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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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war, als er sie aus diesen seelenlosen Löchern anstarrte und die beängstigend scharfen Zähne bleckte.
    Verschwinde von hier, Lara! Geh! Lauf ins Dorf!
    Ihn im Stich lassen? Wie könnte sie das tun? Wieder streckte sie die Arme zum Himmel empor, weil sie Kleider brauchte, um wenigstens das Gefühl zu haben, gegen das Böse gefeit zu sein, das wütend an ihrem Spinnennetz zerrte. Wieder wandte sie sich an die Schneespinnen und forderte sie auf, ihre feinen Fäden zu spinnen, nur dass sie diesmal etwas Warmes für sich wollte.
    Spinnt, kleine Spinnen,
    webt, kleine Weberinnen,
    und zieht mich an!
    Spinnt und webt mit eurem kristallenen Licht
    und passt mir eine zweite Haut an,
    damit ich wieder Wärme spüren kann!
    Dann rannte sie, so schnell sie konnte, von dem Vampir fort und auf das Dorf zu. Als es ihr gelang, den Waldrand zu erreichen, machte sie kurz halt, um ihre Kleider anzuziehen.

11. Kapitel
    L ara fuhr herum, drehte sich im Kreis und versuchte, Nicolas und den Vampir zu finden. Doch obwohl sie gerade noch da gewesen waren, konnte sie jetzt keinen der beiden mehr sehen. Fluchend rannte sie wieder aus dem Wald heraus. Die Erde mochte die Blutung zum Stillstand gebracht haben, aber sie nahm ihr nicht den Schmerz des arg zerfetzten Fleisches. Lara bekam kaum noch Luft vor Qual, doch irgendwie schaffte sie es in ihrer Sorge um Nicolas, die Schmerzen zu verdrängen.
    Nicolas! Kaum hatte sie ihn gerufen, bekam sie Angst, ihn vielleicht im schlimmstmöglichen Moment abgelenkt zu haben.
    Einige Meter weiter, hinter einer Anhöhe, sah sie Schnee hochwirbeln. Sie begann zu rennen oder versuchte es zumindest, da sie bis zu den Knöcheln in dem lockeren Pulverschnee versank. Sie brauchte Schneeschuhe an den Füßen – oder wenigstens die Fähigkeit, die Oberfläche so wenig wie nur möglich zu berühren.
    Sehnenstränge und Knochen, beugt und formt,
    gestaltet und verfeinert euch!
    Webt und macht diese Füße
    zu den leichtesten Hasenpfötchen, die es gibt!
    Laras Füße kribbelten und streckten sich, als sie wieder im Schnee landete und über die Wiese auf die kleine Anhöhe zueilte. Der Schmerz in ihrem Rücken und Magen verschärfte sich mit jedem Schritt, aber aus Angst um Nicolas zwang sie sich weiterzulaufen. Er hatte die volle Wucht des Angriffs abbekommen, und jetzt konnte sie den Vampir auch schon wieder fauchen und knurren hören. Es waren grässliche Geräusche. Von Nicolas dagegen war nichts zu hören, was Laras Puls zum Rasen brachte und ihr das Herz vor Furcht zusammenkrampfte.
    Instinktiv suchte sie den geistigen Kontakt zu Nicolas – und fand einen Killer. Da war keine Spur mehr von ihrem charmanten Seelengefährten, der so versessen darauf war, sie zu umwerben. Da war nichts Sanftes mehr, kein Erbarmen, keine Gnade – nur noch ein unbarmherziger Killer, perfektioniert von Jahrhunderten der Kriege und einem Verstand, der für das Gefecht geschaffen war.
    Lara hielt schlitternd an und presste sich eine Hand vor den Mund. Wollte sie ihn so sehen? Ihn so kennen? Der Killer war ebenso sehr ein Teil von ihm wie der souveräne, charmante Mann, der sie bis zur Besinnungslosigkeit geküsst und sie auf den wildesten Ritt ihres Lebens mitgenommen hatte, und er kämpfte um sein Leben – um ihrer beider Leben.
    Sie erkannte Böses, wenn sie es vor sich hatte, und der Vampir strömte den gleichen sonderbaren Geruch aus wie Xaviers bevorzugte Mutationen, die Parasiten. Lara schluckte die Galle herunter, die ihr allein von dem Geruch schon in die Kehle stieg, und zwang sich weiterzugehen. Sie konnte Nicolas nicht schwer verwundet einen Kampf mit etwas derart Bösem austragen lassen, wenn sie womöglich einen Weg fand, ihm zu helfen.
    Lara ließ sich auf alle viere fallen und kroch den Rest des Weges zu der Anhöhe hinauf, um dort vorsichtig über die Schneewehe zu spähen. Unter sich auf dem glitzernden Weiß entdeckte sie sich überkreuzende rote Streifen, als hätte jemand rote Farbe in alle Richtungen geschüttet. Ein einzelner, schwer unter der Last des Schnees gebeugter Baum stand wie ein Wächter da und verfolgte den uralten Kampf zwischen Vampir und Jäger.
    Nicolas stand in einiger Entfernung von Lara, groß und kerzengerade, mit vor Macht glühenden Augen und einer dichten Mähne schwarzen Haares über den Schultern. Trotz seiner Verwundungen – die jetzt wieder offen waren, wo der Vampir ihm anscheinend mit den Krallen über Brust und Bauch gefahren war und die Erdpflaster weggerissen hatte – bewegte

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