Fluch der Nacht: Roman
und an die Berge, die so reich an allem waren, was das karpatianische Volk zum Leben brauchte.
In den ersten wenigen Jahrhunderten zumindest hatten die Berge sie auch mit allem versorgt, doch heute hegte er den Verdacht, dass es Xavier irgendwie gelungen war, das zu ändern. Nicolas hoffte, dieses Problem zu beheben und so sein Bedürfnis, in das Höhlenlabyrinth des schwarzen Meistermagiers zurückzukehren, rechtfertigen zu können. Dieses weit verzweigte Netzwerk verlief meilenweit unter den Bergen und entfaltete sich wie ein Dorf. Es war schwer zu sagen, ob Teile davon noch benutzt wurden; Xavier hatte mächtige Schutzzauber hinterlassen, die echte Todesfallen waren.
Nicolas und Vikirnoff hatten vor, einen anderen Zugang zu den Kammern des schwarzen Magiers zu suchen, sobald die Versammlung der Krieger für heute Nacht beendet war. Der Eingang, den sie vorher benutzt hatten, war für sie verschlossen, und das Parasitengift in den Zähnen des Wächters war ein überzeugendes Argument, auch gar nicht erst zu versuchen, durch eine Tür zu gehen, die dazu bestimmt war, jeden Eindringling zu töten.
Viele der karpatianischen Männer hatten sich bereits versammelt, und Nicolas erwies ihnen seinen Respekt mit der förmlichen Begrüßung unter Kriegern. Seiner neu entdeckten Emotionen wegen war die Kameradschaft, die er ihnen entgegenbrachte, schon ziemlich überwältigend. Er war immer reserviert und, bis auf die Beziehung zu seinen Brüdern, meistens auch ein Einzelgänger gewesen. In diesem großen Versammlungsraum der Krieger jedoch spürte er die Stärke des karpatianischen Volkes, die Weisheit der Ältesten und ganz besonders die Verbindung zwischen ihnen allen, die sie durch ihren Prinzen hatten.
Aber er bemerkte auch den Ernst, das Unbehagen der Männer – und der drei Frauen, die dort wartend standen. Fragend zog er eine Augenbraue hoch, als er zu Vikirnoff trat und ihn begrüßte.
»Raven hat noch mehr Probleme. Gregori hat die meisten der Frauen zusammengerufen und will, dass sie ihre ›weibliche Magie‹ wirken, wie wir sie früher in den alten Zeiten nannten. Er hat keine Ahnung, was mit ihr nicht in Ordnung ist, doch er hofft, dass Syndil und die anderen sie vor einer Fehlgeburt bewahren können.«
»Und Savannah?«
»Gregori hat ihr nicht erlaubt, für irgendetwas anderes aufzustehen als dafür, Raven zu versorgen. Er ist sehr grimmig, und daher befürchte ich, dass auch ihre Chancen, die Kinder zu behalten, nicht sehr gut sind.«
Nicolas blickte zu den drei Frauen im Versammlungsraum hinüber: Natalya, Jaxon und Destiny. »Sollten sie nicht auch bei Raven sein?«
»Die Frauen wissen, dass wir das Thema, ob Frauen kämpfen sollten oder nicht, besprechen werden, und haben die drei als ihre Stellvertreterinnen hergeschickt.«
Nicolas schüttelte den Kopf. »Dann können wir uns ja auf einiges gefasst machen.«
Vikirnoff antwortete mit einem Schulterzucken. »Letztendlich wird der Prinz eine Entscheidung zu der Frage treffen müssen. Natalya hat den Vampir gejagt und ist lange Zeit frei und unabhängig gewesen. Destiny hat ihr ganzes Leben lang gejagt. Ich bin nicht einmal sicher, dass sie es aufgeben könnte. Sie war von einem Vampir versklavt worden und hat ganz furchtbar unter ihm gelitten.«
»Ich kenne die Argumente.« Nicolas nickte. »Und ich habe festgestellt, dass es nicht einfach ist, Nein zu sagen, wenn deine Seelengefährtin wild entschlossen ist, etwas Gefährliches zu tun. Ich habe große Bedenken, Lara zu Xaviers Höhle zurückzubringen, aber sie ist wahrscheinlich die Einzige, die die Schutzzauber deaktivieren kann. Sie wird Hinweise erkennen, die uns entgehen könnten, und der Besuch in der Höhle weckt vielleicht noch weitere Erinnerungen in ihr – Erinnerungen, die uns eine Hilfe sein könnten, um die Probleme unserer Frauen zu lösen.«
»An diese Dinge hatte ich nicht gedacht«, gab Vikirnoff zu. »Eigentlich hatte ich sogar schon beschlossen, heute Nacht mit dir hinzugehen, um zu sehen, ob wir einen anderen Zugang finden, und die Frauen daheim zu lassen.«
»Deine Frau würde dir nicht folgen?«
»Natürlich würde sie das, wenn sie es wüsste.« Vikirnoff warf Natalya einen liebevollen Blick zu. »Sie weiß gar nicht, was Aufgeben ist. Andererseits bin ich jedoch erfahrener und könnte sie für ein paar Stunden von meiner Spur abbringen, während wir uns die Höhle ansehen. Später wäre sie mir deswegen natürlich böse, aber mir wäre es wirklich lieber, sie in
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