Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Prinzessin aus einem verbündeten Land gebührte.
Der Offizier ließ sich nicht anmerken, wie überrascht er war. Seine Leute salutierten nun ebenfalls. Sie standen Spalier auf dem Weg zur Kutsche, als gelte es, schlimme Gefahren von dem Lord und seiner Begleiterin fern zu halten. Der Lord indessen wusste es besser: Es gehörte einfach nur zum üblichen Ritual.
Der Offizier sah sich gemüßigt, noch etwas zu sagen, ehe Lord Cooper mit seiner hochwohlgeborenen Begleiterin weiter zur Kutsche schritt:
"Mit Verlaub, Mylord, niemand wusste von dem hohen Besuch, sonst hätten wir das Nötige veranlasst."
"Macht Euch keine Sorgen darum. Die Prinzessin ist inkognito hier und wünscht keinerlei Aufsehen. Es wäre also keineswegs ratsam, ihre Ankunft allzu publik zu machen. Betrachten Sie es als einen wichtigen und für die Freundschaft der Krone zu Spanien äußerst bedeutsamen Umstand und mitnichten als einen offiziellen Staatsbesuch, dem man gebührend in aller Öffentlichkeit Rechnung tragen müsste."
"Sehr wohl, Mylord. Wenn Ihr erlaubt, werde ich dennoch einen Kurier voraus eilen lassen, um Ihre Majestät, die Königin von England, entsprechend auf den Empfang vorzubereiten..., äh, zumindest rechtzeitig über die näheren Umstände in Kenntnis zu setzen."
"Ich bitte sogar darum."
Der Offizier salutierte erneut und der Lord ging mit Prinzessin Carla von Spanien am Arm durch das Spalier zur Kutsche.
"Ich muss gestehen, Ihr Engländer beeindruckt mich sehr mit Eurer Disziplin", lobte die Prinzessin. "Bei meinem ersten Besuch habe ich zu wenig darauf geachtet, wie ich außerdem gestehen muss. Mein Besuch damals war auch nicht ganz freiwillig gewesen, wie Ihr Euch vielleicht denken könnt."
"Ist es denn dieser jetzt?" Diese Frage konnte er sich nicht verkneifen. Er überlegte allerdings, ob er damit nicht zu vorlaut gewesen war, doch die Prinzessin lachte nur leise und konterte: "Zumindest gehe ich freiwillig an Eurer Seite, Mylord und das ist eine besondere Ehre für mich, wie ich versichern darf. Die Umstände waren unfreiwilliger Natur, aber was könnte als Anlass für einen Besuch Englands schöner sein als meine vorangegangene Befreiung aus der Gefangenschaft von Piraten, damit man mich anschließend in Eure Obhut übergeben konnte? Ihr seid mein Held - und ich folge nunmehr Eurer Einladung. Dagegen verblasst auch der offiziellste Staatsempfang!"
Er lachte seinerseits.
"Es ist immer wieder erquicklich, Euren Ausführungen zu lauschen, Prinzessin, mit Verlaub. Bei dieser Gelegenheit muss ich unwillkürlich daran denken, dass Ihr mich als Euren Lehrer wünscht. Dabei seid Ihr in vielen Dingen so perfekt, dass ich mich als Lehrer beinahe überflüssig vorkommen muss."
"Untersteht Euch, damit Euren Rückzug aus diesem wichtigen Amt anzukünden!", drohte sie scherzhaft.
"Nichts dergleichen, Prinzessin. Ich schwöre! Es war einfach nur die Wahrheit. Bei einer so talentierten Schülerin - falls Ihr diese Bezeichnung erlaubt - ist es mehr als nur eine Ehre für einen Lehrer, tätig werden zu dürfen."
"Ich seid ein diplomatisches Genie. Wisst Ihr das? Ihr dreht stets alles so, wie es für Euch am besten passt. Das macht Euch so schnell niemand nach - wenn überhaupt jemand auf dieser Welt."
"Oh, aus Eurem Munde nehme ich ein solches Lob ganz besonders gern an!", behauptete Lord Cooper lächelnd.
Sie hatten die Kutsche erreicht, die von einem Diener geöffnet wurde.
"Darf ich Euch bitten, Prinzessin?"
Sie ließ sich von ihm über die ausgeklappten Stufen helfen, wie es schicklich war: An ihrem eigens dazu angewinkelt dar gebotenen linken Arm, während ihre rechte Hand leicht das Kleid raffte damit sie sich nicht selbst auf den Saum trat. Lord Cooper zeigte ihr dabei, dass er auch dieses Ritual perfekt beherrschte. Wie anders hätte er jemals eine so hohe Position erlangen können?
Danach nahm er den traditionellen Degen an seiner linken Hüftseite ab, stieg ebenfalls ein und nahm ihr gegenüber Platz.
"Ich muss mich in aller Form entschuldigen, dass Ihr genötigt seid, Prinzessin, mit mir Unwürdigem eine Kutsche zu teilen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es beinahe einem Affront Eurer hohen Stellung gegenüber bedeutet, Euch solches zuzumuten."
Sie lachte schallend.
"Also, jetzt übertreibt Ihr aber, Mylord! Ich meine, das klingt ja gerade so, als wolltet Ihr mich auf den sprichwörtlichen Arm nehmen? Geht man denn so mit einer echten Prinzessin um?"
Auch er lachte und antwortete dabei: "Und wenn es
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