Fluch der Nacht: Roman
zustande. »Danke, dass du das sagst. Und was ist mit meinen Tanten? Weißt du irgendetwas über sie?«
»Tut mir leid, Lara, aber ich habe nichts davon gehört, dass sie irgendwo lebend gesehen wurden. Falls sie überhaupt deine Tanten sind.«
»Meine Großtanten«, erläuterte sie. »Aber ich habe sie immer Tanten genannt.«
Er lächelte. »Das hatte ich mir schon gedacht. Wenn sie deine Großtanten sind, würde das sie zu Rhiannons Töchtern machen. Wir wissen, dass Rhiannon Drillinge mit Xavier hatte. Zwei Mädchen – deine Tanten – und Soren, deinen Großvater. Soren ist vor einigen Jahren von Xavier ermordet worden. Die Mädchen sind seither nie wieder gesehen worden. Wie sehen sie aus?«
»Ich habe sie nur in Drachengestalt gesehen. Sie waren schwach und krank. Xavier benutzte sie als ... als Blutspenderinnen und erhielt sie zwar am Leben, aber in einem sehr geschwächten Zustand. Er hatte große Angst vor ihnen. Oftmals, wenn eine aufgetaut wurde, hielt er der anderen ein Messer an die Kehle. Sie haben mich vor dem Verrücktwerden bewahrt, indem sie flüsternd zu mir sprachen, wenn es ganz schlimm wurde, und mich ablenkten, wenn ich wieder mal als Blutquelle benutzt wurde.«
»Bist du sicher, dass sie Rhiannons Töchter waren?«
»Die Liebesgeschichte, die sie mir erzählt haben, handelte von ihrer Mutter Rhiannon und ihrem wahren Seelengefährten. Xavier ermordete ihn, und dann hielt er Rhiannon gefangen und zwang sie, ihm Kinder zu gebären. Das waren die Drillinge. Er glaubte, er sei unsterblich, wenn er von dem Blut der Karpatianer lebte. Ich bin sicher, dass die Dinge, die meine Tanten mir erzählt haben, der Wahrheit entsprachen, oder zumindest sagten sie, es wäre so.« Lara sah Nicolas an. »Du konntest mich mit den rituellen Worten an dich binden. Woher sollten meine Tanten dieses karpatianische Ritual kennen, wenn sie nicht Rhiannons Töchter wären?«
»Dominic, Rhiannons Bruder, hat viele Jahre nach ihr oder Nachrichten von ihr gesucht. Man unterrichtete uns, dass sie durch Xaviers Hand gestorben war, und Dominic, der so gehofft hatte, von seinen Nichten zu hören, wird sehr traurig sein über die Neuigkeiten.«
»Aber sie könnten auch noch am Leben sein«, wandte Lara ein. »Möglich ist es. Sie halfen mir, aus der Eishöhle zu entkommen, und vielleicht haben sie es ja dann auch geschafft. Xavier ließ sie nicht zu Kräften kommen, doch sie waren schlau und könnten trotzdem einen Weg gefunden haben. Deshalb bin ich hierher zurückgekehrt, um es herauszufinden. Ich werde nach Hinweisen darauf suchen, was aus ihnen geworden ist.«
Nicolas zog scharf den Atem ein. »Die Eishöhlen sind viel zu gefährlich, Lara. Ihre letzten Besucher kamen gerade noch mit dem Leben davon. Sie sind kein Ort, den du betreten solltest.«
Lara hielt ihren Blick auf den sanft gegen das Ufer plätschernden Teich gerichtet. »Warst du schon einmal dort unten?«, fragte sie, obwohl es sie im Grunde gar nicht kümmerte, wie er darüber dachte. Sie war jedenfalls fest entschlossen, die Höhle wieder aufzusuchen und herauszufinden, was aus ihren Tanten geworden war.
»Nicht selbst, aber alle Karpatianer tauschen Wissen untereinander aus. Vikirnoff und seine Frau mussten gegen Schattenkrieger, Vampire und Magier kämpfen, als sie in den Höhlen waren.«
Lara runzelte die Stirn und blickte verärgert zu ihm auf. »Seine Frau? Nicht schon wieder. Hat sie keinen Namen? Oder schätzt ihr Frauen so gering, dass ihr euch nicht einmal die Mühe macht, euch ihre Namen einzuprägen?«
Nicolas beugte sich zu ihr herab und legte seine Lippen an ihr Ohr. »Ich glaube, du versuchst, einen Streit vom Zaun zu brechen, weil du erschüttert bist über die Rückblenden, die du erlebst. Du hast oft genug an meinen Geist gerührt, um zu wissen, dass ich Frauen respektiere und mein Leben hingeben würde, um sie zu beschützen.« Er zupfte spielerisch an ihrem langen Zopf. »Ich muss den Prinzen sprechen und werde dann auch Neuigkeiten von deinem Freund erhalten. Außerdem brauche ich Nahrung und du auch. Bleib also hier und ruh dich aus! Ich werde dir etwas zu essen und zu trinken mitbringen, und dann können wir gemeinsam herausfinden, was mit deinen Tanten geschehen ist.«
Das Gefühl seines warmen Atems an ihrem Ohr und das verführerische Streifen seiner Lippen lösten ein solch wohliges Erschauern in ihr aus, dass ihre Brüste prickelten und ihre zarten Spitzen sich versteiften. Mit einem kleinen klickenden Geräusch biss
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