Fluch der Nacht: Roman
begleiten, um zu lernen, Xaviers Handschrift zu erkennen, damit auch sie den Frauen helfen kann.«
Nicolas ließ seine Finger geistesabwesend über die zarte Haut an ihrem schmalen Brustkorb wandern. »Ich verstehe nicht, wie diese ... Dinger in die Frauen gelangen. Gibt es mehr als eine Art von ihnen?«
Lara runzelte die Stirn. »Anscheinend nicht, zumindest nicht in Raven oder Savannah. Extremophile können äußerst aggressiv sein bei der Verteidigung ihres Territoriums, und im Wesentlichen ist es das, was diese mutierten Mikroben sind.«
»Wenn sie also erst einmal ›ausgetrieben‹ sind, ist alles wieder ganz normal? Das ist ein bisschen schnell, scheint mir.«
»Zu schnell, finde ich. Wie ist der Organismus überhaupt erst in den Körper der Frauen hineingekommen? Was auch immer die Quelle sein mag, wir haben sie nicht gefunden. Bevor wir gingen, hörte ich Shea und Francesca miteinander reden. Shea meinte, es wäre gut möglich, dass die Mikrobe von Mann zu Frau übertragen wird und dass sie ursprünglich in der Erde lebt.«
»Sie irrt sich, was die Männer angeht«, sagte Nicolas, und seine streichelnde Hand auf Laras Brust hielt inne. »Und sie sollten nur nicht auf die Idee kommen, dass du Reisen durch den Körper aller Männer unternehmen wirst.«
Sie fühlte sich so herrlich warm an seiner Haut an, passte so perfekt in seinen Arm, und als sie lachte und dieser weiche, melodische Ton seine Sinne anrührte, fühlte er sich vollkommen zufrieden – mit sich selbst im Reinen und so vollständig, wie er es sich sein Leben lang gewünscht hatte. Er hatte immer gewusst, dass er hochintelligent war, dass er die Gabe der Schnelligkeit und des natürlichen Jagdinstinkts besaß, aber Lara zu finden, hatte einen besseren Menschen aus ihm gemacht.
»Was ist mit dir? Wenn du infiziert bist, könnte ich mich anstecken.«
»Ich will verdammt sein!«, fluchte er. Das raue, männliche Timbre seiner Stimme in Verbindung mit den Worten entlockte ihr ein Lächeln, und sie hob den Kopf, um ihm einen Kuss aufs Kinn zu geben.
Nicolas legte die Hand um eine ihrer Brüste und strich mit dem Daumen über die zarte Spitze. »Das hatte ich nicht mal in Betracht gezogen.«
»Ich glaube, alle Karpatianer müssen es in Betracht ziehen.«
Ein kurzes Schweigen folgte. »Würdest du mich untersuchen?«
Sie runzelte die Stirn und schmiegte sich an ihn, sodass ihre Brüste sich an ihn drückten und sein Körper mit einem sinnlichen Erschauern reagierte. »Würde eine einzelne Mikrobe in den männlichen Körper eindringen und dann an den weiblichen weitergegeben, würde sie den Körper des Mannes als Wirt für eine zweite Mikrobe offen lassen. Solange eine in der Frau vorhanden ist, würde die zweite im Mann verbleiben. Aber wenn Raven oder Savannah, die jetzt mikrobenfrei sind, Sex mit ihren Partnern haben und Mikhail und Gregori infiziert sind, würden sie wieder angesteckt. Das könnte ein schlimmer Teufelskreis sein, Nicolas.« Besonders, da sie im Augenblick die Einzige war, die die Extremophile wahrnehmen konnte.
Nicolas setzte sich auf und zog sie mit sich. Ihr Gesicht war blass, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Sie aß nicht mehr, trank höchstens noch ein wenig Brühe. Was, wenn sie die Mikrobe nicht mehr entdecken konnte, sobald sie durch und durch Karpatianerin war? Natalya schien allein auch nicht dazu in der Lage zu sein, und sie war auch einmal zu einem Teil Magierin gewesen. Dann würde die ganze Last der Verantwortung für eine aussterbende Spezies auf Laras Schultern liegen.
»Ich verstehe nicht, wie es so weit gekommen ist, Nicolas. Ich stand einfach nur eines Abends auf und beschloss, in den Karpaten nach der Eishöhle zu suchen -hauptsächlich wegen der Erinnerungslücken derjenigen, mit denen ich über die Eishöhlen gesprochen hatte. Jetzt habe ich dich und diese Verantwortung, die ich mir niemals hätte träumen lassen. Aber ich habe Angst um uns. Ich habe Angst, in mich hineinzuschauen und eine Mikrobe zu entdecken. Und natürlich habe ich auch Angst, in dich hineinzuschauen.« Sie legte ihre Hände an sein Gesicht und kniete sich neben ihn hin. »Ich wünsche mir Kinder, doch ich will nicht, dass sie je so leiden oder glauben, sie würden nicht geliebt.«
Nicolas beugte sich vor und küsste sie so zärtlich und beruhigend, wie er konnte. »Sie werden wissen, dass sie geliebt werden, fél ku kuuluaak sívam belsó.«
Sie liebte es, wie er »Geliebte«, flüsterte. Das karpatianische Wort war
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