Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
durchzuhalten, als wir es für möglich gehalten hätten.«
    Da seine Familie über enorme Begabungen verfügte, waren sie auch mit einem weit gefährlicheren Element belastet. Während alle karpatianischen Männer mit der Zeit eine Düsternis in ihrer Seele entwickelten, besonders die zum Krieger geborenen, war diese bei den Brüdern de la Cruz schon von Geburt an stark vorhanden gewesen. Sie waren schnell davon vereinnahmt worden und hatten großen Gefallen gefunden an ihrer Ausbildung, dem Kampf, der Jagd und insbesondere dem Rausch des Tötens.
    »Wie kann das sein?«, fragte Lara neugierig. »Meine Tanten sagten, der karpatianische Mann trüge den Samen des Vampirs in sich.«
    »Das ist eine Sichtweise. Fest steht, dass alle karpatianischen Männer sich dafür entscheiden können, ihre Seele aufzugeben. Wir bewegen uns in öden, grauen Welten, in denen wir nur unsere Erinnerungen haben oder den Geist anderer anrühren können, die die Schönheit unserer Umgebung noch sehen und empfinden. Es ist schwer, gegen das Verlangen nach Gefühlen – egal welchen Gefühlen – anzukämpfen.«
    »Ist mein Vater ein Vampir?«
    Nicolas schwieg einen Moment und ließ seine Hände auf ihre Schultern sinken, um auch dort mit einer Massage ihre Anspannung zu lindern. »Wir wissen nicht, was dein Vater ist. Manchmal glauben wir, dass er tot ist, und dann taucht er plötzlich wieder irgendwo auf. Er hat viele Gesichter, und er hat zahllose Verbrechen gegen unser Volk begangen, aber keiner weiß mit Sicherheit, was im Feindeslager vor sich geht. Du könntest unser größter Hinweis sein. Du und deine verlorenen Erinnerungen.«
    »Aber was haben meine Erinnerungen zu bedeuten? Ich habe meinen Vater immer für einen Dämon gehalten. Er hat mir mein Blut gestohlen, hat meine Handgelenke, meinen Nacken, meine Adern aufgeschlitzt. Er behandelte mich, als wäre ich nichts als eine Mahlzeit für ihn. Das ist das Einzige, woran ich mich erinnern kann.«
    »Wir kennen und verstehen den Zeitrahmen nicht. Vielleicht gab es eine Zeit, in der ihr beide zusammen Gefangene wart.«
    »Es ergibt aber keinen Sinn, dass meine Tanten meine Erinnerungen an ihn als Gefangenen blockieren sollten. Wozu sollte das gut sein? Und wie du schon sagtest, war auch ein Schutzzauber, den ein Mann gewirkt hatte, unter meinen Barrieren. Ich weiß nur von meinem Vater und Xavier, aber du würdest das Böse spüren, wenn einer von ihnen einen Schutzzauber gewoben hätte. Und zu welchem Zweck hätte er mir nur Erinnerungen daran lassen sollen, wie er sich von meinem Blut ernährte? Warum sollten sie alle wollen, dass ich meinen eigenen Vater für die schlimmste Art von Monster halte?« Lara schlug die Hände vors Gesicht.
    Nicolas blieb hinter ihr und fuhr fort, ihre verkrampften Nackenmuskeln zu massieren. »Vielleicht sind die wahren Erinnerungen ja noch schlimmer als der Glaube, dass dein Vater ein Ungeheuer war.«
    »Du hast ihn erkannt. War er noch am Leben?«
    »Wir glauben ja.«
    »Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Als er in Gestalt einer älteren Frau in dem Gasthof erschien, in dem du ein Zimmer hast. Dort fand gerade eine Feier statt, und die Seelengefährtin des Bruders unseres Prinzen ...«
    Lara stieß zischend den Atem aus und fuhr herum, um Nicolas anzusehen. »Sag mir ihren Namen! Sie hat doch sicher einen Namen.«
    Ungerührt von ihrem Ärger zuckte er die Schultern. »Shea, Jacques Dubrinskys Gefährtin, erwartete ein Kind. Die ältere Frau griff sie mit einer vergifteten, mit Widerhaken versehenen Nadel an und hätte sie umgebracht, wenn mein Bruder Manolito sich nicht vor Shea geworfen hätte, um sie zu beschützen. Zum Glück hat er den Angriff überlebt.«
    Lara gab einen leisen Laut von sich und wandte sich wieder von ihm ab, doch weder seine sanften Hände noch das beruhigende Aroma des Lavendels und des Honigs konnten ihr Entsetzen über diese neuerliche Heimtücke ihres Vaters dämpfen. »Shea war also schwanger, und Razvan versuchte, sie und ihr ungeborenes Kind zu töten.«
    »So scheint es.«
    Lara schüttelte den Kopf. »Es tut mir schrecklich leid. Ich habe nicht über das hinausgedacht, was er mir angetan hat, aber das hätte ich tun sollen.«
    Nicolas bewegte sich so schnell, dass sie nur etwas ganz Verschwommenes sah und spürte, bis er vor ihr stand und mit sanften Fingern ihr Kinn anhob. »Du bist nicht verantwortlich für Razvans Taten. Ganz allein er trägt die Verantwortung dafür.«
    Sie brachte ein kleines Lächeln

Weitere Kostenlose Bücher