Fluch der Nacht: Roman
sie nicht verlieren, jedoch nicht, weil sie die andere Hälfte seiner Seele war und ihn retten konnte, sondern weil er schlicht und einfach nicht mehr ohne sie sein wollte – und das Erwachen dieses Gefühls in ihm ängstigte ihn.
Nicolas! Nun komm schon! Lass uns ein Wettfliegen zu dieser großen grauen Wolke machen!
Großzügig gab er ihr einen Vorsprung und ließ seinen Drachen langsamer fliegen, bis sie einige Meter vor ihm war. Doch dann entwickelte sie ein schier unglaubliches Tempo. Ihr kleinerer Drache schimmerte metallisch rot und golden, und seine Schuppen glänzten, als der Mond zwischen zwei Wolken hervortrat und sie in sein silbriges Licht tauchte, während sie am Himmel dahinjagte. Sie strahlte eine Aureole des Lichts aus, ein Glühen und Flimmern, das der uralte Lockruf des weiblichen Drachen an sein Männchen war.
Nicolas war so verblüfft, dass er fast das Bild seines eigenen Drachen aus dem Kopf verlor. Laras Weibchen rief nach seinem Männchen, und Lara, in ihrer Unschuld und in Gedanken immer noch bei ihrem Kuss, verschärfte unabsichtlich noch den Drang des Weibchens nach seinem Gefährten. Sie entfesselte einen solchen Sturm erotischen Verlangens, dass Nicolas seine eigene instinktive Reaktion spüren konnte – und auch den Dämon, der sich in ihm erhob.
Nein! Nicolas versuchte, seinen männlichen Drachen im Zaum zu halten, doch der riss sich brüllend los, um seiner Gefährtin nachzujagen, wobei er einen wahren Sturm mit seinen mächtigen Schwingen erzeugte. Laras übermütiges Lachen durchflutete Nicolas mit einem köstlichen Erschauern, und in ihrer Aufregung rieb sie ihren Geist verführerisch an seinem. Sie war jedoch so völlig unschuldig in ihrer Verführung, dass ihr nicht einmal bewusst war, wie sehr sie das männliche Tier – und ihn – erregte.
Der Boden unter ihnen schien weit entfernt zu sein, als die Drachen sich steil in die Luft erhoben, miteinander tanzten, wie die Sternendrachen es getan hatten, und ein luftiges Ballett aufführten. Schnell und elegant stieg Lara in den Himmel auf und wurde immer sicherer, denn sie spürte die Kraft des Drachen. Diese Tiere besaßen Macht und Magie, und sie begann, sich stärker und stärker mit ihnen zu identifizieren. Sie probierte ein paar Loopings aus und glitt dann wieder ruhig durch die Luft, bevor sie zu einer weiteren anmutigen akrobatischen Vorstellung aus Purzelbäumen und Saltos überging.
Nicolas spürte, wie sein Drache sich bereit machte und abwartend und beobachtend den richtigen Moment auswählte, um das Weibchen mitten im Flug zu fangen. Das Drachenmännchen war nicht mehr aufzuhalten; Nicolas hätte schon beide vom Himmel herunterholen müssen, um das zu erreichen. Fast ebenso verzückt wie sein Drache zählte er die Schläge der Schwingen, als das Tier sein Tempo beschleunigte und einen Kreis am Himmel zog, um dann in einem genau berechneten Winkel direkt zu ihr hinabzustoßen. Heiß rauschte das Blut durch seine Adern, schoss in seine Lenden und erfüllte ihn mit solch unbändiger Lust, dass sein ganzer Körper wild erschauerte. Der weibliche Drache breitete weit die Flügel aus, und da machte der männliche seinen Zug – glitt mit seinem langen Körper geschickt unter den ihren, sodass er sich nun Bauch an Bauch mit ihr befand, nahm sie fest zwischen seine Schwingen und verschränkte seine Krallen mit den ihren. Und dann ergriff er Besitz von ihr und verlor sich in ihr.
Nicolas spürte Laras Schock und ihre Erregung, als die beiden Drachen, die einander fest mit ihren Flügeln umarmten und die Krallen wie Hände verschränkt hatten, zur Erde hinunterkreisten und der männliche immer wieder in den weiblichen hineinstieß. Lara und Nicolas waren getrennt von ihren Drachen, nur ihr Geist war in den Tierkörpern, aber beide spürten jeden lustvollen Stoß und die schwindelerregende Leidenschaft der beiden Tiere, die sich in der Luft liebten. Nicolas begehrte Lara mit der gleichen Heftigkeit wie der Drache seine Gefährtin. Das tierische Ungestüm der Tiere verschärfte höchstens sein Begehren, aber er liebkoste Laras Geist mit sanften, zärtlichen Bewegungen und gab ihr ohne Worte zu verstehen, was er fühlte.
Ohne jede Vorwarnung durchbrach ein Feuerstoß die Luft und spießte die kopulierenden Drachen auf, indem er tief in den Rücken des Männchens eindrang, durch seinen Leib hindurch in den des Weibchens stieß und an dessen Rücken wieder austrat. Der männliche Drache brüllte, der weibliche schrie, Blut
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