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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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englischen Untertanen, obwohl sie noch gar nicht alt genug dafür sein mochte. Andererseits konnte sie jedoch sehr hart durchgreifen, wenn es die Situation ihres Erachtens erforderte. Jeder, der auch nur in ihre Nähe kam, spürte ihr unbeschreibliches Charisma. Beklemmend war es für jene, die ihr nicht wohlgesonnen waren - und belebend für alle anderen.
    Eine Feststellung, die er nicht zum ersten Mal machte: Diese Frau war der einzige Mensch auf Erden, der in dieser schweren Zeit überhaupt in der Lage war, die Geschicke von England in die positive Richtung zu lenken. Zwar war er nicht mit all ihren Entscheidungen so ohne Weiteres einverstanden, aber er würde sich hüten, jemals das Wort dagegen zu erheben, wenn es von der Königin nicht ausdrücklich gewünscht wurde. Zwiespältig, ja, das war sie - und das musste sie auch sein. Dabei legte sie größten Wert darauf, die jungfräuliche Königin zu bleiben. Ja, sie hatte einer möglichen Ehe für immer abgeschworen, weil sie all ihre Liebe und all ihre Kraft allein ihrem Volk widmen wollte. Jeder ihrer Untertanen wusste von diesem Umstand und da war niemand, der es bedauerte - höchstens jene Männer, die vergeblich darauf hofften, jemals ihre Gunst zu erlangen.
    Irgendwo seid ihr euch ähnlich, Jeannet und Königin Elisabeth, wahrlich, dachte er unwillkürlich. Jeannet, die Königin der Meere - und Elisabeth, die Königin von England. Beides ungewöhnliche Frauen in jeglicher Beziehung - und darum als einzige dafür geeignet, eure schweren Aufgaben mit Bravour zu meistern.
    Was er für die Königin empfand, war Liebe bis in den Tod. Nicht die Liebe eines Mannes zu einer Frau, sondern die Liebe eines treuen Untertans zu seiner hochverehrten Königin! Bislang hatte er sich eingebildet, in seinem Herzen könnte niemals eine andere Frau Platz finden. Bis er Jeannet getroffen hatte. Vielleicht war es diese gewisse Ähnlichkeit mit der unglaublich starken Frau, die souverän die Geschicke Englands leitete, die zu seiner besonderen Liebe geführt hatte, wie er sie gegenüber Jeannet empfand? Dabei war die Ähnlichkeit keineswegs äußerlicher Natur, sondern nur in der Stärke der Charaktere begründet.
    Ihm wurde schlagartig bewusst, dass er viel zu lange zögerte. Um die Situation doch noch zu retten, beeilte er sich zu versichern: "Verzeiht, Majestät, ich wollte mit meinem Schweigen die Sache nicht unnötig spannender machen. Ich kann Euch jedoch versichern, dass es zähe Verhandlungen gegeben hat. Erst als ich jener Jeannet klar machen konnte, dass sie keine Chance hatte und dass ich eher gemeinsam mit ihr untergehen würde, als von meinem Vorhaben wieder Abstand zu nehmen, willigte sie ein, die Prinzessin mit all deren Hab und Gut zu übergeben."
    "Was war letztlich ausschlaggebend, Mylord: Etwa eine gewisse Angst dieser Piratin vor der Niederlage?"
    "Nein, gewiss nicht. Ich schätze sie ein als eine äußerst starke Persönlichkeit, gesegnet mit einem wachen, scharfen Verstand. Ausschlaggebend für ihre Zusage war vor allem natürlich die Aussicht darauf, den Segen Eurer Majestät zu erhalten, sofern sie sich wirklich im Sinne und zum Wohle Englands zu verhalten bereit erklärt!"
    "Eine starke Frau - und intelligent, sagt Ihr? Wie es scheint, hat die Piratin großen Eindruck bei Euch hinterlassen."
    "In der Tat, Majestät, dies vermag ich nicht zu leugnen."
    "Nun, das ist kein Wunder, denn wenn es einer Frau gelingt, eine wilde Horde von solch üblem Ruf im Zaume zu halten..."
    "Ich darf sagen, mein Eindruck war, dass jeder an Bord ihres Schiffes ohne auch nur mit der Wimper zu zucken für sie in den Tod gehen würde!"
    "Oh, Mylord, ich kann Euch versichern, dass mir diese Beschreibung außerordentlich gut gefällt. Um es deutlich zu sagen: Ihr habt wieder einmal gute Arbeit geleistet und eigentlich Unmögliches wahr gemacht. Indem es Euch gelungen ist, eine solch üble Gefahr nicht nur abzuwenden, sondern in einen echten Vorteil zu verwandeln, ist weit mehr gewonnen als wenn Ihr die Piraten einfach mit Mann und Maus versenkt hättet."
    "Außerdem, wenn Ihr erlaubt, Majestät, gewannen wir einen Trumpf hinzu mit Namen Prinzessin Carla von Spanien!", erinnerte der Lord.
    "Trumpf? So, meint Ihr?"
    "Nun, bedenket bitte, Majestät, die Prinzessin wurde von Piraten gefangenen genommen, jene aber nicht lange darauf von anderen Piraten ihrererseits besiegt und ausgeraubt. Dabei wurde die Prinzessin befreit."
    "Ach, ich verstehe: Sie ist Zeugin davon, dass ein englisches

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