Fluch der Nacht: Roman
die er später im Laufe der Jahrhunderte begangen hat.«
Gregori zuckte die breiten Schultern. »Sein Neid hat ihn in den Wahnsinn getrieben.«
»Und jetzt ist er durch und durch verdorben«, sagte Nicolas, »wenn er es nicht schon vorher war.«
Natalya erhob sich plötzlich und berührte Mikhail sanft am Arm. »Es tut mir leid, aber Raven hat mich gerufen. Ich muss zu ihr.«
Mikhails Gesicht war abgespannt und müde, als er ihren Blick erwiderte. »Ich bin dir dankbar für alles, was du tun kannst, um uns beizustehen, Natalya.« Er rieb sich seine Schläfen. »Sie hat mich gebeten, mich nicht einzumischen.«
Gregoris Gesicht war nicht weniger blass als Mikhails. »Sie wollen, dass Natalya unverzüglich kommt.«
Natalya nickte. »Ja, sie rufen mich, und ich werde selbstverständlich gehen. Was immer es auch erfordert, wir stehen alle hinter euch.«
Vikirnoff gab ihr einen Kuss aufs Haar und drückte ihre Hand, als sie sich zum Gehen wandte. »Natalya fühlt sich meistens nicht ganz wohl in einer Gruppe.«
»Im Augenblick fühlt sich wohl niemand wohl«, gab Mikhail zurück. »Es ist eine herzzerreißende Situation für alle. Wenn Raven und Savannah ihre Kinder nicht behalten können, wird dann auch nur eine einzige der anderen schwangeren Frauen glauben, eine Chance zu haben, ihr Baby zur Welt zu bringen? Und meint ihr, dass diejenigen, die nicht schwanger sind, den Kummer und das Leid riskieren würden?«
»Es wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, Mikhail, wenn unsere Spezies überleben soll«, gab Lucian zu bedenken. »Wir alle leiden unter dem Verlust unserer Kinder, aber wir können nicht aufgeben oder unserer Trauer und unserem Kummer erliegen.«
Mikhails Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Ich wusste gar nicht, dass du und deine Seelengefährtin schon einmal den Verlust eines Kindes zu beklagen hattet, Lucian.«
»Alle Verluste verringern uns als Ganzes.«
»Worte sind kein großer Trost, wenn man den Tod eines Kindes befürchten muss, das nicht nur der beste Teil von dir, sondern auch von deiner geliebten Seelengefährtin ist«, stimmte Mikhail zu. »Aber wir sprechen mit unserem kleinen Jungen. Wir ermutigen ihn, lieben ihn und leiden mit ihm, wenn er Schmerzen hat, weil Ravens Körper ihn zurückweist. Er ist so real für uns, als könnten wir ihn bereits in unseren Armen halten. Raven hat schon einmal einen Sohn verloren. Jetzt passiert es wieder, und sie verliert ihn an einen Feind, den wir weder sehen noch bekämpfen können. Mit jedem Tag entgleitet uns der Junge mehr, und wir sind außerstande, ihn zu retten. Glaubst du, ich will das für meine Seelengefährtin? Oder für deine?«
Ein kurzes Schweigen entstand, bis Gregori sich meldete. »Wir bitten darum, dass sich alle mit dieser Angelegenheit befassen, denn wenn wir nicht bald Lösungen finden, wird unsere Spezies sich nicht erholen.«
»Du bist Heiler, Gregori«, sagte Destiny. »Glaubst du, unsere Frauen sollten weiter versuchen, Kinder zu bekommen, obwohl wir diese Probleme nicht haben lösen können? Wäre es nicht besser, abzuwarten, bis wir wissen, was nicht in Ordnung ist, bevor wir unsere Herzen, Gedanken und Körper einem solchen Trauma aussetzen?«
»Unser Problem ist eigentlich ganz einfach, Destiny«, gab Gregori zurück. »Wenn wir keine Nachkommen hervorbringen, sterben wir aus. Mit jeder Stunde, die wir auf weiblichen Nachwuchs warten, verlieren wir mehr von unseren Männern. Es ist eine Tragödie, und ich weiß, wie schrecklich es ist, dass unsere Frauen riskieren müssen, Fehlgeburten zu erleiden, doch unsere Männer haben keine Hoffnung mehr. Und niemand kann ohne Hoffnung weiterleben.«
»Es erscheint mir nur wie ein sinnloses Opfer für eine Frau, schwanger zu werden und zu wissen, dass das Kind sterben wird, nur um falsche Hoffnungen in einem Mann zu wecken. Am Ende hat er sowieso nichts«, gab Jaxon zu bedenken. »Wenn wir keine sicheren Geburten haben können, liegt die Lösung vielleicht darin, sich woanders umzuschauen. Warum legen wir nicht eine Datenbank von übersinnlich begabten Frauen an, wie Dayan vorgeschlagen hat? So könnten wir einen Weg finden, sie zu überprüfen, ihre Stimmen aufzunehmen und sie unseren Männern vorzuspielen, um zu sehen, ob die Möglichkeit besteht, dass sie ihre Seelengefährtinnen auf diese Weise finden können?«
Destiny nickte. »Wir benutzen keinerlei modernen Technologien für unsere Suche.«
»Wenn wir eine Datenbank erstellen, servieren wir unseren Feinden ihre Opfer
Weitere Kostenlose Bücher