Fluch der Nacht: Roman
schwarzen Fleckchen, die darin herumwimmeln? Ich wette, dass die alle männlich sind. Er arbeitet noch an der Perfektionierung seiner Methoden, wie ich sehe.«
Es gibt nichts, was sich nicht noch verbessern lässt , flüsterte die verhasste Stimme in ihrem Ohr. Lara riss entsetzt die Augen auf und fuhr herum, schon halb in der Erwartung, den Magier mit seinem selbstgefälligen Grinsen und den hasserfüllten silbrigen Augen hinter sich stehen zu sehen.
Sie tat einen tiefen, unsicheren Atemzug und drückte eine Hand an ihre Brust. Xavier hatte diese Worte immer dann gebraucht, wenn er Razvan etwas injiziert hatte. Die Erinnerung kehrte schlagartig zurück, das Bild, das sie vor Augen hatte, war scharf und sehr lebendig. Es zeigte den kämpfenden Razvan, der Blut und Wasser schwitzte, und ihre Mutter, die hilflos weinte, während Razvan, sich krümmend und von Krämpfen geschüttelt, auf dem eisigen Boden lag. Galle stieg in Laras Kehle auf, bis sie überzeugt war, sich übergeben zu müssen.
Aber Nicolas drückte seine Hand an ihren Magen und vereinte seinen Geist mit ihrem. Ich bin hier. Er kann dir nichts anhaben, Lara. Du bist nicht mehr das hilflose kleine Mädchen , versicherte er ihr und ließ Kraft und Liebe in ihr Bewusstsein strömen.
»Es tut mir leid. Ich schaff das schon. Wir müssen es schaffen. Ich will meine Tanten finden.« Lara schob das Kinn vor und rang sich ein kleines Lächeln ab. »Seid hier drinnen vorsichtig! Ich traue alldem nicht.« Die Brust war ihr schrecklich eng geworden, und sie presste eine Hand dagegen, als sie einen weiteren nervösen Blick durch Xaviers Laboratorium warf. Er war hier. Vielleicht nicht physisch, aber der ganze Raum war von seiner Energie durchdrungen. Seine verabscheuungswürdige Natur schien sich für immer in all dem Eis eingeprägt zu haben.
Wieder holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen, und zwang sich, näher an eine Reihe von Becken heranzutreten. Eines war mit Flüssigkeit gefüllt, und als sie daran roch, wich sie entsetzt zurück. »Ich glaube, das ist Fruchtwasser. Wo mag er das herhaben?« In dem Becken daneben sammelte sich das Blut, das unablässig von oben herablief. Trauben von Organismen schwammen in den beiden Becken.
»Woher mag das Blut sein?«
Nicolas trat näher und schnupperte daran. »Das hier ist von dem Reh, das die Fledermäuse vorhin erlegt haben, aber sieh dir die anderen Blutspuren an, Lara. Dieses Becken hier hat zwei verschiedene Zuflüsse. Sie sind älter, doch das Blut ist von Karpatianern.«
Natalya winkte sie in eine Ecke. »Das hier ist Razvans Blut. Es ist nicht so alt wie die anderen Spuren, und es läuft auch in dieses Becken.«
»Was glaubst du, wie alt Razvans Blut ist, Natalya?«, fragte Vikirnoff.
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht sehr alt. Ein, zwei Tage vielleicht. Wie in diesem anderen Raum ist sein Blut erstarrt, gefroren sogar, aber es ist nicht sehr alt.«
»Dann ist er erst kürzlich hier gewesen, was bedeutet, dass auch Xavier hier war. Direkt unter unseren Augen«, sagte Nicolas. »Er hat Experimente durchgeführt und uns die ganze Zeit über seine kleine Mikrobenarmee hinterhergeschickt. Doch wie konnte er sich vor uns verbergen?«
»Er hat Jahrhunderte gehabt, um seine Methoden zu vervollkommnen, und er scheint sie mit Vampiren zu teilen«, gab Vikirnoff zu bedenken.
Eine kurze Stille entstand, während überall um sie herum das Eis knackte und stöhnte, als wäre es ebenso lebendig wie sie selbst. Lara schaute sich um. »Je tiefer die Eishöhle, desto instabiler ist das Eis, falls es nicht durch Magie geschützt ist. Eishöhlen bleiben nie gleich, nicht wie diese hier. Wasser kann von schmelzendem Eis oben hereinströmen und einen sehr starken Wasserfall erzeugen, der dann ein paar Tage später, wenn es wieder kalt ist, vollkommen gefroren sein kann. Und Eis bewegt sich. Die Mauern sind instabil. Du misst sie ab, um sicherzugehen, dass sie nicht um dich zusammenbrechen. Dieses Eis dagegen ist sehr stabil, obwohl wir viele Hundert Fuß unter der Erde sind. Die Mauern bewegen sich, wenn er will, dass sie sich bewegen. Er ist hier gewesen.«
Ihre Lungen brannten, und sie merkte plötzlich, wie flach sie atmete. Sie hasste diese Höhle und wollte sie sofort verlassen.
»Lara«, sagte Nicolas, »könnten diese anderen zwei Blutspuren von deinen Tanten stammen? Ich erkenne den Geruch nicht, ich weiß nur, dass es Blut von Angehörigen der Drachensucher-Linie ist.«
Natalya kam zu ihnen herübergeeilt
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