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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Vergesst bitte nicht, sie hat geschworen, jungfräulich zu bleiben, um all ihre Liebe und all ihre Kraft allein England zu widmen. Was könnte ihr da fremder sein, als die Zwangsvermählung mit einem ungeliebten Mann?"
    "Ach, das habe ich so eigentlich noch gar nicht bedacht!", entfuhr es ihr. Darüber vergaß sie sogar vorübergehend ihr Gefühlschaos und konnte somit dem Lord wieder in die Augen sehen, ohne das Gefühl zu haben, den Verstand oder zumindest das Bewusstsein zu verlieren. Er lächelte unentwegt, weil er es für angebracht hielt, um die Sorgen der Prinzessin zu zerstreuen.
    "Ihr dürft versichert sein, Prinzessin, dass ich Ihrer Majestät ensprechend berichten werde. Ganz in Eurem Sinne natürlich."
    "Ich bin Euch ja so dankbar dafür!", rief sie enthusiastisch - und wäre nun doch beinahe zu ihm geflüchtet, um ihm ihre Dankbarkeit allzu offen zu zeigen und mit vielen Küssen zu unterstreichen. Ach, warum ist die Liebe nur so schrecklich kompliziert?, fragte sie sich indessen entsagungsvoll und beherrschte sich lieber. Das schaffte sie sogar noch bis zum Ende der Fahrt. Zwar waren das wirklich nur noch wenige Minuten, doch sie kamen ihr schier wie Ewigkeiten vor: Als die längsten Minuten ihres gesamten bisherigen Lebens. Einzig der Gedanke daran, dass die Königin vollstes Verständnis für sie haben würde, gab ihr genügend Kraft, alles ohne äußere Anzeichen gut zu überstehen.
    Und dann rollte die Kutsche durch das offene Tor. Sie wurden also in der Tat bereits erwartet. Der Kurier war hoch zu Ross natürlich viel schneller gewesen als sie mit der eher gemächlich dahin polternden Kutsche.
    Sobald die Kutsche direkt vor dem Hauptportal das Palastes stoppte und sich die Seitentür öffnete, stieg Lord Cooper als erster aus. Er streckte der Prinzessin den rechten Arm hin, während seine Linke auf dem Knauf seines Degens ruhte, den er wieder traditionsgemäß an der Hüfte trug.
    Carla hatte Mühe, ihren zittrigen Knien das Gewicht ihres Körpers anzuvertrauen. Doch irgendwie schaffte sie es, nicht nur sich zu erheben, sondern, am Arm von Lord Cooper geführt, die Kutsche sogar zu verlassen.
    Sie atmete tief durch, als wäre für sie die Londoner Luft besonders köstlich. In Wirklichkeit war es nötig, um auch weiterhin ihre Beherrschung zu behalten.
    Er bot weiterhin seinen rechten Arm an, wie es für einen Gentleman seines Ranges schicklich war. Die Prinzessin hakte sich artig unter und betrat gemeinsam mit ihm die Residenz.
    Der Hofmarschall persönlich begrüßte sie beide, beinahe wie bei einem offiziellen Staatsempfang, obwohl der ganze Prunk darum herum natürlich fehlte.
    "Im Namen Ihrer Majestät, Königin Elisabeth von England, möchte ich Euch, Prinzessin Carla von Spanien, an der Seite von Lord Donald Cooper auf das Höflichste begrüßen!"
    Er verbeuge sich tief und als die Prinzessin ihm ihren Handrücken anbot, deutete er den höfischen Handkuss an, wie es Sitte war. Sie tat dabei einen artigen Knicks, um damit ihre Jugend zu unterstreichen. Anschließend salutierte der Hofmarschall vor dem Lord und ließ ihn wissen: "Ihre Majestät verlangt dringend nach Euch, Mylord!" Lord Cooper erwiderte den Gruß und antwortete: "Ich werde dem sobald Folge leisten. Darf ich in der Zwischenzeit die Prinzessin in Eure Obhut übergeben?"
    "Es ist mir eine besondere Ehre!" Der Hofmarschall verbeugte sich abermals in Richtung der Prinzessin.
    Nach einem weiteren militärischen Gruß, den Lord Cooper mit ihm austauschte, verbeugte sich nun auch der Lord vor der Prinzessin, übte seinerseits den höfischen Handkuss und bat inbrünstig um Vergebung dafür, dass er sich nunmehr vorübergehend zurückziehen müsste. Prinzessin Carla lächelte ihn an, bevor er ging. Es sah so aus, als würde sie allmählich Gefallen an solcherart Etikette finden. Aber das Lächeln galt natürlich keineswegs dem Ritual, sondern ausschließlich Lord Cooper und entsprang dem Wunsch, ihn baldmöglich
    wiederzusehen.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie die Worte des Hofmarschalls: "Mit Verlaub, Prinzessin Carla von Spanien, Majestät: Ihre Gemächer sind gerichtet. Diener stehen frei zu Eurer Verfügung. Sofern es Euch Recht ist, kann ich eine Audienz bei Ihrer Majestät, der Königin von England, vorbereiten."
    "Ja, sobald wie möglich!", betonte Carla unkonventionell. Er blinzelte überrascht und verbeugte sich schon wieder.
    "Sehr wohl, Majestät!"
    Er winkte ein paar Dienerinnen herbei, die sich sehr unterwürfig

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