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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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und Fähigkeiten stets so sicher waren, schien es nicht so nervös zu machen wie sie, in Xaviers Versteck zu sein. Und je länger sie sich hier aufhielten, ohne angegriffen zu werden, desto sicherer fühlten sie sich, doch gerade dieser fehlende Widerstand weckte Laras Argwohn.
    Sie verhielt sich ganz still und beobachtete die Höhle, als die anderen ausschwärmten, um nach Hinweisen zu suchen. Natalya hoffte, durch ihre Verbindung zu ihrem Bruder noch mehr Nachrichten von ihm zu finden, während Nicolas und Vikirnoff die Geräte in den Nischen in der Eiswand untersuchten, an der Razvan angekettet gewesen war. Offenbar waren die verschiedenen Folterinstrumente absichtlich dort untergebracht worden, wo er sie sehen konnte, damit seine Furcht vor den Misshandlungen und Qualen wuchs.
    »Xavier ist ein sadistischer hän ku tuulmahl elidet «, bemerkte Nicolas.
    Lebensräuber , übersetzte Lara und fand die Bezeichnung mehr als angemessen. Xavier war definitiv ein Lebensräuber. Er nahm es jedem – Familienangehörigen, ganzen Spezies, jedem, dem er begegnete.
    Vikirnoff bückte sich, um Spuren in dem Eis zu untersuchen. »Was ist das, Nicolas?«
    Lara folgte ihren Blicken, als beide Männer sich neben etwas niederhockten, das wie Abdrücke von Krallen auf dem Eisboden aussah. Beim Anblick der noch ziemlich frischen Spuren schlug ihr Herz schneller vor Erregung. Hatten ihre Tanten sie etwa in Gestalt von Drachen hinterlassen? War das möglich? Waren sie hier gewesen? Hoffnung erwachte in ihr, obwohl sie wusste, dass es unmöglich war. Beide waren vor all den Jahren schon so krank gewesen ...
    Nicolas und Vikirnoff strichen mit den Fingern an den Rillen entlang und versuchten herauszufinden, was die Abdrücke verursacht haben könnte. Mit wild pochendem Herzen hockte Lara sich neben Nicolas.
    Er wandte den Kopf und sah sie an, als ihre Schulter ihn streifte und ihr Duft ihn einhüllte. Obwohl sie ihr Haar zu einem Zopf geflochten hatte, umrahmten lose Strähnen ihr Gesicht, die er zu gern beiseitegeschoben hätte, nur um ihre zarte Haut und ihr seidiges Haar zu spüren. Er hatte lange gelebt, hart gekämpft und schöne Orte und Dinge gesehen, doch nichts von alldem ließ sich mit dem Geschenk vergleichen, das ihm mit ihr zuteilgeworden war. Lara , flüsterte er in Gedanken, um ihr die Angst zu nehmen.
    Ihre Blicke begegneten sich, und sein Herz reagierte mit einem schmerzhaft harten Pochen, während die Heftigkeit seiner Liebe zu ihr ihm den Magen zusammenkrampfte. Das Gefühl schien mit jeder Abenddämmerung noch zuzunehmen und füllte sein ganzes Sein so restlos aus, dass er sich selbst kaum noch erkannte. Es war eine Sanftheit in Lara, die er überaus betörend fand. Vielleicht weil er spürte, dass in ihm selbst fast nichts davon vorhanden war. Vielleicht brachte sie das Beste in ihm zutage – und machte ihn zu einem besseren Mann. Was immer es auch war, er wusste nur, dass er sich tief im Innersten nach ihr verzehrte. Nicolas dachte an sie und achtete auf jeden noch so kleinen Ausdruck, der über ihr Gesicht huschte. Er wusste nicht einmal genau, seit wann er sie so liebte und brauchte – aber er wusste und akzeptierte, dass diese Gefühle nur noch stärker werden würden.
    »Was ist?«, fragte sie, und ihr kleines Lächeln vertrieb ein wenig von der Düsternis in ihren Augen.
    Nicolas erwiderte das Lächeln. »Nichts. Ich sehe dich nur an.«
    Sie errötete und senkte den Blick wieder auf die Krallenspuren, die sie mit der flachen Hand berührte, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was die Rillen im Boden verursacht hatte. Sofort schnappte sie entsetzt nach Luft, weil sie die Hand des Bösen spürte, und kroch zurück. »Das ist eine Falle! Fasst es nicht an! Zieht euch zurück!«
    Nicolas ergriff ihre Hand und zog sie auf die Füße. Vikirnoff und Natalya stellten sich Rücken an Rücken, sodass sie in beiden Richtungen nach Feinden Ausschau halten konnten.
    Plötzlich hagelten Eiszapfen von der Decke auf sie herab, andere schossen wie Speere aus den Wänden. Die Männer warfen Schutzschilde über sie, um zu verhindern, dass sie Verletzungen oder sogar den Tod durch die schweren, scharfen, dolchartigen Eisformationen erlitten.
    Die Eishöhle rumpelte und erbebte, Wasser schoss aus einer Spalte in der Wand über ihnen und schlug brüllend auf dem Boden auf. Das Eis zersplitterte, und ein Spinnengewebe winziger Risse verbreitete sich von der Decke bis zum Boden. Wasser drang in dünnen Rinnsalen aus den Ritzen, die

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