Fluch der Nacht: Roman
spritzte auf, dicke Tropfen befleckten die Wolke neben ihnen und vermischten sich mit dem zur Erde herabfallenden Schnee.
Das Männchen versuchte, das Weibchen festzuhalten, nahm seine Krallen fest zwischen die seinen, auch dann noch, als er durch den großen Blutverlust an Kraft verlor. Der Boden raste ihnen entgegen.
Nicolas griff nach Laras Geist, riss sie aus dem weiblichen Drachen heraus und verwandelte sich mit ihr in Nebel, um die tödlich verwundeten Tiere hinter ihnen zurückzulassen.
Wir können sie doch nicht im Stich lassen! Lara war entsetzt. Aber dann hustete sie, und noch mehr Blutstropfen bespritzten die Wolken und betupften die weiße Schneelandschaft mit Rot.
Wir haben keine andere Wahl. Nicolas hielt sie mit grimmiger Entschlossenheit umklammert und schloss alles bis auf die Gefahr, in der sie sich befanden, aus. Sie sind teils real, teils Illusion. Wir sind vollständig real. Wir müssen uns in Sicherheit bringen. Er war ja auch verwundet. Und obschon er vorher selbst schon Blut benötigt hatte, hatte er Lara zweimal etwas abgegeben und konnte sich nicht erlauben, noch viel mehr zu verlieren – und zudem auch noch gegen die Untoten kämpfen zu müssen.
Donner krachte und erschütterte die Erde, während im selben Moment ein Blitz vom Boden aufschoss und sie nur knapp verfehlte. Die Druckwelle riss sie jedoch auseinander und schleuderte Lara auf die Felsen unter ihnen zu.
Nicolas wechselte die Richtung, ballte die Luft zusammen, um Laras Aufprall abzumildern, und brachte sie sanft hinunter, während er selbst sichtbar blieb, um die Wut des Vampirs auf sich zu ziehen. Und die ließ auch nicht lange auf sich warten. Der Untote, der einen Vorteil witterte, zeigte sich und schoss über den Himmel heran, so schnell er konnte, um den verwundeten Jäger zu erreichen.
Lara, die sanft in einer Schneewehe landete, hob die Hände, um sich zu vergewissern, dass sie sich wieder in ihrer eigenen Haut befand. Doch kaum bewegte sie sich, durchzuckte sie ein scharfer Schmerz, und als sie an sich herunterblickte, sah sie zu ihrem Entsetzen, dass ihr ganzer Leib mit Blut besudelt war. Sie lag splitternackt im Schnee, und leuchtend rote Flecken und Streifen verunzierten das ansonsten makellose Weiß um sie herum.
Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass Nicolas wieder seine eigene Gestalt annahm und dem Vampir mit einem kraftvollen Stoß begegnete, der beide aus dem Himmel schleuderte. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, und dann begann es so wild und hart zu pochen, dass Blut aus ihrer Wunde auf den Boden spritzte. Sie musste etwas unternehmen. Am ganzen Körper zitternd, rappelte sie sich auf und hob die Arme. Sie war zwar nicht in der Lage, den Vampir zu bremsen, doch sie konnte Nicolas wenigstens ein paar kostbare Momente Zeit verschaffen.
Fäden aus Seide, die ihr stark wie Eisen seid,
kommt jetzt her, um zu ergreifen und zu fesseln!
Achtbeiner, die ihr so schnell spinnt,
spinnt euer Netz und verwickelt unseren Feind darin!
Weber des Netzes, macht es stark und fest,
damit wir fortbestehen und kämpfen können!
Spinnen fielen aus dem Himmel und regneten auf den herabstürzenden Vampir herab. Der Untote verhedderte sich in den glänzenden, dicken Spinnfäden, die wie das giftige Netz waren, das Lara in der Eishöhle zu weben gelernt hatte, als sie noch naiv genug gewesen war, Xavier mit solchen Dingen aufhalten zu wollen.
Je mehr der Vampir versuchte, sich aus den klebrigen Seidenfäden zu befreien, desto schneller webten die Spinnen und umhüllten ihn mit ihrem Netz. Das verschaffte Nicolas Zeit, um zu landen, eine Handvoll der heilenden Erde unter dem Schnee hervorzuscharren und sie sich vorn und hinten in den Leib zu drücken, um die Blutung zum Stillstand zu bringen.
Benutz die Erde, Lara! Du bist Karpatianerin genug, damit es wirkt. Vermisch sie mit deinem Speichel und drück sie in deine Wunden .
Er hatte recht. Sie musste die Blutung stoppen und für ihren verfrorenen nackten Körper Kleider weben. Sie durfte nicht in einen Schockzustand verfallen, wenn Nicolas sie vielleicht noch brauchte. Und so ließ Lara sich auf die Knie fallen und wühlte in dem Schnee, bis sie die Erde darunter fand. Es dauerte einen Moment, sie mit Speichel zu vermischen und auf ihre Wunden zu packen, aber sie schaffte es, während sie zusah, wie der Vampir ein paar Hundert Meter von ihr entfernt hart zu Boden ging.
Fauchend vor Wut und mit rot glühenden Augen wandte er ihr das Gesicht zu, das eine Maske des Zornes
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