Fluch der Nacht: Roman
gefangen, ohne mit der Wimper zu zucken oder ihn auch nur sekundenlang von ihr abzuwenden, bis sie sich ganz und gar von ihm beherrscht fühlte.
So, ich glaube, das genügt. Ich kann nicht länger warten. Schaffst du es, hier hinauszugehen?
Lara blinzelte und blickte auf ihren leeren Suppenteller herab. Während sie mit den sinnlichen Bildern in seinem Kopf beschäftigt gewesen war, hatte er sie gefüttert, doch während sie hingesehen und selbst zu fantasieren begonnen hatte, hatte ihr wachsendes Verlangen das seine noch verschärft. Sie lächelte ihn an, und diesmal war ein Großteil ihrer Schüchternheit verschwunden.
Ich schaffe es bis zur Tür, wenn du es schaffst.
Er reichte ihr die Hand, und Lara legte die ihre vertrauensvoll hinein. Seine schwarzen Augen hielten ihren Blick noch einen winzigen Moment lang fest. Sowie ich dich hier herausgebracht habe, werde ich dich bis auf die Haut entkleiden, kündigte er an. Ich will dich fühlen und sehen, nicht nur in meiner Fantasie, sondern wirklich und wahrhaftig .
In seinem Ton lag eine Warnung und zugleich auch ein Versprechen. Er war nun wieder das gefährliche Raubtier, und sie war seine Beute. Diese Erkenntnis hätte sie erschrecken müssen, aber ihr ganzer Körper reagierte nur mit prickelnder Erwartung. Neben diesem erwartungsvollen Schauer, der ihr über den Rücken lief, spürte sie bei der erotischen Verheißung, die in seiner Stimme lag, auch eine versengende Hitze, die durch ihren Körper strömte.
Er riss die Tür auf, und sie traten in die Nacht hinaus. Seine Hand lag am Ansatz ihres Rückens, seine langen Finger streichelten die Rundung ihres Pos unter dem Kleid, das er für sie herbeigezaubert hatte. Der Stoff war seltsam schwer und brannte an ihrer empfindsamen Haut, als sie die Treppe zur Straße hinuntereilten. Schneeflocken fielen vom Himmel und schmolzen sogleich an ihren heißen Körpern.
Nicolas, der es kaum noch erwarten konnte, sie zu berühren, hob Lara auf die Arme und drückte sie an seine Brust. In seiner Ungeduld vergaß er dabei fast, ihre Präsenz zu verschleiern, als er zwei Schritte losrannte und sich mit ihr in die Lüfte schwang.
Lara erhob den Blick zu seinem Gesicht, das von einer wilden Schönheit war in seiner Sinnlichkeit, und seine dunklen Augen waren so besitzergreifend, dass sie ihr geradezu den Atem raubten. Seine Arme waren ungeheuer stark, sein Körper heiß und hart. Er drückte sein Gesicht an ihren Nacken, als könnte er nicht warten, nicht einmal, bis sie ihr sicheres unterirdisches Versteck erreichten. Seine Zähne strichen über ihre Haut, seine Lippen glitten federleicht darüber, und seine Zunge umspielte sie mit flinken, zärtlichen Berührungen, die sie rasend machten vor Verlangen.
Sein Atem kam schneller, rauer, seine schwarzen Augen füllten sich mit Qual und Schatten, als sein Mund den ihren fand. Er küsste sie wie ein Mann, der ausgehungert war nach mehr – als wäre sie zu einem Rausch geworden, dem er nicht mehr widerstehen konnte. Lustvoll aufstöhnend begann er mit seiner Zunge ein erotisches Spiel in ihrem Mund und verblüffte sie mit der Begierde, die in diesem Kuss lag. Die Hitze und Süße seines Mundes konnten süchtig machen, und Lara stöhnte und schob ihre Hände in sein dichtes, langes Haar.
Es war eine wundervolle Nacht. Der Mond schien silbern durch die grauen Wolkenfetzen, Schneeflöckchen fielen vom Himmel wie winzige weiße Diamanten, die träge zur Erde hinuntertanzten, und ein weißer Teppich aus glitzernden Kristallen bedeckte die Wiesen und die hohen Bäume. Selbst die Schatten hatten heute etwas silbrig Glitzerndes.
Lara wandte ihr Gesicht dem Nachthimmel zu. Sie hatte sich immer so fehl am Platz gefühlt, wenn sie nicht mit ihren Höhlenforschungen beschäftigt gewesen war, hatte sich bei Tag versteckt, um ihre Haut nicht der Sonne auszusetzen, und es vor anderen zu verbergen versucht. Hier in den Bergen aber, von der schützenden Nacht umgeben, fühlte sie sich zum ersten Mal richtig lebendig. Lara hob ihr Gesicht zu einem weiteren Kuss und schmiegte sich so fest an Nicolas, als wäre sie am liebsten in ihn hineingekrochen.
Heuwiesen und vereiste Sümpfe zogen unter ihnen vorbei, als Nicolas sie durch die Wolken trug, inmitten glitzernder Schneeflocken, die sich sanft auf ihrem Haar und ihren Kleidern niederließen, und Lara legte den Kopf zurück, um den Schnee mit ihrer Zunge aufzufangen. Aufgeregt und glücklich lachte sie leise. Sie fühlte sich wunderbar geborgen
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