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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Energie gesammelt und sie gegen uns verwendet. Aber jetzt musst du die Macht spüren und auf welch subtile Weise sie dich stärkt.«
    Er hob die Arme in die Luft. In der Ferne heulte ein Wolf, dem ein anderer antwortete. Einer nach dem anderen stimmten noch weitere in den Chor ein. »Da! Hörst du das?«
    »Die Wölfe?«
    »Nein, achte auf den Wolf, dessen Tonfall etwas anders klingt. Das ist ein Karpatianer, der heute Nacht mit unseren Brüdern läuft. Du musst richtig zuhören, nicht nur lauschen. Die Fähigkeiten hast du, aber du brauchst die Übung.«
    Lara blickte zu dem dunklen Wald vor ihnen hinunter. »Die Karpatianer laufen mit den Wölfen?«
    »Natürlich. Wir nehmen die Gestalt eines Wolfes an, suchen uns ein Rudel und werden darin aufgenommen, wenn wir wollen. Wir können das auch mal tun, wenn du möchtest, Lara, aber vorher musst du fliegen lernen.«
    Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen, während er ihr einen ermüdend detaillierten Vortrag darüber hielt, dass sie das Bild ihrer angenommenen Gestalt unablässig im Kopf behalten musste oder andernfalls vom Himmel fallen würde.
    »Schon gut«, sagte Lara, als er die Anweisungen ein weiteres Mal mit ihr durchgehen wollte. »Ich habe alles schon beim ersten Mal verstanden.«
    Er starrte sie aus brennenden dunklen Augen an. »Sei nur nicht übertrieben zuversichtlich!«
    Sie antwortete mit einem unverfrorenen Lächeln. »Du wirst mich schon nicht fallen lassen.«
    Dann schloss sie die Augen und stellte sich im Geist den Drachen vor. Es war Jahre her, seit sie ihre Tanten in Drachengestalt gesehen hatte, aber sie erinnerte sich noch an jede Einzelheit ihrer großen, schuppigen Körper. Sie hielt die Gestalt des Drachen, den keilförmigen Kopf und die großen, wie Diamanten glitzernden Augen in ihrem Bewusstsein fest. Und dann, aus dem Nichts, kam ein Energieschub, der ihren Körper jäh durchflutete und sie erwärmte. Muskeln zogen sich zusammen und dehnten sich. Sie spürte, wie sich ihr Körper krümmte und eine andere Form annahm. Schockiert wich sie zurück, aus Angst, sich zu verlieren, und so erschrocken, dass sie fast das Bild verlor.
    Sofort war Nicolas da, genauso, wie sie es gewusst hatte. Er war mit ihrem Geist verschmolzen und hielt das Bild für sie fest. Sie spürte, wie Schuppen ihren Arm streiften, als sich auch sein Körper verwandelte. Für die Dauer eines Herzschlags wartete sie noch ab, dann akzeptierte und begrüßte sie die Verwandlung, damit Nicolas es sich nicht anders überlegte. Denn fliegen wollte sie. Und dann kauerte sie am Rand des Kliffs und blickte mit einer völlig anderen Sicht aufs Tal hinaus. Weit breitete sie die Schwingen aus, erhob sich auf zwei Beine, ließ die Flügel flattern und erzeugte einen Wind damit, der bis in die Wolken wehte.
    Vorsicht, mahnte Nicolas. Du machst mir Angst, Lara. Pass auf!
    Du klingst wie eine alte Glucke. Ich probiere es doch nur aus. Wie cool das ist!
    Sie würde ihm noch einen Herzanfall bescheren. Nicolas kam sich in der Tat wie eine besorgte Henne vor, die ihr Küken zu beschützen versuchte. Dabei müsste er eigentlich der Hahn sein, der nur zu krähen brauchte, damit sich alle augenblicklich fügten. Wäre er in seiner normalen Gestalt gewesen, würde er jetzt schwitzen, und Schwitzen war nichts, was besonders typisch für Karpatianer war.
    Trete ich jetzt über den Rand des Kliffs und flattere mit meinen Flügeln?
    Das Herz blieb ihm fast stehen, als der weibliche Drache an den Felshang trat, um sich in die Tiefe zu werfen. Nicolas sprang vor sie und schob flügelschlagend den kleineren Drachen zurück. Lass den Drachen übernehmen. Du denkst immer noch wie du. Wenn du wie ein Drache fliegen willst, musst du zu dem Drachen werden.
    Wie denn? Ich bin immer noch ich.
    Du bist es, und du bist es nicht. Du bist dort in einer anderen Gestalt, aber das ist nur dein Geist. Du musst mit deinem Drachen verschmelzen und ihm die Kontrolle überlassen. Sobald du ein Gefühl fürs Fliegen hast und verstehst, wie dein Drache sieht und denkt, kannst du deinen Geist ein bisschen mehr in den Vordergrund treten lassen. Aber vergiss nie, das Bild von dir als Drache in deinem Bewusstsein festzuhalten, was auch immer um dich herum geschieht!
    Laras Drache bewegte zustimmend den keilförmigen Kopf. Tritt zurück und lass es mich versuchen!
    Nicolas in der Gestalt des großen Drachen merkte, dass er wider Willen über Laras herrischen Tonfall lächeln musste. Ihm gefiel die leichte Schärfe

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