Wege."
    "Umso besser!" Sie nickte zu diesen Worten und schaute voraus. Sie hatten die Gangway erreicht. Der Erste und der Zweite Offizier standen persönlich mit anderen Marinesoldaten Spalier. Mit einem vorbildlichen militärischen Gruß, von dem entsprechenden mehrfach wechselnden Pfeifsignal begleitet, wie bei der Marine üblich, wurde die Prinzessin am Arm des Lords von Bord verabschiedet.
    Die Prinzessin zeigte sich ein wenig verwirrt. Die für sie sehr aufregende Konversation mit dem geliebten Lord hatte ihre Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch genommen, dass sie überhaupt nichts von den Vorbereitungen mitbekommen hatte, die zu dieser für sie sehr beeindruckenden Verabschiedung geführt hatten.
    Lord Cooper indessen dachte: Alle sind ihr dankbar, dass sie so ein angenehmer Gast war, der niemandem Sorgen bereitete. Zumal man es ganz anders erwartet hatte. Sollte es sein, dass die Prinzessin inzwischen ein wenig... erwachsener geworden ist? Noch größer könnte kein Irrtum mehr sein.
    An der Mole stand bereits die eskortierte Kutsche. Er hatte sich zumindest in dieser Hinsicht nicht getäuscht. Die waren die ganze Zeit über sozusagen in Alarmbereitschaft gewesen, um ihn auf dem kürzesten Weg in den Palast zu bringen. Egal, wann seine Ankunft auch erfolgen würde - und sei es erst in Monaten.
    Ein livrierter Offizier der Hofgarde salutierte zur Begrüßung. Lord Cooper stellte seine Begleiterin vor, mit der Ehrerbietung, die einer

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