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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zeigten.
    "Erlaubt Ihr, dass ich voraus gehe?", erkundigte sich der Hofmarschall.
    "Ich bitte sogar darum!", ließ Carla ihn wissen. Falls sie richtig gezählt hatte, folgte bereits die fünfte Verbeugung seinerseits. Oder war es gar schon die sechste?
    Sie lächelte schon wieder und dachte dabei an "ihren" Lord. Wie wohl das Gespräch zwischen ihm und der Königin verlaufen würde?
    *
    Offiziell hatte die Königin keine eigene Leibgarde. Sie legte Wert darauf, dass ihr Volk annehmen sollte, sie sei völlig ungefährdet in ihrer hohen Stellung, weil es keinerlei Feinde gab - gar keine geben konnte. Der Lord jedoch wusste, dass dies nur eine diplomatische Masche war. Außerhalb des Palastes ahnte das jedoch niemand. Dafür waren die Eingeweihten viel zu verschwiegen.
    Die Wahrheit nämlich war, dass die Hofgarde an sich schon aus sorgfältig ausgesuchten Leuten bestand. Viele gehörten sogar dem Ritterstand an. Und von diesen sorgfältig ausgesuchten Männern hatte die Königin die ihrer Meinung nach besten und vor allem
    vertrauenswürdigsten Ritter direkt unter ihren pesönlichen Befehl gestellt. Sie waren gegenüber dem Hofmarschall als einer Art oberstem Befehlshaber am Hofe im gewissen Sinne neutral gestellt und würden ohne Zögern ihr Leben für sie opfern.
    Lord Donald Cooper wusste das deshalb so genau, weil er
    ursprünglich einer von diesen Rittern gewesen war. Bis er Gelegenheit bekommen hatte, der Königin gegenüber zu beweisen, dass er nicht nur ein als unbesiegbar geltender Ritter war, sondern auch ein wahres Naturtalent in den diplomatischen Künsten besaß. Dies hatte die Königin von England dazu bewogen, ihn nicht nur zu einem ihrer engsten Berater zu bestellen, sondern ihn immer wieder mit mehr oder weniger delikaten Aufgaben zu betrauen. Wie zum Beispiel die Aufgabe, die gefürchtetsten Piraten, die man sogar Fluch der Meere nannte, zu befrieden und in Zukunft ganz im Sinne der Krone Englands handeln zu lassen. Es gab zwar niemanden am Hofe von England, der den Lord nicht kannte, aber er musste vor dem Audienzzimmer der Königin trotzdem warten, ehe er endlich Bericht erstatten durfte. Einer der Wachhabenden ging allein hinein zur Königin, um seine Ankunft zu melden. Erst als er zurückkehrte und Lord Cooper ernst zunickte, trat dieser ein. Die Königin saß in einem erhöht aufgestellten Thron, damit sie auch sitzend auf die Köpfe derer herab schauen konnte, die aufrecht standen. Lord Cooper blieb an der Tür stehen, auf eine besondere Aufforderung durch die Königin wartend.
    Diese befahl zunächst die anwesenden Livrierten hinaus und gab dem Wachhabenden den Befehl, die Tür von außen zu schließen und dafür zu sorgen, dass sie in den nächsten Minuten allein und ungestört blieben, ehe sie ihn näher winkte.
    Lord Donald Cooper eilte zu ihr hin und ließ sich auf das rechte Knie niedersinken. Ein höfischer Kniefall, der ihm so perfekt gelang, wie es sich für einen Mann in seiner Stellung gegenüber der mächtigsten Frau des Landes gehörte. Sein linkes Bein ließ er angewinkelt stehen und lehnte sich mit dem Oberkörper halb darauf. Seine linke Hand ruhte auf dem Degenknauf, wie es Vorschrift war. Die rechte Hand deutete indessen die höfische Verbeugung an, die er hinbekam trotz der demütigen Kauerstellung. Zum Niederkauern gehörte es zusätzlich, dass er den Kopf tief gesenkt hielt.
    "Steht auf, Mylord!", hörte er die streng klingende Stimme der Königin.
    Er stutzte. Hatte er richtig gehört?
    Sie schien seine Gedanken lesen zu können: "Ja, ich sagte, Ihr sollt aufstehen. Ich möchte Euer Gesicht sehen, wenn Ihr berichtet. Was ich bislang gehört habe, war Eure Abwesenheit trefflich ereignisreich."
    "Sehr wohl, Majestät", murmelte er ein wenig verlegen und erhob sich zögernd.
    "Schaut mir in die Augen, wenn Ihr die Frage beantwortet: Gibt es irgendwelche Aufzeichnungen über das Erlebte, von denen ich wissen muss? Eine Liste gar über Gegenstände, die Ihr aufgenommen habt? Ja, gibt es denn überhaupt so etwas wie Beute bei Eurem Auftrag? Und was hat es mit der Prinzessin auf sich?"
    Das war weit mehr als nur eine Frage, aber es erschien nur allzu verständlich, dass die Königin dies alles erfahren wollte. Der Lord hatte große Schwierigkeiten damit, seiner Königin so unverblümt in das Gesicht zu schauen. Es widersprach der höfischen Etikette, obwohl sie hier und jetzt allein waren und dies niemand sonst sehen konnte.
    "Verschlägt es Euch die Sprache, Lord Cooper? Das

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